2435 - Die Nega-Cypron
Seite. „Es gibt auch einen anderen Grund, warum ich mit dir unter vier Augen sprechen wollte." Er hieb beiläufig auf das Schaltfeld. Der Avatar und die Galaxienkarte verblassten. Es wurde angenehm dunkel im Raum, feinster Sprühregen fiel auf sie herab.
„Ich habe Unterlagen erhalten, die mir Angst machen", fuhr Randa Eiss zögerlich fort. „Sie betreffen Grundlagenwissen über die Cypron, das seit Generationen verheimlicht wird."
„Und zwar?"
„Was du hier auf Tarquina siehst, sind die kümmerlichen Reste eines einstmals stolzen Volkes. Es gibt noch eine knappe Milliarde von uns. Unsere Zahl schrumpft beständig."
„Das ist ... bedauerlich. Aber ich behaupte, dass euer Genpool groß und stark genug ist, um irgendwann wieder zu einer Erholung zu führen."
Randa Eiss ließ die Arme hängen.
Seine Körperhaltung drückte Verzweiflung und Angst aus. „Gewisse Entwicklungen lassen sich nicht mehr aufhalten. In zwanzig Generationen, so die Voraussagen, wird unsere Zahl auf unter eine Million gefallen sein; selbst für den Fall, dass wir dem Wirkungsbereich des Vibra-Psi entkommen können oder der Krieg gegen TRAITOR gewonnen wird – für uns kommt alles zu spät. Wir sterben aus. Wir nähern uns dem Ende."
Randa Eiss stand einfach nur da. Sein Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig. Breite Hautlappen zogen sich über die Facettenaugen. Sie verhüllten alles und ließen sein Gesicht als einzige glatte Masse erscheinen. Der Ultimate Rat zeigte unendliche Trauer. Er weinte auf cypronsche Weise.
*
Perry Rhodan biss sich auf die Zunge.
Er durfte nichts sagen. Unter keinen Umständen sollte sich das Wissen aus der Zukunft mit seinen Erlebnissen hier vermischen.
Die Berechnungen der Cypron zeigten einen gewichtigen Fehler. Sie unterschlugen die Existenz der Nega-Cypron.
Diese würden die Jahrmillionen überdauern, sich in weiten Teilen des Universums verstreuen, als Cynos neue Gesellschaftssysteme entwickeln und mehr als einmal schicksalhaft in Geschehnisse eingreifen. Steuerleute der kosmokratischen Sternenschwärme...
Ihre Herkunft würde in Vergessenheit geraten, ihre Taten würden jedoch weiter bestehen. Wahrscheinlich bis weit in eine Zukunft hinein, die auch der Unsterbliche nicht mehr erleben würde.
Die Größe dieses ganz besonderen Volks begann mit einer Tragödie, deren Zeuge er soeben wurde.
Perry Rhodan legte Randa Eiss eine Hand auf die Schulter. Er sah die guten Seiten dieses Mannes, und er ahnte die schlechten. Wenn ihm die Zeit blieb, würde er ein guter, ein gerechter Anführer sein. Doch in diesen Momenten konnte er nichts anderes tun, als Trost zuzusprechen.
*
Eine Freundschaft begann stets mit persönlichen Gesprächen. Mit der Offenlegung der Seele, mit unbedingtem Vertrauen. Drei Stunden reichten, um aus Verbündeten Kameraden werden zu lassen. Sie waren einander so fremd und dann wiederum so nahe. Perry Rhodan bedauerte es zutiefst, dem Cypron nicht die ganze Wahrheit sagen zu können.
Sie kehrten ins Büro des Ultimaten Rats zurück. Mit dem Anzeichen scheinbarer Verlegenheit kramte Randa Eiss in einem formenergetischen Wandschrank umher. Er zog eine münzgroße, drei Zentimeter durchmessende Scheibe hervor und drückte sie Perry Rhodan in die Hand.
„Dies ist ein ... symbolisches Geschenk", sagte er. „Als Zeichen meines Danks. Das Cypron-Amulett beinhaltet Impressionen aus dem Leben und Alltag meines Volks."
„Darf ich es gleich ausprobieren?"
„Selbstverständlich. Sieh auf die Vorderseite. Konzentrier dich auf die stilisierten Wellenlinien des Ozeans. Die Steuerung erfolgt auf mentalem Weg."
Perry Rhodan legte sich das Amulett zwischen Daumen und Zeigefinger zurecht. Er tat, wie Randa Eiss ihm geraten hatte – und er tauchte in virtuell erzeugte Bilder ein.
Anfänglich überschwemmten sie ihn.
Er taumelte unter der Wucht, er musste sich zurücknehmen, auf Teilaspekte des Gesehenen konzentrieren.
Da war das Ratsgebäude. Die unterirdischen Kavernen. Einzelne Cypron; Heldengestalten und Übeltäter. Pflanzen und Tierwelt der Tauchenden Stadt.
Politische Szenarien, Wohnviertel, treibende Docks, Raumschiffe.
Und bei jeder einzelnen Betrachtung war zu sehen, was die Cypron ausmachte; im Positiven wie im Negativen.
Mühsam zog sich Perry Rhodan in die Wirklichkeit zurück. Die Bilder waren berauschend und fordernd. In brutaler Ehrlichkeit offenbarten sie ihm Herz und Seele des cypronschen Volkes.
„Es ist ein wertvolles Souvenir, wie es
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