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2434 - Die Halbraumwelt

Titel: 2434 - Die Halbraumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Peilsender unbedingt entfernen", sagte Atimoss.
    „Man hat ihn bewusst in diesem Bereich untergebracht. Er ist gut versteckt und umso besser geschützt.
    Der geringste Fehler, ein kleiner Fehlschnitt der Operationseinheit, und unsere Beine bleiben gelähmt", äußerte Ekatus sein Missfallen. „Wir müssten Windel tragen, und eine Wiederherstellung der Körperfunktionen wäre wohl nur mit den Mitteln und der Erfahrung der Kolonnen-Anatome möglich. Denk auch an die Schmerzen, die wir während der Operation erleiden müssen."
    „Wir werden einen Weg finden.
    Dein Schmerzempfinden ist etwas geringer als das meine. Also wirst du die Operation mit deiner Hand übernehmen. Soweit es mir möglich ist, kümmere ich mich um die Beobachtung und die Kontrolle deiner Steuergriffe."
    Ekatus klapperte mehrmals mit dem hornigen Schnabel aufeinander und pendelte den Hals weit hin und her. „Einverstanden", sagte er nach geraumer Weile." Um kurz danach hinzuzufügen: „Ich habe Angst."
    „Ich ebenso. Aber Zorn und Hass sind sehr gute Motivatoren, finde ich."
     
    *
     
    Je tiefer sie mit dem Besteck unter die Haut vordrangen, desto größer würde der Schmerz werden. Für ihren komplexen Metabolismus geeignete Betäubungsmittel standen ihnen nicht zur Verfügung; lediglich ein Vereisungsspray, das oberflächlich wirkte. Sie setzten gemeinsam das chirurgische Besteck an und fixierten es mit Haken, Klebstoff und Bändern.
    Es saß nun oberhalb der Narbe fest.
    Gemeinsam atmeten sie tief durch.
    Ekatus ließ die Kanülenkamera ins Gewebe vordringen, dicht gefolgt von der multifunktionellen Operationseinheit. Beide Komponenten maßen nicht mehr als zwei Millimeter im Durchmesser.
    „Gut so", sagte Atimoss, der den kleinen Bildschirm vor ihnen beobachtete. Er zeigte die Epidermis in zigfacher Vergrößerung, dann das gut durchblutete Fleisch, um schließlich zur maximalen Vergrößerung zu finden. Verunreinigungen und Schuppenpartikel wurden zu gewaltigen Gebirgen, die es zu durchstoßen galt.
    Bänder, scheinbar so breit wie Gleiterstraßen, wurden sichtbar. Sie waren in einem hochkomplexen System miteinander verbunden, durchdrangen einander, lagen kreuz und quer.
    Die Steuerung wies den Weg zum Ziel, den Fremdkörper, und errechnete einen möglichen Zugriffsweg.
    „Achte auf das Nebengeflecht", warnte Atimoss seinen Dualpartner.
    „Wir müssen es beiseitespreizen." Er ächzte, Speichel tropfte von seiner mehrfach gespaltenen Zunge. Er hasste Schmerz.
    Ekatus sondierte die Steuerungsmöglichkeiten, die ihm die Operationseinheit zur Verfügung stellte. Es existierte in der Tat eine mikrovariable Spreizvorrichtung, die ein winziges Luftbläschen ins Fleisch pumpte und derart für eine Ausweitung des Gewebes sorgte.
    Seine Finger zitterten leicht, und es war ihm schwindlig. Ihm graute vor den Dingen, die er sah. Sie wirkten abscheulich. Wie die Oberfläche eines Planeten, die von unheimlichen Fadenwesen überzogen wurde.
    „Geschafft!", sagte er. „Wir müssen den Kanülenwinkel um drei Grad verändern und dann die Operationseinheit tiefer hinabbringen. Ein paar Nervenfasern werden sicherlich reißen. Hoffentlich können wir das Nebengeflecht halten."
    Mit der geringsten Geschwindigkeit ließ er die Kanülen tiefer gleiten.
    Der Schmerz kam dennoch. Er breitete sich punktuell aus, wie von einer winzigen Flamme stammend, und verbreitete sich langsam nach unten.
    „Die Hälfte des Weges ist geschafft", ächzte Atimoss.
    „Hier geht es nicht mehr weiter."
    Ekatus betrachtete das Bild. Das System der Nervenbahnen war so dicht und undurchdringlich wie ein Lianenvorhang im Dschungel geworden.
    Die Kanülen besaßen ausreichende Steuerungsflexibilität, doch hier kamen sie nicht mehr durch. „Wir müssen abbrechen."
    „Nein. Wir durchbohren ... das gesamte System."
    „Bist du verrückt geworden?" Ekatus neigte den Kopf nach vorne und schüttelte ihn energisch. „Die Gefahr ist viel zu groß."
    „Tu es. Wir haben es ... begonnen, wir führen ... es zu Ende."
    Wahnsinn. Sie riskierten die Lähmung, wenn sie weitermachten.
    Andererseits: Da war dieser lodernde Zorn. Er schob die Gedanken an Sinn und Logik beiseite, erschuf einen inneren Drang, dem sie sich beide kaum entziehen konnten. Sie waren betrogen worden. Von der chaotarchischen Seite, von der kosmokratischen Seite. Wenn es einen Weg in die selbstbestimmte Freiheit gab, dann nur den des Risikos. Nur wenn sie dieses Ding aus ihrem Körper beförderten, waren sie endgültig

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