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244 - Der dunkle Traum

244 - Der dunkle Traum

Titel: 244 - Der dunkle Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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ihnen her.
    ***
    Das nicht richtig, dachte Zarr.
    Aldous nahm die weiße Nackthaut mit aus dem Dorf. Irgendetwas stimmte hier nicht. Aldous war zweifellos ein besonderer Mann. Er verstand Zarr. Den meisten Menschen gelang das nicht sofort. Auch Rulfan hatte lange gebraucht, sich an Zarrs Worte zu gewöhnen. Aber bei Aldous war das anders gewesen.
    Und jetzt gingen Aldous und Rulfan weg! Diese Entscheidung musste blitzartig gefallen sein, sonst hätte Zarr das mitbekommen. Er besaß gute Ohren. Und Rulfan ließ seine Lupa hier. Nein, das war nicht richtig! Besonders merkwürdig aber war, dass Lay den Weggang ihres Liebsten mit einer beängstigenden Ruhe akzeptierte. Sie protestierte nicht. Sie wollte ihn nicht begleiten. Stattdessen leckte sie ihn ab, wie es Nackthäute eben taten, streichelte sein langes glattes Haar, das einem zottigen Fell in keiner Hinsicht das Wasser reichen konnte, und flüsterte ihm sanfte Worte ins Ohr. So entspannt, so sanft hatte Zarr die schöne Lay noch nie erlebt.
    Er kämpfte gegen den Drang an, sich mit den Fäusten auf die Brust zu trommeln oder mit den Beinen auf der Stelle zu stampfen. Norr, eine attraktive Zilverbak-Dame, musterte ihn von der Seite. Zarr wusste, dass sie Rulfan verehrte, und wollte ihr keinen Grund geben, ihn für einen eifersüchtigen Monkee zu halten!
    Im Grunde war Zarr froh, dass Rulfan Taraganda verließ. Aber ihn beunruhigte Lays Reaktion. Die kleine Nackthaut wirkte, als sei sie von einem Geist besessen. Ihre Augen glänzten. Sie sprach kein lautes Wort, protestierte nicht, sondern nahm seinen Weggang hin. Das war nicht Lay, das war… das war…
    Zarr fehlten die Gedanken.
    Und Rulfan ging.
    Das nicht richtig! dachte Zarr. Aber gut! Sehr gut!
    2. UNTERWEGS
    »Wie funktioniert der Zusammenhalt bei den Zilverbaks?«, wollte Aldous wissen, als sie an einem Bach rasteten. Sie setzten sich und wickelten ihren Proviant aus.
    Rulfan nahm einen großen Schluck aus dem Wasserschlauch. »Es gibt drei eherne Gesetze. Menschen und Zilverbaks paaren sich nie miteinander. Menschen geben ihr Leben für die Zilverbaks und Zilverbaks geben ihr Leben für die Menschen. Jede Beute wird in genauso viele Anteile geteilt, dass jeder Mensch und jeder Zilverbak des Stammes genug hat.«
    Aldous nickte und kaute sein Brot. »Du lebst gemeinsam mit Gorillas. Ist das ein gutes Leben für einen aktiven Mann?«
    Rulfan zog die Schultern hoch. »Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Im Moment jedoch bin ich damit zufrieden…«
    »Aha…« Aldous nickte. Er stopfte seinen Proviant in den Umhängebeutel und fütterte seine lange Pfeife mit Gras. Er paffte, wechselte abrupt das Thema und murmelte sinnierend: »Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Daa’tan darf nicht weiterleben. Falls er entkommt, wird er wieder morden. Diese Verantwortung darfst du nicht übernehmen.«
    »So sagten es mir meine Träume«, gab Rulfan zurück.
    »Träume sind unerlässlich, wenn man die Zukunft gestalten will…«
    Rulfan blickte auf. Irgendwo in ihm schlug eine Saite an. Dann war es vorüber. »Warum begleitest du mich?«
    »Eigentlich wollte ich nur zwei Tage bei euch bleiben. Dann geschah dein Unfall. Ich fühlte mich verantwortlich, denn ich hatte dir diesen Floh mit der Orchidee ins Ohr gesetzt. Ich pflegte dich, die Tage vergingen…« Er verzog den Mund und grinste gutmütig. »Ich habe es nicht wirklich eilig. Was kommen soll, kann warten. Warum also nicht noch eine Weile zusammen mit dir verbringen? Wie ich schon sagte: Du bist ein kluger Mann. Es macht Freude, in deiner Gegenwart zu sein.«
    »Danke«, sagte Rulfan. »Aber der Kluge von uns beiden bist du.«
    Aldous winkte ab. Er blickte zum Himmel. »Wir haben noch fast zwei Stunden. Vertrödeln wir sie nicht.«
    Als es dunkel wurde, schlugen sie am Rande einer Lichtung ihr Lager auf. Rulfan sammelte Holz, Aldous entzündete ein Feuer. Rulfan holte Wasser, gemeinsam tranken sie. Hin und wieder, ganz selbstverständlich, mischte Aldous das Cannuspulver ins Quellwasser. Rulfan nahm es hin. Aldous würde wissen, was er tat.
    Sie streckten die Füße gegen das Feuer und blickten in die Sterne. Rulfan nahm einige Züge aus der Pfeife und fühlte sich leicht, emporgehoben und geborgen.
    »Hast du deine Mutter jemals wieder gesehen?« fragte Aldous unvermittelt.
    Rulfan brauchte eine Weile, um den Faden weiterzuspinnen. Aldous ließ ihm dafür genug Zeit.
    »Ich war zwölf. Mutter hatte versprochen, zurückzukehren, was nicht geschah. Als ich

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