2429 - Das Terminale Beben
bestätigte er. „Ich komme von weit her. Ekatus Atimoss und der Geflügelte entführten mich in die Proto-Negasphäre."
Täuschte er sich, oder leuchteten die Augen Hobo Geys auf?
„Wen solche Kreaturen hinter den Grenzwall bringen, der muss ein bedeutendes Mitglied seines Volkes sein."
Der Sessel glitt ein Stück nach vorn, so dass Rhodan Hobo Gey und dieser ihn besser betrachten konnte. „Meinen Namen kennst du ja bereits. Ich will dir berichten, wer dich gerettet hat. Ich bin ein 1207 Jahre alter Sarti. Die Sartis gingen unter dem Einfluss des Vibra-Psi zugrunde. Unsere Sprache war das Tare’am, das einst auf allen erschlossenen Welten von Tare-Scharm gesprochen wurde. Im Großen und Ganzen ist es identisch mit dem Lanterns-Dialekt, der auf die Superintelligenz ELEDAIN zurückgeht. Inzwischen leben nur noch wenige von denen, die diese Sprache einst beherrschten."
Rhodan nickte. „Deshalb konnte ich dich nicht verstehen."
Vom Lanterns-Dialekt hatten sie zuerst in Tare-Minor erfahren. Später waren sie im INTAZO den Lanterns selbst begegnet, körperlosen Matrizen aus dem psionischen Pool ELEDAINS, die im INTAZO als Gewissenwächter fungierten. Mit den Lanterns war nur eine mentale Kommunikation möglich gewesen, von der Sprache hatten sie in der JULES VERNE nichts erfahren, außer der Bedeutung von zwei Begriffen: Eledain-Cishon und INTAZO.
„Das Vibra-Psi ist das, was ich auf dieser Welt spüre?", fragte der Terraner.
„Ja. Wie es scheint, macht es dir nichts aus."
„Es ist zum Aushalten." Rhodan ersparte es sich, dem Sarti die Vorzüge einer Mentalstabilisierung zu erläutern.
„Auf unserer Welt nisteten sich Genprox-Analysten ein", fuhr Hobo Gey in seinem Bericht fort. „Sie experimentierten mit dieser Strahlung. Sie sahen zu, wie wir starben, ohne uns zu helfen.
Vor 1140 Jahren baute mein Volk mir diesen Roboter. Die Sartis vollbrachten eine letzte technische Großtat für mich, ihren Herrscher. Sie verschmolzen meinen Körper mit dieser Maschine, damit wenigstens einer den Kontakt mit dem Vibra-Psi überleben konnte. Das Werk gelang. Durch die Transformation wurde aus Hobo Gey, dem Herrscher, Hobogey, der Rächer."
Ein eiskalter Schauer rann Rhodan beim Zuhören den Rücken hinunter. Er dachte an die zahlreichen Völker im INTAZO, die ein ähnliches Schicksal in der vorgelagerten Kleingalaxis erlitten und deren Überlebende sich danach ARCHETIM angeschlossen hatten, die To s’amosa etwa.
Zwischen dem Terraner und dem offenen Wurm wuchs ein Hologramm in die Höhe. Es zeigte einen schrundigen, unregelmäßig geformten Diskus aus ockerfarbenem Metall.
„Das ist mein Raumschiff, klein, mit wenig Platz, aber handlich und vor allem unauffällig. Einst kam mit ihm ein Kundschafter namens Dirvan Molavi nach Tare-Scharm. Er arbeitete im Auftrag ARCHETIMS und hielt den Kontakt mit dem Vibra-Psi auf Dauer nicht aus. Dirvan Molavi starb, aber zuvor übertrug er sein Schiff auf mich.
Ich taufte es JÄGER, da dieser Begriff meiner mir selbst gestellten Aufgabe am nächsten kommt. Ich jage Genprox-Analysten, wo ich sie finden kann.
Manchmal sind mir die überlegenen technischen Einrichtungen des Schiffes ein Rätsel, aber bisher ging alles gut."
Der Sarti legte ein Pause ein, und Rhodan wartete geduldig, wobei er das Loch im Tor und die Fensteröffnungen im Blick behielt.
„Anfangs nahm ich den Kampf gegen den allgegenwärtigen Moloch der Terminalen Kolonne auf", sagte Hobo Gey.
„Bald erkannte ich aber die Sinnlosigkeit eines solchen Unterfangens. Von da an machte ich ausschließlich Jagd auf die verhassten Genprox-Analysten, die mein Volk hatten dahinsiechen und sterben lassen."
Die Stimme des Sartis fing bei diesen Worten an zu vibrieren. Das Hologramm erlosch. Der Sessel ruckte nach hinten, die mechanischen Teile der Halterung rasteten hörbar ein. Ein dunkler Schleier legte sich über Hobo Gey.
Rhodan sah trotzdem, wie sich der Körper des Wesens unter dem Eindruck der eigenen Worte schüttelte, fast in Krämpfen wand. Als es nach ein paar Minuten nicht aufhörte, trat Rhodan näher an das offene Cockpit heran.
„Wenn du Hilfe brauchst, sage es.
Vielleicht kann ich sie dir leisten."
Statt einer Antwort klappte die Haube herunter. Der Wurm lag stumm vor dem Terraner, ein glotzender Roboter ohne sichtbare Zeichen von Leben.
Er will allein sein und braucht Zeit, um sich zu beruhigen, sagte Rhodan sich und ging zum Tor.
*
Wie lange ist diese Stadt schon dem Verfall
Weitere Kostenlose Bücher