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2434 - Die Halbraumwelt

Titel: 2434 - Die Halbraumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Seltsame Linseneffekte verfälschen Messergebnisse. Sie lassen Fixsterne zu weit, zu nah oder gar an anderen Orten als den angemessenen erscheinen. Sternenkonstellationen verändern sich mit jedem zurückgelegten Lichttag. Glaubt man, die Sonne X weit vor sich zu haben, so hat man sie am Ende der Orientierungsetappe möglicherweise längst hinter sich gebracht.
    Und die Sternenkarte, die euch Kamuko auf etwas verschlungene Wege hat zukommen lassen?
    Sie ist von minderem Wert. Solange ihr keinen einzigen Fixpunkt zur weiteren Orientierung findet ...
    Du weißt, dass ihr auf die Generalin hättet hören sollen. Die Reise in dieses protochaotische Durcheinander war Selbstmord mit Anlauf. Sie hatte euch mehr als deutlich gewarnt.
    Du fragst Jason Colton, wie er sich unter der SERT-Haube fühlt. Wie er den Weltraum spürt, was er für Empfindungen während der Überlichtetappen und dazwischen hat.
    Der Emotionaut hat an Masse verloren, seine Wangen wirken eingefallen. Aschehaufen abgebrannter Zigarren umgeben ihn. Er verweigert den Reinigungsrobotern, sauber zu machen, als hätte er sich geschworen, sie erst dann wieder an seinen Arbeitsplatz heranzulassen, wenn er die JULES VERNE in Sicherheit weiß.
    „Wenn ich eintauche", sagt er zögernd, „ist es, als befände ich mich von einem Moment zum nächsten in einem Vollrausch. Die Perspektiven verschieben sich, meine Sinne sprechen falsch an. Wo ich normalerweise kerzengerade fliege, torkle ich plötzlich. Schwerkraftzentren wie Planeten, Sonnen oder gar Schwarze Löcher üben eine magische Anziehungskraft aus. Es ist so, also wüsstest du, dass du auf einen tödlichen Abgrund zusteuerst, und du fühlst unbändige Lust, dich hinabzustürzen. Wie ein Selbstmörder." Nachdenklich wiederholt er: „Ja. Wie ein Selbstmörder."
    „Schmerzt es dich unter der SERT-Haube?", fragst du.
    „Es ist ... unangenehm. Ich denke, dass ich nicht über längere Zeit drinbleiben könnte."
    Du bedankst dich und entlässt Jason Colton wieder in seine Einsamkeit, die von Zigarrenrauch und seinem verlängerten Arm, der JULES VERNE, beherrscht wird.
    Du lehnst dich zurück und denkst nach. Die Worte des Emotionauten – was für eine unpassende Bezeichnung für einen Typen wie Colton, der seine Gefühle nur mühsam beherrschen kann! – erschrecken dich. Du akzeptierst, dass die Gefahren in der Proto-Negasphäre nicht alleine von den Einheiten TRAITORS ausgehen. Alles hier riecht nach Tod und Vernichtung.
    Dein persönliches Schicksal, so weißt du, ist von nebensächlicher Bedeutung. Diese Expedition bestimmt über das Schicksal der gesamten Menschheit. Zeitlinien finden zusammen und ... Doch es gibt einen Grund für dieses Risiko: die Informationen über ARCHETIMS Retroversion. Sie sind der Schlüssel zu allem. Diese Daten gilt es zu finden.
    Du überlegst, was Perry Rhodan an deiner statt tun würde.
    Er trägt etwas in sich, was ihn dazu verurteilt, stets das Richtige zu tun. Und wenn es auch noch so sehr schmerzt ...
    Du bittest in der Zentrale um Ruhe.
    Ein Überrangbefehl erzwingt die Übertragung deiner Worte in jeden Bereich des Schiffs.
    Du überlegst nicht lange und sagst: „Es gibt Gerüchte über die Situation, in der wir uns befinden. Lasst mich bitte die Dinge klarstellen. Ich kann bestätigen, dass die Lage sehr, sehr ernst ist. Wir haben die Orientierung verloren, und wir befinden uns im ...
    Hinterland des Feindes. Das geplante Rendezvous mit unserer Verbündeten, Generalin Kamuko, ist in weite Ferne gerückt. Das Ziel unserer Mission, Perry Rhodan aus den Händen der chaotarchischen Kräfte zu befreien, ebenso."
    Du machst eine kurze Pause. „Ich kann euch, offen gesagt, keine Hoffnung machen, außer dieser: Wir leben. Wir sind Terraner. Wir geben nicht auf. Niemals. Das gilt für mich, für die Angehörigen der Zentrale, und das fordere ich von jedem einzelnen Mitglied dieser Expedition ein.
    Mondra Diamond, kommissarische Expeditionsleiterin, Ende."
    Du atmest tief durch. Du riechst deinen Schweiß. Du hast Angst, und du weißt, dass du deine kleine Ansprache längst nicht mit jener Souveränität hinbekommen hast, die du von ihm kennst.
    Du blickst auf Gucky. Das Wesen, das die Menschen besser kennt als jedes andere hier an Bord. Der Mausbiber zwinkert dir zu, und er deutet mit seinem kleinen Daumen nach oben.
    Du ahnst, dass Gucky ein wenig in den Gedanken der Besatzungsmitglieder „geschnüffelt" hat, um zu überprüfen, ob deine Worte angekommen sind.
    Du nickst ihm

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