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244 - Der dunkle Traum

244 - Der dunkle Traum

Titel: 244 - Der dunkle Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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irgendwo dazwischen und Rulfan trank, um dem Alten einen Gefallen zu tun. Er betrachtete das Pulver als Medizin. Später würde er mit reinem Quellwasser nachspülen.
    Aldous nickte zufrieden und sagte: »Die Allmacht schläft im Stein, atmet in der Pflanze, träumt im Tier, wacht auf im Menschen, mein Freund. Und dabei ist es unwichtig, ob du an einen einzigen Gott glaubst oder eine Horde Götter deinen Glauben beherrschen. Eines ist sicher: Wer auch immer mich dazu berief, ein Schamane zu sein, wusste, dass ich kein gewöhnlicher Mensch bin. Ich bin Opferpriester und Orakeldeuter, ein Seher und Prophet. Ich führe die Seelen der Verstorbenen ins Jenseits und bringe verirrte Ahnengeister in ihre Heimstatt zurück.« Er starrte Rulfan an. »Und du, Rulfan… du hast deine Seele verloren!« Der Alte ließ die letzten Worte abtropfen wie Tau von einem Blatt. »Ich bin es, der die Seele für dich sucht. Deshalb – und das wolltest du doch fragen, nicht wahr? – sind wir zu Fuß unterwegs. Damit wir Zeit füreinander haben. Deshalb hast du auch Chira zurückgelassen, denn sie würde deine Konzentration stören. Zwar haben wir ein Ziel, eine Aufgabe, aber auch der Weg zum Ziel sollte genutzt werden.«
    Rulfan leerte den Becher. Er hat meine Frage beantwortet, ohne dass ich sie stellen konnte! Nicht alle Fragen – aber welche waren das noch? Sie werden mir schon wieder einfallen.
    Aldous verstaute einige Dinge in seinem Rucksack, erhob und streckte sich. »Die Sonne geht auf. Es wird Zeit, dass wir weiterziehen.«
    Rulfan löschte das Feuer, faltete seine Decke zusammen und inspizierte die Umgebung. Inzwischen war es hell genug, um etwaige Fußspuren zu entdecken.
    Und er fand sie.
    ***
    »Es waren mindestens sieben oder acht Menschen«, stellte Rulfan fest, nachdem er zurückgekommen war.
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »Keine Ahnung. Irgendwo dort in der Nähe des Flusslaufes verlieren sich die Spuren. Vermutlich sind sie im Wasser weitergegangen.«
    »Was soll’s?« grinste Aldous. »Sie sind weg!«
    Es war Nachmittag, als sie einen Hügel erklommen. Rulfan ging voraus. Auf der Kuppe blieb er stehen und winkte dem Alten. Der Neo-Barbar aus Euree konnte sich an dem Anblick, der sich ihm bot, kaum satt sehen. Wieder einmal wurde ihm bewusst, dass er ein Mann aus dem Norden war, aus einer Region, in der Sturm und Schnee, Regen und Kälte vorherrschten.
    Unter ihnen erstreckte sich dagegen eine unendlich weite, heiße Ebene. Seenplatten, Grassavannen, farbige Flecken, glänzende Tupfer und Tierherden, so weit das Auge blickte. »Dort hinten liegt der Victoriasee, Aldous. Aber was rede ich… das weißt du besser als ich, schließlich lebst du hier.«
    Aldous nickte stumm. Winda neben ihm wackelte mit dem Kopf, hob die Nase und witterte. Sie stapfte nervös von einem Bein auf das andere.
    »Ein schöner Anblick…«, sagte Aldous. »Er macht demütig. Man empfindet seine eigene Unvollkommenheit.«
    Winda schnaufte. Ihr Gefieder bebte.
    Rulfan klopfte der Valvona beruhigend auf den festen Körper. Wollte sie losrennen, jagen, im Wasser baden?
    Rulfan drehte sich zu Aldous und meinte: »Ich habe dich bis heute nicht gefragt, warum du den weiten Weg vom Victoriasee bis nach Taraganda gegangen bist.«
    Aldous blickte zu dem Mann aus Salisbury auf. »Vielleicht wusste ich, dass du mich brauchst…«
    Rulfan schmunzelte. »Nun mal ehrlich, Aldous! Das kann doch nicht die Antwort sein…«
    »Na, dann bleibt mal schön da, wo ihr seid!«, tönte eine raue Stimme hinter ihnen. Rulfan und Aldous fuhren herum. Vor ihnen standen acht Männer.
    Grimmocks!
    Grimmocks waren allgemein gefürchtet. Ihre brutale Gesinnung war in der ganzen Tansaana-Region bekannt. Man vermutete sie sehr viel weiter östlich. Zuletzt waren sie in der Nähe der Moshi-Ruinen gesehen worden, weit weg von Taraganda. Einige Stämme hatten Grimmockjäger ausgesandt, um sich der unangenehmen Mutanten zu entledigen. Nur wenige kamen lebend zurück.
    Legenden zufolge waren die Grimmocks aus der Kristofluu-Katastrophe (»Christopher-Floyd«, der Komet von 2012) hervorgegangen. Der abstürzende Stern sollte ihnen jede Moral aus der Seele gebrannt haben, sodass sie nur aus Lust am Töten durch die Lande streiften. Weniger Abergläubische vermuteten dagegen, dass dieses Volk von einer vererbten Geisteskrankheit betroffen war. Überlebende berichteten von hemmungslosen Ritualen, bei denen weibliche und männliche Grimmocks ihre Opfer Stück für Stück verspeisten.
    Die

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