2437 - Die immaterielle Stadt
dreieinhalb Kilometern, und die höchsten Türme ragen etwa 180 Meter auf."
„Dann ... ist die Malven-Stadt real?", fragte Bull.
„Anscheinend. Wenn auch allein für das menschliche Auge und für die Kameras vorhanden."
„Wir umkreisen sie!", ordnete Bull an.
Sie schien von jeder Seite gleich auszusehen – oder anders, da sie sich dem Auge des Betrachters immer wieder unterschiedlich präsentierte. Der Effekt war so verwirrend, dass Bull nicht einmal sagen konnte, ob sie in den Aufzeichnungen immer identisch dargestellt wurde.
Zeichen von Leben entdeckten die Instrumente nicht, und auch sonst gaben sie keine weitere brauchbare Auskunft. Immerhin sah Bull nun selbst zahllose kleine und große Fenster, die sich bis in die Spitzen der höchsten Türme zogen. Allerdings waren sie nicht durchsichtig, und er erkannte hinter ihnen nichts. Dennoch wirkte die Stadt keineswegs etwa verfallen, sondern absolut intakt.
„Wir landen!", sagte Bull.
*
Entgegen seinen früheren Worten hatte Bull den Individualschirm hochgefahren.
Vielleicht war ES’ Warnung ja doch berechtigt, und diese immaterielle Stadt stellte eine Gefahr für unwillkommene oder unangemeldete Besucher dar.
In der Nähe der Stadt schienen die Naturgewalten nicht ganz so heftig zu toben, was es Bull erleichterte, sich auf das unfassbare Gebilde vor ihm zu konzentrieren. Er glaubte, vor einer gigantischen Wand zu stehen, die ihm den Weg versperrte – die Mauer eines der Türme an der Peripherie des malvenfarbenen Wunders.
Er wartete angespannt, aber nichts geschah. Die Ortung zeigte noch immer nichts an, und sie wurden auch nicht behindert, geschweige denn angegriffen.
Wir werden nicht einmal zur Kenntnis genommen, dachte er mit einer Mischung aus Enttäuschung und Verbitterung.
Er schaute zur Seite. Fran, Marc und Baldwin standen dicht hinter ihm, warteten darauf, dass er etwas unternahm.
Er warf noch einmal einen Blick auf die Anzeigen des Multifunktionsarmbands. Auch aus der Nähe war keinerlei Leben in der Malven-Stadt zu sehen, zu orten und zu hören. Es gab nicht einmal einen Geruch, der von der Stadt ausging.
Andererseits deutete auch nichts auf eine Gefahr hin. Kein Knistern in der Luft, keine heimlichen oder unheimlichen Erscheinungen, gar nichts. Als wäre die Stadt da und gleichzeitig wiederum nicht.
Zögernd trat er einen Schritt vor, streckte die Hand aus. Noch einen Schritt, noch drei Meter bis zu dieser malvenfarbenen Mauer, noch zwei, noch einen ...
Er sah auf das Armband, erhielt keinerlei Warnungen und trat noch einen halben Schritt vor, bis seine Fingerspitzen die Mauern berührten.
Und im nächsten Moment ungehindert durch die Substanz drangen, die sich ihm selbst so materiell wie sein SERUN darbot.
„Verdammt!", murmelte er. Die Malven-Stadt war tatsächlich nicht materiell, obwohl man sie sehen konnte.
Bull atmete tief ein, obwohl er keineswegs das Gefühl hatte, allen Mut zusammennehmen zu müssen, und trat noch einen Schritt vor. Die Mauer schien aus Nebel zu bestehen, der seinem Körper keinen festen Widerstand bieten konnte.
Bull hatte den Eindruck, er ginge wie durch ein Gebiet intensiver, überlagerter Schatten, in denen es schwerfiel, sich zu orientieren. Aber diese Schatten drangen nicht auf ihn ein und bedrohten ihn auch sonst in keiner Weise.
„Ihr könnt nachkommen", sagte Bull.
Im nächsten Augenblick fragte er sich, ob er nicht vorschnell gehandelt hatte.
Denn plötzlich verspürte er eine gewisse Beeinflussung, ein seltsames Locken, als wolle die Stadt sie zu sich ziehen.
Er schüttelte sich, und das Gefühl verging so schnell, wie es gekommen war.
Fran trat aus der Wand, dann Baldwin und schließlich Marc. Der junge Mutant wirkte noch abwesender als zuvor, doch nun mochte nicht Liebeskummer dafür verantwortlich sein. Bull fragte sich, was er als Psi-Korresponder jetzt wohl wahrnahm.
„Bleibt dicht hinter mir!" Er setzte sich langsam in Bewegung. Er sah die Stadt vor sich, zumindest einen winzigen Teil von ihr, doch sie erschloss sich ihm nicht.
Die Straße, auf der er ausschritt, war makellos sauber, wenn nicht sogar aseptisch rein. Die Gebäude in der Nähe waren für ihn nur hohe Mauern. Sie waren so groß, so gewaltig, dass er sie nicht einmal ansatzweise erfassen konnte.
Aber sie waren schön.
Komm zu mir ... ich erfülle dir alle Wünsche ...
Reginald Bull sah auf die Instrumentenanzeigen.
Nichts. Für die Positronik des SERUNS war die Stadt einfach nicht vorhanden.
Fast kam
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