2434 - Die Halbraumwelt
frei.
Ekatus traf die Entscheidung. Er programmierte die Kamera, die Operationseinheit, die winzigen Greifklammern. Die Steuerbox prognostizierte eine Eingriffsdauer von einer halbe Stunde. Er musste wach bleiben und Entscheidungen treffen, die dem Ethos der cypronschen Medizin und damit jenen der Operationseinheit entsprachen.
„Tu es endlich!", forderte ihn Atimoss auf. „Tu es!"
Ekatus brachte das Programm zum Laufen.
Und die Welt vor seinen Augen kippte ins Rot.
*
„Ich kann mein Bein nicht spüren", klagte Atimoss Stunden später, nachdem er aus der Ohnmacht erwacht war.
„Alles kommt wieder in Ordnung", versicherte Ekatus. „Wir haben es geschafft. Das Risiko hat sich gelohnt.
In ein paar Stunden sind wir wieder voll aktionsfähig." Er bewegte seine Hand. Nur mühsam ließ sie sich bewegen, vor die Augen seines dualen Partners bringen. „Das ist der Peiler."
Eine graue Kugel. Vier Millimeter im Durchmesser, mit bösartigen Verspreizungen nach allen Richtungen versehen, mit denen sich das verfluchte Ding gegen die operative Entfernung gesträubt hatte.
„Was machen wir mit ihm?"
„Vorerst behalten wir ihn. Wenn es notwendig wird, vernichten wir ihn."
„Gut." Ekatus Atimoss hustete angestrengt. Neue Schmerzwehen durchliefen den geplagten Körper.
„Wenn wir uns erholt haben, machen wir uns an den nächsten Teil unserer Aufgabe."
Aufgabe ...
Ein Wort, das nach Rache, Flucht oder Verrat roch.
„Ich bin so müde ...", sagte Ekatus.
Er wollte sich nicht mehr an die Umstände der Operation zurückerinnern.
Er wollte bloß noch vergessen, für ein paar Stunden zur Ruhe kommen und seinen geplagten Geist entlasten.
„Wenn wir eine Chance zur Flucht haben wollen, müssen wir so rasch wie möglich damit beginnen, unsere Magazine aufzufüllen", beharrte Atimoss erbarmungslos auf seiner Meinung. „Sobald die Nacht um ist, wirst du beginnen, neue Parapolarisatoren auszubilden."
7.
27. Dezember
Deco Forlane
Er sah sich um. Die Runde war klein, aber erlesen. Er hatte seine verlässlichsten Verbündeten von allen möglichen Kontinenten herbeirufen lassen. Diese hier waren Cypron, die buchstäblich alles für ihn tun würden – und das war auch notwendig.
„Es gehen Gerüchte um, dass sich Randa Eiss um das Amt des Ultimaten Rats bewerben wird", begann Deco Forlane. „Wir alle wissen, dass der Exponent im Volk sehr beliebt ist.
Bedauerlicherweise hängt er den konservativen Gedanken der Bündnis-Cypron nach."
Er holte tief Atem. „Wir alle lieben unsere Welt, und wir wollen nur das Beste für unser Volk. Die politische Macht, die mit einem Wechsel in der Ratsregierung einhergeht, ist lediglich ein angenehmes Nebenprodukt unseres Eifers, das wir dankend entgegennehmen, nicht wahr?"
Er erntete beifälliges Gelächter.
„Ich habe einen Plan entwickelt, der uns Randa Eiss ein für alle Mal vom Hals schaffen soll. Wir werden das Chaotarchenwesen für unsere Zwecke benutzen. Diesen Ekatus Atimoss."
Deco Forlane musterte seine Mitstreiter. Manche wirkten unsicher, andere zeigten augenblicklich Interesse. Er trennte gedanklich die Spreu vom Weizen. Er musste wissen, auf wen er sich verlassen konnte, wenn er das Amt als Ultimater Rat errungen hatte.
„Wir sind einverstanden", sagte einer der Nega-Cypron entschlossen.
„Wir unterstützen dich; was auch immer du vorhast."
Zustimmung kam nun von allen Seiten. So, wie er es erhofft und erwartet hatte.
„Gut so", sagte Deco Forlane erleichtert. „Ich möchte, dass Folgendes geschieht ..."
8.
19. Dezember
Mondra Diamond
NEMO weckt dich.
Du stehst auf. Verwirrt, erschöpft, desorientiert. Du duschst, trocknest die Haare, schlüpfst in die Bordkombi. Du fährst dir durch die Haare.
Dein Aussehen ist dir derzeit nicht wichtig.
Du lässt das Multifunktions-Band an deinem Unterarm einrasten und verlässt deine Kabine.
Du gehst den Gang entlang zur Zentrale. Ein Gruß nach links und rechts, dann hinein zur Bordkantine auf Deck 11-4. D Suimsa begrüßt dich mit einem Lächeln, wärmt dir einen Kaffee und drückt dir ein Mürbegebäck mit Marmelade bestrichen in die Hand. Du dankst ihr, isst und trinkst in aller Ruhe und achtest nicht auf die scheuen Blicke anwesender Besatzungsmitglieder. Du vermeidest wie stets die Cafeteria der Zentrale.
Du willst hier frühstücken. Alleine, noch unbelastet von den Sorgen, die auf dich warten.
Du verabschiedest dich und eilst weiter den Gang entlang. Links, rechts,
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