2429 - Das Terminale Beben
technische Zivilisation mehr existiert. Die Städte sind verlassen und zerfallen, die Überlebenden zogen sich in die Agrarräume des Planeten zurück, wo sie von Ackerbau und Viehzucht leben."
Der Wurm erreichte das Ende der Touristensiedlung. Im Schutz eines halb herabhängenden Daches verharrte Hobogey und wartete. Rhodan vermutete, dass der Sarti mit der Nahbereichsortung arbeitete, und versuchte, aus dem Chaos an fehlerhaften Impulsen einigermaßen brauchbare Erkenntnisse zu gewinnen. Irgendwann setzte er sich in Bewegung und kroch im Schatten der meist schiefen Fassaden bis zu der Stelle, wo sich die Siedlung dem Buschland am nächsten befand.
Rhodan schätzte die Strecke bis dorthin auf ungefähr zwei Kilometer.
„Sollten wir verfolgt werden, trennen wir uns, sobald wir das Buschland erreicht haben", schlug der Wurm vor.
„Bist du einverstanden?"
„Es gibt dazu keine Alternative", stimmte Rhodan zu. „Gehen wir, bevor es zu spät ist."
Er versuchte sich in die fremdartige Denkweise der Diener des Chaos zu versetzen. Der Dual und der Herold wussten besser über die Phänomene einer Welt wie Ata Thageno Bescheid als er und Hobogey zusammen. Die Verfolger konnten daher in aller Ruhe erst nach ihren Terminalen Verbündeten suchen und sich danach um ihn kümmern.
Solange Rhodan in Hobogey einen sehr mobilen Verbündeten hatte, konnte er sich in relativer Sicherheit wiegen.
Und der Rachefeldzug des Sartis?
Perry selbst widerstrebte ein solches Denken, denn es machte das eigentliche Opfer zum Mörder, aber er konzidierte, dass er sich wohl schwerlich in Hobogeys Denken hineinversetzen konnte.
Vor allen Dingen durfte er nicht vorschnell über ihn urteilen.
Mit seinen Nadelstichen würde Hobogey womöglich den Entstehungsprozess von Chaotischen Geflechten ein wenig verzögern.
Vielleicht war es genau diese Zeitspanne, die die Schlachtflotten ARCHETIMS für ihre Aufgabe benötigten.
Ein einzelner Verbündeter war besser als keiner. Der Sarti wollte die Genprox-Analysten auf Ata Thageno vernichten. Wenn er es schaffte, wenn sie es gemeinsam schafften, besaßen der Dual und der Herold keine Möglichkeit, sich draußen im All bei ihren Spießgesellen bemerkbar zu machen.
Dass es dort draußen von Traitanks nur so wimmelte, war angesichts einer 180.000 Schiffe starken Flotte aus dem INTAZO zu erwarten. ARCHETIM bekämpfte die Chaotischen Zellen. Die Superintelligenz wollte die Bildung eines Chaotischen Geflechts verhindern.
Wenn die hyperphysikalischen Phänomene auf Ata Thageno anhielten, bedeutete es, dass das Geflecht noch nicht zustandegekommen war. Dann hatte ARCHETIM gesiegt. Wenn sie endeten, hatte die Superintelligenz verloren.
Ganz sicher war sich Rhodan bei der Beurteilung der Vorgänge aber nicht.
„Kannst du mir etwas über die Entstehung eines Chaotischen Geflechts sagen?", fragte er den Wurm. „Wenn sie verhindert wird und die Chaotischen Zellen sich nicht vereinigen, flauen dann die Phänomene ebenfalls ab, oder bleiben sie erhalten?"
„Darüber besitze ich keine gesicherten Erkenntnisse. Es hängt von den Umständen ab, vermute ich. Gibt es denn Anzeichen, dass so etwas geschehen könnte?"
„Ja", bestätigte der Terraner. „Ich besitze entsprechende Informationen."
Der Wurm erreichte das Buschland und durchquerte eine Senke, die ihnen Deckung bot. Kurz nachdem er den tiefsten Punkt hinter sich gelassen hatte, begann es. Um sie herum brach die Hölle los.
*
Die Luft fing an sich zu bewegen. Sie drückte Rhodan nach rechts, dann wieder nach links, als sei es ein aufkommender Sturm, der jede Sekunde seine Richtung änderte. Die gesamte Luftsäule über dem Boden schwankte hin und her.
Der Terraner klammerte sich instinktiv an den Wurm. Ein Dröhnen erklang, wie ferner Donner, aber um ein Vielfaches gleichmäßiger.
„Spring ab!", befahl Hobogey. „Bevor es dich herunterschleudert."
Rhodan ließ sich vom Rücken des Wurms gleiten. Der Boden unter seinen Stiefeln zitterte.
„Das erste Terminale Beben! Ich habe schon darauf gewartet", fuhr Hobogey fort. „Mir nach!"
Der Wurm schnellte sich davon, ohne auf das Buschwerk Rücksicht zu nehmen. Einen Teil davon walzte er mit seiner Körpermasse einfach nieder. Der Boden schwankte heftiger, eine Bebenwelle durchlief ihn, genau gegenläufig zu dem Luftbeben. In der Folge wogte das Buschland heftig, das Geäst schüttelte sich in wilder Verzweiflung, als sei es sich nicht schlüssig, in welche Richtung es sich bewegen
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