2435 - Die Nega-Cypron
Mut, den Verlust eigener Schiffe in Kauf zu nehmen.
Auf der gegnerischen Seite ignoriert man einen Begriff wie persönlichen Mut.
Man erwartet von den Truppen, dass sie in den Tod gehen, ohne zu murren.
Geschützfeuer. Noch ungezielt, aber nach strategischen Absichten aufgezogen. Man will die Kernreaktionszeit eurer Abwehr in Erfahrung bringen, um die eigenen Schiffsgehirne darauf einzutrimmen. Ihr bewegt euch bereits entlang einer Variantenlinie, weg vom puren und sauberen Wayfanghorst-Manöver. NEMO reagiert dementsprechend, die Koko-Interpretation gibt weitere Tipps, wie man die TRAITOR-Einheiten in ihren Berechnungen verunsichern kann.
Ihr müsst Zeit gewinnen.
Saaroon unternimmt im Sekundentakt Versuche, in den Halbraum durchzudringen. Es muss möglich sein, denn auch die Kolonnen-Schiffe sind und waren in diesem Zwischenmedium unterwegs.
Schwerkraftkerne entstehen. Sie sind die Kinder traitankscher Potenzialwerfer. Sie zeigen sich entlang des vorausberechneten Flugvektors der JULES VERNE, der sich aufgrund taktischer Neuberechnungen ohnedies im Zehntelsekundentakt ändert. Die Bewegungsabläufe des Schiffs unterliegen immer komplexer werdender Planung, die taktischen Aufstellungen werden in der metapsychischen Welt überlichtschneller Rechner beschlossen. Kein denkendes Wesen hat in diesem Wirrwarr noch etwas verloren, mit Ausnahme vielleicht des Emotionauten und des Posbi-Piloten, dessen Bio-Komponente längst den Rückzug angetreten hat.
243 Versuche, in den Halbraum vorzudringen, scheiterten bereits. Die TRAITOR-Einheiten schießen sich ein, ein Ende ist absehbar. 30 Sekunden vielleicht noch, mit ein wenig Glück eine Minute. Dann hat alles ein Ende.
Der 244. Versuch gelingt, und keiner weiß, warum. Die JULES VERNE gleitet in das Nichts zwischen den Dimensionen und wird verschluckt.
8.
27. Dezember
Perry Rhodan
Hier war kaum Leben. Hier herrschte morbide Endzeitstimmung. Kein Cypron war zu sehen. Fellbesetzte Krabbeltierchen, faustgroß, verbargen sich eilig im Dickicht stacheliger Gewächse, die weite Teile des schmalen Uferstreifens säumten. Die Gerölllandschaft blieb menschenleer – cypronleer! –, nirgendwo erblickte Perry Rhodan Teiche, Seen und filigran hochragende Gebäude wie auf dem Ratskontinent.
„Wohin jetzt?", fragte er.
„Wenige hundert Meter nördlich von hier liegt Samsingur", sagte Randa Eiss.
„Unweit davon residiert Davin Abangy."
„Ich glaube nicht, dass unsere Ankunft unbemerkt geblieben ist."
„Mag sein. Wichtig war, dass ich den Zeitpunkt meines Auftritts selbst bestimmte."
Sie setzten sich in Bewegung. Hobogey glitt mit knirschenden Körpergliedern über das grobe Felsgestein hinweg, und Ekatus Atimoss nutzte die Möglichkeiten seines Schmiegstuhls. Der Exponent und Rhodan nahmen die Mühseligkeit des Fußmarschs auf sich.
Mit jedem Tritt gerieten sie in Gefahr, auszurutschen oder mit einem Bein in einer Spalte hängen zu bleiben. Das Gestein war scharfkantig. Es war abweisend und wehrte sich gegen die ungeplanten Besucher, so wie scheinbar alles auf diesem merkwürdigen Kontinent.
Erste Gebäude schälten sich aus dem Nebel. Sie ähnelten armseligen Hütten.
Schroff und grob gehauene Steinhäuser waren sie, die wie kleine Trutzburgen dastanden und deutlich zeigten, dass Gäste nicht allzu wohlgelitten waren.
Ein erster Bewohner des Eilands bewegte sich ihnen über den holprigen Fußweg entgegen. Er war annähernd so groß wie Perry Rhodan, asketisch schlank und von grauer Gesichtsfarbe.
Er hielt seinen Körper unter einem groben Büßergewand verborgen.
Noch bevor sie den Nega-Cypron ansprechen konnten, wich er nach rechts aus und verschwand wie von Geisterhand weggezaubert.
„Ein Teleporter", sagte Randa Eiss.
„Es soll viele von ihnen hier geben."
Sie gingen weiter. Die Gebäude standen nun dichter aneinander. In kleinen Vorgärten zeigten sich die mageren Ergebnisse der hiesigen Blumen- und Gemüsezucht. Fahle Gewächse, die ihre kraftlosen Blätter traurig hängen ließen.
Wind frischte auf. Er schaffte es nicht, die Nebelschwaden zu verwirbeln. Die düstere Stimmung blieb, legte sich weiterhin übers Gemüt der Gefährten.
Das Zentrum Samsingurs war erreicht. Hier trafen mehrere Straßenzüge aufeinander. Vor einem mehrstöckigen Gebäude – silbergrau, steinern, winzige und vielfach vergitterte Fenster – parkten Gleiter. Nega-Cypron standen daneben und sprachen leise miteinander.
Sobald sie Perry Rhodan und seine Begleiter
Weitere Kostenlose Bücher