2432 - Proto-NegasphÀre
machte eine abwehrende Handbewegung, war sich aber keineswegs sicher, ob der Bakosh’wish diese Geste überhaupt annähernd verstand.
Immerhin streckte er ihr vier Armpaare auf ähnliche Weise entgegen, als wolle er sie umarmen oder an sich drücken.
„Schützen die Wächtersäulen auch vor verräterischen Funksprüchen?", fragte sie scharf. „Eine einzige beeinflusste Person genügt dazu!"
Der Techniker stieß eine Reihe kurzer Zischlaute aus. Er krümmte sich, als hätten ihm die Vorwürfe der Terranerin körperlichen Schmerz zugefügt.
„Genau da liegt dein Denkfehler: Wir vertrauen einander", erklang es beinahe vorwurfsvoll. „Die Wächtersäulen symbolisieren dieses Vertrauen, sie sind ein Pakt der Solidarität. Jeder steht für den anderen ein und jeder weiß, dass er sich auf alle verlassen kann. Diese Haltung bestätigt sich ebenso im Ehrenkodex der kämpfenden Besatzungen: Wer aus der Proto-Negasphäre zurückkehrt, bewahrt strengstes Stillschweigen über alles, was er gesehen und erlebt hat. Je weniger jeder weiß, desto besser ist das im momentanen Stadium der Ereignisse. Je weniger im INTAZO über den KORRIDOR DER ORDNUNG, über die Kampfweise unserer Truppen und überhaupt über alle Ereignisse bekannt wird, desto weniger kann durch zufällige Ereignisse verraten werden.
Indem alle nach ihrem Einsatz schweigen, schützen sie ihre Kameraden ebenso wie ARCHETIMS Feldzug gegen alle Anfeindungen."
Abrupt richtete sich der Bakosh’wish zu seiner vollen Größe auf. Er hätte sogar Tolot überragt, aber der Haluter war mit Daellian und mehreren Wissenschaftlern in die JV-2 übergewechselt.
Der Techniker drehte sich ruckartig, als versuche er, einen Überblick über den Hangar zu gewinnen, und auch sein rückwärtiges Körperende, das ebenfalls einen Augenkranz trug, reckte er gut eineinhalb Meter in die Höhe. Mondra fragte sich in dem Moment, wie der Bakosh’wish die vielfältigen Sinneseindrücke seiner doppelten Rundumsicht aus unterschiedlichen Perspektiven verarbeitete. Sie versuchte, sich vorübergehend abzulenken, aber das schaffte sie nicht. Es widerstrebte ihr zutiefst, die Entscheidung über Wohl und Wehe der JULES VERNE und ihrer Besatzung einer Maschinerie anzuvertrauen, die nicht einmal Varantir durchschaute. Andererseits stand Perry Rhodans Schicksal auf dem Spiel – ein Menschenleben gegen das von dreitausendfünfhundert Frauen und Männern.
Du handelst egoistisch, dröhnte es in ihren Überlegungen. Du ignorierst Informationen und verzögerst Entscheidungen, weil du deinen Entschluss längst getroffen hast.
„Denk daran, Terranerin", sagte der Bakosh’wish. „Die Wächtersäulen und die Sprengladungen dürfen nicht berührt werden, da dies Anlass für die Selbstvernichtung geben kann. Das ist alles. Falls du dennoch zweifelst – die Einbauten können bis zum Aufbruch der Flotte rückgängig gemacht werden."
Die Bakosh’wish verließen das Schiff. Nahezu zeitgleich mit den Gruppen im Mittelteil und im zweiten Kugelsegment.
Nachdenklich schaute Mondra Diamond ihnen hinterher, bis sie in den Einrichtungen des Strukturdocks verschwanden. Minutenlang betrachtete sie dann die Wächtersäule. Sie konnte sich eines leichten Schauderns nicht erwehren. Zu undurchschaubar waren diese Gebilde, aber eben unerlässlich.
Schließlich rief sie die Führungscrew zusammen. Mondra wollte keine einsame, womöglich doch von ihren Gefühlen diktierte Entscheidung durchsetzen.
Sie wünschte, sie hätte die Zukunft gekannt.
Oh ja, die Retroversion der Negasphäre von Tare-Scharm war geglückt!
ARCHETIM hatte seine Existenz verloren.
Aber was war mit Perry Rhodan?
Was würde aus der JULES VERNE und ihrer Besatzung werden?
Und vor allem: In der eigenen Zeit wartete Hangay, die im Entstehen begriffene Negasphäre. Mondra verdrängte ihre Gedanken an GESETZ-Geber, Superintelligenzen und riesige Schlachtflotten, die von einer nahezu unangreifbaren Basis aus operierten.
Solche Überlegungen töteten die Hoffnung. Vielleicht waren all diese Unterschiede völlig unerheblich.
Vielleicht ...
*
Dies war die Chance, die verlorene Schlacht in ihren Auswirkungen zu kompensieren. Solche Gelegenheiten, glaubte Kamuko, hatten etwas Einmaliges, Unerwartetes, und sie waren ein Beweis dafür, dass das Schicksal es gut meinte mit den Gegnern der Terminalen Kolonne.
Die Generalin fühlte eine Erregung, die sie lange nicht mehr wahrgenommen hatte, nicht einmal während der letzten taktischen
Weitere Kostenlose Bücher