2434 - Die Halbraumwelt
dankbar zu und genießt das Gefühl der Erleichterung.
4.
25. Dezember
Randa Eiss
Dies hier war nicht die wahre Heimat, und dennoch hatte er niemals eine andere gekannt. Randa Eiss liebte das wild aufschäumende Meer, das Dunkel des Wasserhorizonts, den Geruch und Geschmack der See, der den gesamten Ratskontinent überzog.
Umso eindringlicher waren seine Gefühle hier, nahe des Ratsgebäudes, dem mehr als 500 Meter hochragenden Kegelstumpf, in dem alle zentralen Entscheidungen über Wohl und Wehe des Cypron-Volkes gesprochen wurden.
Randa Eiss hatte seine Begleiter zurückgelassen und nutzte nunmehr eine der Regenbogen-Gondeln. Die Schwebegefährte, in den Farben der Regenbogensonnen lackiert, galten als ein Wahrzeichen dieses Kontinents. Sie trugen das Symbol des Rates von Cyprona. Von Weitem glitzerten und glänzten sie, während sie in einem komplizierten System Passagiere von einem Verwaltungsgebäude zum nächsten transportierten. Sie standen nur denjenigen zur Verfügung, die den Ratsbezirk betreten durften. Perry Rhodan und seine Begleiter waren von seiner Nutzung ausgenommen.
Vorerst.
Die Gondel durchdrang das formenergetische Außenmaterial des Ratsgebäudes in einer Höhe von mehr als 300 Meter. Links und rechts von ihm arbeiteten Cypron in ihren Büros. Sie blickten nicht hoch, als die Gondel, ihrem Kurs folgend, vorbeischwebte. Das ausgeklügelte Leitsystem bescherte ihnen diesen Anblick gut und gern hundert Mal während einer einzigen Arbeitsschicht.
Ein optisches Signal wies auf einen Überprüfungsscan hin, der tief in seine genetische Substanz und seine Zerebralmechanismen eindrang. Es handelte sich um den bereits dritten Test, seit er die Gondel betreten hatte. Weitere würden folgen. Noch intensiver, noch tiefer reichend.
Das Gefährt hielt an, Randa Eiss stieg aus. Er befand sich auf einer künstlichen Insel, die hier, in der ungefähren Mitte des Ratsgebäudes, von laut tosenden Wellen umschwemmt wurde. Er überließ sich für ein paar Augenblicke der Illusion, endlich in das herrlich kühle Wasser Tarquinas eintauchen zu können.
Doch nur allzu rasch wurde er sich wieder der Wirklichkeit bewusst.
Er setzte sich in Bewegung, auf den Rand der Insel zu. Die Gondel schwebte davon, schräg nach oben.
Ein weiteres Gefährt war bereits im Anflug. Es würde Ratsabgeordnete, Bittsteller, Rechtsuchende, Berater und Lobbyisten entladen, die an diesem Ort zu tun hatten.
Mit einer einfachen Handbewegung teilte Randa Eiss die Fluten. Sie erstarrten in der Bewegung und ließen ihn den Weg zum Ausgang nehmen. Sanfte Töne umgaben, umspielten ihn. Solche, die man im tiefen Wasser hörte, wenn man gut aufpasste.
Ein klein gewachsener Cypron erwartete ihn. Bohalim Zsüs, ein hochdekorierter Beamter des politischen Establishments. Er agierte nur eine Stufe unter dem Rat.
„Willkommen, Randa Eiss!", sagte der Regierungssekretär und verstärkte mit einem Vibrieren seiner Kiemen die Höflichkeit des Grußes. „Es freut mich, dich gesund wieder zu sehen."
„Danke, Bohalim." Bevor der als redselig bekannte Beamte zu einer Litanei ansetzen konnte, sprach Randa Eiss weiter: „Es freut mich, dass du mir so kurzfristig einen Termin vor dem Rat beschaffen konntest. Ich muss unsere Ultimate Rätin Pan Iana von bedeutsamen Entwicklungen in Kenntnis setzen ..."
„Du weißt es also noch nicht?", unterbrach ihn Bohalim Zsüs.
„Was weiß ich noch nicht?" Randa Eiss setzte, ohne es zu wollen, seine Suggestorengabe ein und übte Druck auf sein Gegenüber aus. Alles in ihm sträubte sich gegen vergeudete Zeit.
Der Regierungssekretär schüttelte sich. Er fühlte wohl die beabsichtigte Einflussnahme, fand aber kein Mittel, sich dagegen zu wehren. Seine Miene zeigte Unmut. Gute Freunde würden sie beide nicht mehr werden.
Bestenfalls Verbündete, die ein gemeinsames Ziel einte.
„Pan Iana wurde vor einer Woche getötet", sagte Bohalim Zsüs stockend. „Sie kam bei einem Attentat auf Scharbaq ums Leben. Anlässlich der Eröffnung eines Integrationszentrums ..."
Er schwafelte weiter, mit seiner unendlich monotonen Stimme. Randa Eiss hörte nichts mehr. In seinem Kopf hämmerte jemand mit aller Wucht gegen sein Verstandeszentrum.
Jemand flüsterte in endlosen Wiederholungen: „Sie ist tot, alles ist verloren. Sie ist tot, alles ist verloren ..."
Pan Iana.
Sie war ein politisches Jahrhundertereignis gewesen. Eine Lichtgestalt. Ein Vulkan, der stets kurz vor dem Ausbruch zu stehen schien. Eine
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