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2435 - Die Nega-Cypron

Titel: 2435 - Die Nega-Cypron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ließ eine Unterhaltung zu einem Stakkato abgehackter Halbsätze werden, während andere Sinneswahrnehmungen an Qualität gewannen.
    Perry Rhodan meinte, Baybark zu riechen: eine Mischung aus Metall und Minze, aus sich zersetzenden Kuhfladen und Schweiß. Eine unglaubliche Empfindlichkeit in der Rezeption olfaktorischer Reize stellte sich ein, die den Unsterblichen beeindruckte, verwunderte, ängstigte. Ihm war, als schlüpfe er in die Rolle eines jagenden Tiers, das über weite Felder hinweg seiner Beute hinterherhetzte. Von überall her trafen ihn diese Sinneswahrnehmungen. Sie stellten Warnzeichen dar, provozierten mörderisches Verlangen, erweiterten den Geländeplan, auf dem er sich bewegte.
    „Wir sind da", sagte Randa Eiss nach geraumer Weile. Seine Stimme klang dünn und sinnentleert, der Translator gab seine Worte fast widerwillig wieder.
    Hobogey stieß gegen Land. Metall gegen Metall.
    Wie betäubt stand der Unsterbliche auf und balancierte auf dem salzüberbackenen Wurmleib nach vorne. Vorsichtig sprang er ans Ufer.
    Es war felsig. Es war eintönig. Es war kein Cypron zu sehen. Es stank nach Ablehnung und Hass.
     
    7.
    30. Dezember
    Mondra Diamond
     
    Die JULES VERNE bewältigt die ersten Überlicht-Etappen ohne größere Probleme. Du überdenkst den Alarmplan und stufst auf Warnstufe zwei zurück. Eine der drei Schichten ist somit von ihren Pflichten entbunden. Frauen und Männer, die seit fast einem Tag nicht mehr geschlafen haben, seufzen erleichtert auf. Sie ziehen sich zurück.
    Du siehst sie an dir vorbeigehen, mit ihren grauen Gesichtern, den ungepflegten Haaren und all den Falten, die sich wie schmale Furten Wege durch die Landschaften alter und junger Gesichter bahnen.
    Sündhaft teure Kurzzeit-Kosmetika haben ihre Wirkung längst verloren.
    Nun bekommst du das wahre Aussehen deiner Bordkameraden zu sehen, und du fragst dich, wie du derzeit auf sie wirkst.
    Müßige Gedanken, die ablenken. Du lenkst dich selbst zurück zu den Dingen, die dich eigentlich beschäftigen sollten.
    Du bemühst dich, die Entwicklungen der letzten Stunden positiv zu betrachten. Denn immerhin: Ihr bewegt euch fort.
    Irgendwann werdet ihr auf irgendetwas oder irgendjemanden stoßen, das oder der euch irgendwie weiterhelfen kann, wird, muss.
    Du stellst verwundert fest, dass du müde wirst, und greifst nach den Tabletten in deiner Brusttasche. Zwei oder drei werden reichen, vielleicht tut’s auch eine.
    Du nimmst vier und spülst sie mit lauwarmem Wasser hinab.
    Eine Medo-Einheit, die auf der Suche nach Opfern durch die Zentrale wuselt, warnt dich. Du vertreibst die unnütze Maschine, denn du fühlst dich nun besser. Frischer.
    Icho Tolot stapft in die Zentrale. Er bedeutet dir, dass es aus dem Lager der Wissenschaftler nichts Neues gibt.
    Nichts Gutes, aber auch nichts Schlechtes.
    Du nimmst es hin und beschäftigst dich halbherzig mit aufgelaufenem Routinekram, der dich vom endlosen Rhythmus der Sprungmanöver ablenken soll.
    Zielerfassung. Sprung. Wiedereintauchen in der Wirklichkeit. Analyse.
    Erkenntnis, dass ihr nicht dort aufgetaucht seid, wo es hätte passieren sollen.
    Neue Zielerfassung. Neuer Sprung.
    Neuerliches Wiedereintauchen in die Wirklichkeit. Neue Analyse, neuer Ärger.
    Ärger, der längst nur noch vorgetäuscht ist und von Resignation abgelöst wird. Die Vorzeichen haben sich verändert. Hofftet ihr lange Zeit, dass jeder neue Sprung Fortschritte bringen würde, so sitzt ihr nun gelangweilt da und wisst, dass ihr nichts wisst und auch nichts erfahren werdet. Die Spannung hat gefährlich nachgelassen. Die Abweichungen zwischen Vorausberechnungen und tatsächlichem Sprung gehorchen keinem Muster. Ihr rechnet auch nicht mehr damit.
    Stunden vergehen. Das Päckchen mit deinen Pastillen in Blau, Grün und Rot ist auf einmal leer, und du lässt dir Nachschub besorgen.
    Du denkst an Schlaf. Er erscheint dir fremd. Wie ein Freund, den du vor langer Zeit verabschiedet hast und an dessen Gesicht du dich nicht mehr erinnerst. Du weißt, dass dein Verhalten nicht vernünftig ist und dass dich dein Metabolismus unweigerlich bestrafen wird. Doch das ist weit, weit weg, liegt irgendwo in der Zukunft. Vorerst musst du dich ums Schiff sorgen, um die Mannschaft, um seinen Verbleib.
    Vor allem um seinen Verbleib.
    Ein weiterer Sprung geschieht. Er zielt in Richtung einer Doppelsonne, die ihr astronomischoptisch angemessen habt. Da ist nichts Gefährliches, selbstverständlich; mittlerweile habt ihr mehr als 100

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