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2434 - Die Halbraumwelt

Titel: 2434 - Die Halbraumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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deutlich größer als jene oberhalb", sagte Ekatus erstaunt.
    „So ist es."
    Sie schaltete das Bild weg, nachdem der Dual es ausführlich bewundert hatte.
    „Auf jedem Kontinent gibt es Seen und Flüsse, die die Ober- mit der Unterwelt verbinden. Für uns besitzen diese Übergangssysteme ebenfalls eine mystische, fast heilige Bedeutung ... Und nun wird es Zeit, dass ich mich mit dem eigentlichen Zweck meines Hierseins beschäftige."
    „Das bedeutet?"
    „Ich bin, wie gesagt, eine SubkontinentalÖkonomin. Mein Beruf ist es, Umweltschäden, die von den treibenden Kontinenten verursacht werden, so gering wie möglich zu halten.
    Stell dir diesen Körper mit der Masse von mehreren Millionen Tonnen und all seinen Bewohnern vor, wie er über den Tarquina-Ozean dahintreibt. Der Kontinent ist wie ein kolossaler Ozeandampfer. Alleine durch unsere Anwesenheit erschaffen wir unter Wasser eine eigene Biosphäre. Die Temperatur ändert sich, Strömungen zerfasern, die natürliche Umgebung der Wasserbewohner ändert sich. Wir schleppen Eindringlinge mit uns, die sich von unseren Abfällen ernähren.
    Ich und eine Vielzahl von Kollegen bemühen uns, ein möglichst natürliches Gleichgewicht für jene Gebiete zu bewahren, die wir durchpflügen."
    „Dort, wo ich herkomme, kümmert man sich um derlei Dinge nicht", sagte Atimoss.
    „Das tut mir leid." Aina Sio griff nach Ausrüstungsgegenständen und stopfte sie in eine Tasche, die sie sich um den Rücken band. Eine weitere, kleinere warf sie dem Dual zu.
    „Dies ist deine Ausrüstung. Komprimierte Luftkartuschen, Tabletten und Unterwasserpflaster gegen alle möglichen Ausformungen von Seeund Unterwasserkrankheit. Taschenlampen, Energiepacks, medizinische Versorgung ..."
    „Und du? Dein Gepäckstück ist um einiges größer."
    „Ich muss Messgeräte an der Unterseite des Kontinents reparieren oder austauschen. Außerdem habe ich einen energiestarken Peilsender bei mir, den du wohl nicht benötigst."
    „Ich verstehe nicht ..."
    „Um dich muss ich mir keine Sorgen machen. Du gehst sicher nicht verloren. Du hast den Peilsender in dir."
    „Wie bitte?"
    Aina Sio deutete auf seinen Nacken. Dorthin, wo die Kralle des Laboranten saß und ihn nicht mehr beeinflussen konnte. „Da drin. Ich habe bei der Aktivierung meiner Geräte eine Interferenz angemessen, die mit der meiner Peilsender konferiert."
    Atimoss griff mit der Hand unter die dünne Kombi, die er trug, und tastete über die Stelle.
    „Er ist von cypronscher Bauweise.
    Andernfalls hätte ich ihn nicht orten können. Willst du mir sagen, dass du nichts davon wusstest?"
     
    *
     
    Ekatus Atimoss ließ sich nichts anmerken. Er gab vor, die Verpflanzung des Peilsenders nach einer schweren Operation vergessen oder verdrängt zu haben. Aina Sio drang nicht weiter in ihn. Entweder glaubte sie ihm, oder sie betrachtete diese Episode als nicht besonders bedeutungsvoll.
    Während der langen Jahre in Diensten TRAITORS hatte Ekatus Atimoss gelernt, seine Emotionen perfekt unter Kontrolle zu behalten. Aina Sio merkte nichts von seinem Stimmungswandel. Er spielte seine Rolle gut. Er zeigte Freude, wenn sie es erwartete, und er verharrte andachtsvoll, wenn ihm die Cypron ein weiteres Wunder dieser unterseeischen Welt offenbarte.
    Der Tauchgang, auf den er sich so sehr gefreut hatte, hatte jeglichen Reiz verloren. Die bunte Unterwasserwelt, das Zusammentreffen mit alten und jungen Cypron, das stundenlange Schlängeln, das Sichverlieren im Labyrinth eines sonderbaren Stalaktitenwaldes, die spielerische Jagd nach mannsgroßen Rochenwesen – dies alles besaß keine Bedeutung mehr.
    Die Dämmerstunden brachen an, als sie an Bord des Plattformschiffs zurückkehrten. Eine weitere Stunde verging, bis sie den kleinen Hafen, den Ausgangsort ihrer Reise, erreicht hatten.
    „Hat es dir gefallen?", fragte Aina Sio.
    „Es war wunderschön", log der Dual. „Du hast mir die Augen geöffnet."
    Die SubkontinentalÖkologin verstand die Doppeldeutigkeit seiner Worte nicht. Sie zeigte kindlich anmutende Freude, lud ihn für den nächsten Tag zu einem weiteren Ausflug ein. Nun, nach dem Ende dieser Arbeitsschicht, wirkte sie gelöst und fröhlich. Jegliche Professionalität fiel von ihr ab. Sie benahm sich wie ein junges, weltoffenes Mädchen, das die Unterhaltung mit ihm genoss.
    Ekatus Atimoss bemerkte, dass er auf sie einen gewissen Reiz ausübte.
    Die unterschiedlichen Ansichten, die die beiden Dual-Hälften vertraten; die Form der Meinungsfindung;

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