2440 - Armee der Schatten
zufrieden; sonst war ja weiter nichts vorgefallen.
Sie hatten keine zwei Schritte vor der Nische, in der Sinco, Yalp und Gurli vor sich hin zitterten, kehrtgemacht, um dem Gerumpel, Geschepper und Geschimpfe nachzugehen, das zwei Gangkreuzungen weiter losgebrochen war ...
*
„Mit anderen Worten: Ich habe euch gerettet", sagte Trest strahlend, nachdem sie gemeinsam die Vorgänge rekonstruiert hatten.
„Gewissermaßen ja", räumte Sinco ein. Und er fügte nach kurzem Zögern hinzu, dass ihr jüngster Mitstreiter sich auch im Übrigen recht wacker geschlagen und seine Sache gut gemacht habe.
Für einen unausgebildeten Frischling ...
„Ich bin eben was Besonderes", erinnerte Trest im Brustton der Überzeugung.
„Schön langsam glaube ich das auch", sagte Gurli Grushgelaard. Ihr Bruder rollte die Tentakel ein und schnaubte abfällig.
Der Container, dem sie sich anvertraut hatten, setzte sich in Bewegung.
Gemächlich beschleunigend senkte er sich den vierzig Meter durchmessenden Schacht hinab. Wenn alles nach Plan verlief, würde er fünf Kilometer weiter unten wieder sanft zur Ruhe zu kommen. Von dort war es nur noch ein Katzensprung bis zur Scherbenstadt.
Laut dem Direktor enthielten die Fässer, die den Großteil des Innenraums einnahmen, Gewürzmischungen und Saucenfonds, welche sich der Chefkoch der SZ-2-Kantine von seinem Kollegen im vorderen Schiffsteil erbeten hatte.
Die konzentrierten biologischen Substanzen überdeckten die Vital-Signaturen der Mom’Serimer gegenüber Individualtastern, falls jene nicht haargenau zielgerichtet eingesetzt wurden.
Und dafür bestand schließlich kein Anlass. Die Kühlaggregate der Fässer wiederum erschwerten eine Ortung der Antigravpaletten mit den positronischen Kleinteilen.
„Was haben wir eigentlich geklau..., ich meine, abgezweigt?", fragte Trest.
Schroff erwiderte Yalp Grushgelaard: „Das geht dich nichts an."
„Ich finde, doch", widersprach ihm seine Schwester Gurli. „Das Nochkind hat sich bewährt. Es hat ein Recht, als vollwertiges Mitglied der Armee anerkannt zu werden."
„Armee?" Trest lief ein Schauer über den Rücken.
Die Mom’Serimer waren ein friedfertiges Volk. Kriegerisch betätigt hatten sie sich, so weit ihre Überlieferung zurückreichte, nie.
„Was sich da drin befindet", Sinco Venethos klopfte auf einen der drei Behälter, „benötigen wir, um Waffen herzustellen. Richtige, durchschlagskräftige Waffen. Und du, Trest Harkanvolter, bist hiermit in die Armee der Schatten aufgenommen – in die Armee der NACHT."
Interludium: Optimissmut 13. September 1346 NGZ Machst du dir Selbstvorwürfe, Ronald Tekener?
Grund dazu hättest du. Dieser Ansicht sind zumindest diejenigen Besatzungsmitglieder, welche dich immer offensiver bedrängen, endlich etwas zu tun.
Du wimmelst sie weiterhin ab, gehst ihnen aus dem Weg, soweit möglich.
Dies gelingt dir beileibe nicht immer. Je länger diese Reise, die vielleicht letzte der SOL, andauert, desto mehr gleichen fast alle deine Schritte einem Spießrutenlauf.
Meist hockst du auf deinem Podest, im Sessel des Expeditionsleiters, und klopfst vor dich hin: Taptap ... taptap ...
Mit höchster Wahrscheinlichkeit haben Kalbaron Silathe, die dir kaum von der Pelle weicht, und ihre ganschkarischen Wissenschaftler die von dir produzierten Rhythmen schon oft aufgezeichnet und sie mittels Spracherkennungs-Algorithmen zu entschlüsseln versucht. Etwas dem Morse-Alphabet Vergleichbares gibt es schließlich in fast jeder Kultur; und Häufigkeiten gewisser Taktfolgen festzustellen, zu analysieren und gegebenenfalls in Wörter und Sätze umzusetzen ist wahrhaftig keine Kunst.
Überprüfungen wie diese geschehen rein aus Routine, um nicht zu sagen Langeweile, denn der Flug verläuft scheinbar ereignislos; zum Glück.
Nicht, dass du den Besetzern den kleinsten Anstoß zu gesteigertem Misstrauen geben würdest.
Oder deiner geknechteten, leidenden Mannschaft den Funken einer Hoffnung ...
*
Wie gern hättest du denen, die klarer und somit aufrührerischer Gedanken fähig sind, ein winziges Zeichen offenbart, dass Zuversicht angebracht ist!
Aber das darfst du nicht. Du sitzt auf deinem erhöhten Thron wie auf einem Präsentierteller. Die Schergen des Chaos lassen keine Sekunde in ihrer Aufmerksamkeit nach.
Fast nötigen sie dir Bewunderung ab, wie in ihren Reihen trotz der träge verstreichenden Tage keinerlei Schlendrian aufkommt. Sie sind straff organisiert, und es gibt so gut wie keine
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