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2441 - Die letzten vierzig

Titel: 2441 - Die letzten vierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Voraussicht. Stets habt Ihr prophezeit, dass genau hundert Delegationen die Eröffnungszeremonie im Elysischen Stadion schmücken werden – und so ist es eingetreten! Noch in vielen kommenden Generationen wird das Loblied Eurer Durchsetzungskraft erklingen."
    „Nun, ob hier noch irgendwas zwitschern wird, wenn die Umwandlung zur Negasphäre erst einmal abgeschlossen ist, sei dahingestellt, hehe. – Aber du hast recht, Bürgermeisterlein, diese Entwicklung erfüllt Uns durchaus mit Entzücken. Bravo!"
    Davam-Düür schaffte es gerade eben, das Gesicht zu wahren und ihre Überraschung nicht zu zeigen. Dass der Tyrann diese Durchkreuzung seiner Absichten so ohne Weiteres wegsteckte, hätte sie nicht gedacht. Hatte sie falschgelegen, führte er ganz etwas anderes im Schilde?
    Sein nächster Satz steigerte ihre Verblüffung. „Die Ehrengäste, deren Eintreffen Wir jede Stunde erwarten, werden darüber sehr erfreut sein."
     
    *
     
    Das Gefährt, mit dem sie vom Raumhafen weggebracht wurden, befand sich in einem erbärmlichen Zustand.
    Nie zuvor hatten die Mom’Serimer derart heruntergekommene, schlecht gewartete Technik gesehen. In ihrer Scherbenstadt wurde viel improvisiert, und manche Gerätschaften wirkten so wild zusammengestoppelt, dass sich sowohl Steph La Nievand als auch Ruud Servenking mit Grausen abwendeten.
    Aber das Innere dieses Vehikels oder besser: was davon übrig war ... Früher mochte der große Schwebegleiter im Nahverkehr eingesetzt worden sein und etwa hundert Personen Platz geboten haben.
    Nun waren fast alle Sitze herausgerissen; die wenigen verbliebenen Bänke und den gesamten Boden bedeckten Schutt, Schlamm und undefinierbarer, stinkender Abfall. Teils bis zum unteren Knie hoch, was es nicht einfacher machte, die Balance zu bewahren. Zwar verliehen die Schaftstiefel den Prothesen recht festen Halt; doch waren diese den gegabelten Stützklauen nachgebildet, auf denen Attavennok gingen, und hatten mit den Füßen von Mom’Serimern wenig gemein.
    Sinco Venethos ermahnte sich, positiv zu denken. Ein Gutes hatte der unsichere Stand: So fiel es weniger auf, dass ausnahmslos alle vierzig Mitglieder des Einsatzkommandos, ihn selbst eingeschlossen, sich an die Rahmen der Fenster klammerten und die Gesichter an den Scheiben platt drückten.
    Außer ihnen befand sich niemand in der Passagierkabine. Sie mussten allerdings damit rechnen, dass es Überwachungskameras, Mikrofonfelder oder sonstige Sensoren gab. Daher hatte Sinco seinen Leuten bedeutet, sich mit Ausrufen des Erstaunens, begeisterten oder schockierten Kommentaren und dergleichen zurückzuhalten.
    Leicht war das nicht. Auch ihm entfuhr immer wieder mal ein gerade noch erstickter Aufschrei.
    Selbstverständlich wussten sie alle, dass ein echter Planet ihre eigene Heimatwelt, die SOL, an Größe und bewohnter Fläche noch übertraf. Aber gleich um so viel? Vielleicht hätten sie auf Ultrablau doch einmal die SOL verlassen sollen, nur so als Test.
    Die Behausungen unter ihnen erstreckten sich endlos, mindestens bis zum unglaublich weit entfernten Horizont, der von hohen – und Furcht einflößend echten – Berggipfeln gesäumt wurde. Und darüber war ewig lang nichts als Luft!
    Freilich kannten sie Abbildungen von Städten, insbesondere Terrania City hatten sie studiert. Deren Gebäude mochten sogar noch höher und im Einzelnen beeindruckender sein. Doch Holos nahm man meist ausschnittsweise wahr, und zoomte man die Kameraperspektive noch näher heran, konnte man sich einen Stadtbezirk stets als eine Art Großdeck der SOL vorstellen, nur unvernünftigerweise oben offen.
    Hier in natura spürte Sinco förmlich die nach jeder Richtung erschreckend unbegrenzte Ausdehnung. Gab er sich diesem Gefühl zu sehr hin und blickte zu oft, zu schnell von links nach rechts, von oben nach unten, drohte ihn Schwindel zu übermannen.
    Der Sternenhimmel, der sich über all dem unübersichtlichen, konfusen Wirrsal wölbte, war im Prinzip derselbe wie vom Bordobservatorium aus betrachtet.
    Nur gab es drei Monde, und die standen, unterschiedlich stark leuchtend, in einer ganz eigenartigen, haarsträubenden Zwischendistanz: weder nah wie alles in der SOL noch so weit entfernt wie ordentliche Sonnen, die mit freiem Auge bloß als winzige, nahezu virtuelle Lichtpunkte erschienen.
    Auf dem größten Mond, dessen Licht die Häuser, Brücken, Grasflächen, Wälder, Felsformationen, diese ganze gigantische, abstoßend unorganisierte Landschaft mit silbrigem Schimmer

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