2433 - Der Zorn des Duals
Vibra-Psi?"
Natürlich ...
Eiss fuhr fort: „Im Vibra-Psi gehen die Völker entweder unter, oder ihre Mutationsrate explodiert förmlich.
Nichts bleibt, wie es war."
So tief also greift das Vibra-Psi in die Biologie der Proto-Negasphäre ein.
„Ist euren Wissenschaftlern klar, was das Vibra-Psi ist?"
„Soweit wir sehen", sagte Eiss, „ist es eine Funktion des Psionischen Netzes im Bereich der Negasphäre. Des Psionischen Netzes, wie es ist, nachdem die Chaotarchen es manipuliert haben."
„Daher also die vielen Mutanten. Und du ...?"
Rhodan spürte eine leichte mentale Annäherung; er öffnete sich, lauschte und fühlte sich absolut überzeugt, ohne zu wissen, wovon. „Du bist ein Suggestor?"
„Kein besonders überzeugender", witzelte der Cypron.
Rhodan lachte. „Und was vermögen deine Sphäriker?"
Die Geschöpfe hinter der Trennwand räkelten sich, wanden sich, umarmten und umbeinten einander.
Eiss sprach leiser als zuvor, als wollte er einen erschöpft Schlafenden nicht wecken: „Ihre Fähigkeit besteht darin, die Struktur des Psionischen Netzes und des Hyperraums im Umfeld der SHARKUVA zu erfassen. Sie erspüren die unaufhörlichen Deformationen der Raumzeit und des hyperdimensionalen Raumbettes, das uns umgibt. Sie übersetzen, was sie wahrnehmen, in Datenkonvolute, die den Rechnern unserer Schiffe verständlich sind."
Sie dolmetschen zwischen dem Chaos und der Ordnung, dachte Rhodan. Demnach wären die Begriffe beider ineinander übersetzbar. Interessant.
Der Cypron erklärte: „Die Sphäriker sind in der Lage, sich selbst dort zu orientieren, wo herkömmlicher Raumschiffsverkehr schon vor Jahrhunderten zum Erliegen kam, in den geblendeten Passagen und Einöden der Raumzeit, wo unter den gegebenen hyperphysikalischen Bedingungen konventioneller Raumflug mangels Orientierung, mangels verlässlicher Navigation nicht mehr durchführbar ist."
„Das heißt?"
Der Cypron schaute ihn nachdenklich an. „Du musst wirklich ein Neuling in der Proto-Negasphäre sein, Rhodan.
Das heißt, dass kein normaler biologischer Pilot, dass nicht einmal die Hochleistungsrechner der Tarescharmschen Zivilisationen in der Lage sind, unter den gegebenen Bedingungen auch nur geradeaus zu fliegen!"
Vor Rhodans innerem Auge enthüllte sich ein nächstes Bild dessen, was die Negasphäre war: ein wie auf die Folter gespanntes, gemartertes, zerbrochenes Stück Kosmos.
„Überlichtmanöver", erklärte Eiss weiter, „lassen sich nicht mehr kalkulieren, gehen restlos in die Irre. Und enden bevorzugt in der Nähe von Schwerkraftzentren. Oder in ihrer Mitte."
Rhodan war raumflugerfahren genug, um das, was der Cypron ihm sagte, in Vorstellungen umzusetzen. Er sah die verstauchten, die verbeulten Räume, sah die durch den Hyperraum sich windenden Schiffe, deren Navigationssysteme erloschen. Er sah die Schiffe auf Schwerkraftzentren zustürzen, in der Nähe von Schwarzen Löchern rematerialisieren, in den oberen Schichten von Sonnen und Neutronensternen.
In ihrem alles erdrückenden Kern.
„Jedenfalls scheitern sämtliche Hyperraum-Etappen, die nicht von den Sphärikern überwacht werden." Eiss starrte in das Unterwasserdeck, und zum ersten Mal glaubte Rhodan einen plausiblen Ausdruck auf dem Gesicht des Cypron zu entdecken: eine Mischung aus Scham und Stolz.
Scham, dass sein Volk – dass die Erbmasse seines Volkes – von der Proto-Negasphäre derart entstellt, vergewaltigt worden war. Und Stolz, dass wenigstens diese Veränderung, diese Mutation sich gegen ihren Urheber wenden ließ.
Denn die Sphäriker waren nichts anderes als die Kinder des Vibra-Psi und der Proto-Negasphäre, sie fühlten sich in der Negasphäre daheim. Sie waren eine Lebensform, die nur hier einen Sinn hatte und überall sonst, im normalen Raum, verloren wäre.
Als hätte er Rhodans Gedanken gelesen, sagte Eiss: „Ohne Augen sind Individuen unserer Art im Alltag nicht überlebensfähig. Ohne uns sind sie auch als inklusive Art nicht überlebensfähig.
Sie können sich nicht miteinander reproduzieren. Sie rekrutieren sich aus dem Genbestand der Cypron-Allgemeinheit."
„Aber so, wie sie euch brauchen, braucht ihr sie."
„Ganz Tare-Scharm braucht sie. Ohne die Sphäriker", schloss der Cypron, „könnten wir unsere interstellare Zivilisation nicht aufrechterhalten. Ohne sie hätten wir den Kampf gegen das Chaos längst verloren."
Die Gefängniskammer
Sie nahmen Kurs auf Tarquina. Rhodan fragte: „Wie weit ist es bis zur
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