2420 - Ketschuas Mondflug
heutigen Unterricht. Ich gebe dir nur eine Aufgabe. Denk darüber nach, zu wem du was sagst. Vergiss nicht, auf welchem Weg sich die JULES VERNE befindet und was jeder Einzelne an Bord dafür auf sich genommen hat. Wir können das Schiff nicht aufs Spiel setzen, weil du oder sonst irgendjemand neugierig ist!"
Ketschua wollte sich den Mund nicht verbieten lassen. „Es dreht sich nicht um Neugierde, sondern einzig und allein darum, dass in dem Wrack womöglich Informationen lagern. Oder glaubt ihr etwa nicht, dass ein Traitank in der Lage ist, die Barriere zu durchfliegen, die Tare-Scharm abkapselt?
Zumindest existieren Einheiten TRAITORS, die das vermögen, sonst hätte der militärische Aufmarsch um die Galaxis keinen Sinn. Wenn wir in das Wrack gehen, erfahren wir womöglich ..."
„Wir denken an nichts anderes, Ketschua." Mondras Stimme war kühler als der Laosoor sie je zuvor gehört hatte. „Und deshalb lassen wir alle notwendige Vorsicht walten."
Sie ging nach draußen.
Das Schott schloss sich geräuschlos hinter ihr.
Ketschua blieb allein zurück und fragte sich, was er falsch gemacht hatte.
*
Vor wenigen Minuten hatte Mondra Kontakt mit ihm aufgenommen und ihn in die Zentrale beordert.
Er trug den Schutzanzug, den die Terraner für ihn angefertigt hatten – ein Raumfahrer brauchte so etwas, dem hatte auch Gucky zugestimmt. Vielleicht erhielt er heute Gelegenheit, ihn auszuprobieren ...
„Ich denke, du hast es verdient, so nah wie möglich dabei zu sein", begrüßte sie ihn.
Ketschua trat neben sie.
„Wir sind dicht am Wrack vorbeigeflogen und haben einen Satelliten ausgeschleust, der uns per Richtfunk Ortungsergebnisse aus allernächster Nähe übermittelt. Inzwischen sind wir einige Lichtjahre entfernt, aber bestens informiert."
Das klang nicht danach, als ob sich in den nächsten Minuten etwas von besonderer Bedeutung abspielen würde.
Aber es musste einen Grund dafür geben, dass Mondra ihn gerufen hatte.
Ketschua wartete ab und wurde nicht enttäuscht.
„Es gibt kein besonderes Resultat dieser Ortungen. Das bedeutet, es ist nicht mit Problemen zu rechnen, zumindest nicht mit solchen, die man im Vorfeld ausschalten könnte. Wir gehen rein."
„Wir?"
Mondra streckte ihm die offene Handfläche abwehrend entgegen. Er hatte diese Gestik schon öfter bei Terranern beobachtet.
„Ich sagte, du wirst so nahe wie möglich dabei sein. Das bedeutet, du darfst in der Zentrale bleiben, wo alle Informationen des Einsatzkommandos zuerst eintreffen. Du sitzt gewissermaßen am Puls der Zeit. Vierzig Spezialisten des Landekommandos und zwanzig Wissenschaftler und Techniker fliegen mit dem Kreuzer NAUTILUS I zum Wrack. Außerdem zwanzig TARAV-UH-Kampfroboter, falls es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt. Die Kampfroboter werden uns wirksam verteidigen können."
Schon in diesem Augenblick beschloss Ketschua für sich, dass ihm das nicht genügte. Er musste einen Weg finden, Teil dieses Einsatzkommandos zu werden.
Perry Rhodans Flug zum Mond, durchschoss ihn ein Gedanke. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte sich Ketschua an Bord der JULES VERNE geschmuggelt und damit dieses ganze Abenteuer ins Rollen gebracht. Was hinderte ihn daran, nun heimlich in die NAUTILUS I einzudringen?
Er wusste, wo die Hangartube lag, in der der Solonium-Hypertakt-Kreuzer startbereit wartete. Dieses Schiff stammte ursprünglich aus den Beständen der SOL, eines anderen Hantelraumers terranischer Herkunft, wie er in Erfahrung gebracht hatte. Alles, was er zu tun hatte, war nahe genug heranzukommen, um ins Innere teleportieren zu können. Dank Gucky beherrschte er zielgenaues Springen mittlerweile nahezu perfekt.
Innerlich bedankte er sich bei seinem Lehrer, wenn dieser wohl auch nicht für möglich gehalten hätte, wozu sein Schüler diese Fähigkeit zum ersten Mal im Ernstfall einsetzen würde.
Mondra würde schon Verständnis für ihn aufbringen, aber selbst, falls nicht, musste er es tun. Er musste. Eine Gelegenheit wie diese würde sich ihm vielleicht nie wieder bieten. Dies konnte seine erste echte Diebesmission werden, der Höhepunkt seines bisherigen Lebens.
Mondra gab weitere Erklärungen ab.
Demnach stand der Aufbruch der NAUTILUS I dicht bevor.
Ketschua wartete, bis Mondra die Zentrale verließ, weil sie selbst Teil des Einsatzkommandos war, genau wie Perry Rhodan und Gucky. Wenige Minuten nachdem sie gegangen war, zog sich Ketschua mit einer diskreten Teleportation erst an den Rand der
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