2444 - Vor der Finalen Schlacht
hinausgewachsen. Mit aller Konsequenz hatte er es geschafft, seine Landsleute auf Kurs zu bringen. Freiwillige sonder Zahl hatten sich dank seines Engagements gemeldet und waren in Blitzschulungen auf ihre Aufgaben im Bordgefüge der Cyss und Proquas vorbereitet worden. Sie alle zogen in dem Bewusstsein in die Finale Schlacht, nur eine marginale Chance auf ein Überleben zu haben.
Gemeinwohl ging vor Eigenwohl. So trommelte es die Propaganda auf allen Kontinenten. Tag und Nacht. Mit einer Penetranz, die auf Terra zu einem politischen Erdbeben geführt hätte.
„Es macht mir Angst", offenbarte Perry Mondra, die neben seinen Platz getreten war.
„Die Schlacht?"
„Nein. Die Konsequenz und die Opferbereitschaft, mit der sich die Cypron auf den Kampf vorbereiten."
„Sie werden seit Ewigkeiten darauf trainiert."
„Besser gesagt: konditioniert."
„Du weißt, was auf dem Spiel steht: eine ganze Galaxis."
„Es ist dennoch erschütternd. Und ich frage mich einmal mehr, wer Schuld trägt. Ich möchte demjenigen gegenüberstehen, der mir das Warum erklären kann."
„Antworten könnten dir die Kosmokraten geben. Wenn sie denn wollten.
Und du hattest deine Möglichkeiten, wenn ich mich recht an meinen Geschichtsunterricht erinnere."
„Die Dritte Ultimate Frage", murmelte Perry Rhodan gedankenversunken. „Eigentlich hasse ich es, etwas unvollendet zu lassen, offene Fragen zu haben. Nur dieses eine Mal entschied ich anders."
Noch waren längst nicht alle Cypron-Einheiten in die Halbraumblase Tarquinas zurückgekehrt. Die Nachrichtenübermittlung an die Fronteinheiten hatten unter Einhaltung größter Vorsichtsmaßnahmen erfolgen müssen.
Dementsprechend lang waren die Wege, die viele Schiffe zurücklegen mussten. Alle zu spät eintrudelnden Nachzügler würden hierbleiben und Tarquina zumindest den Anschein von Schutz bieten.
Randa Eiss meldete sich. Lars Brock, der plophosische Funker mit dem Hang zu Süßigkeiten und Gewichtsproblemen, legte ihm den Kontakt augenblicklich in ein nach außen hin abgeschirmtes Hologramm.
„Sie sind soeben gestartet", sagte der Ultimate Rat ohne weitere Begrüßung.
Sie.
Die Nega-Cypron.
„Weißt du, wohin sie reisen?"
„Sie haben sich nicht darüber ausgelassen. Ich ... respektiere ihren Wunsch nach Anonymität."
„Aber es schmerzt, nicht wahr?"
„Ja."
Perry Rhodan dachte an das komplexe Gefüge der Liga Freier Terraner und an ihren Rechtsvorgänger, das Solare Imperium. Kolonien hatten sich von Terra losgesagt, hatten eigenständige Wege eingeschlagen. Manche hatten Großartiges geleistet und zu notwendigem Selbstverständnis gefunden, andere waren glorreich gescheitert.
Sie waren wie Kinder, die ins Unbekannte hinauszogen. Wie seine Kinder.
Fünf knapp nebeneinanderher fliegende Lichtpünktchen fanden sich, rot markiert, in einem Ortungsbild. Die Nega-Cypron verschwanden ohne einen letzten Gruß.
„Auf Tarquina nennt man sie Feiglinge", sagte Randa Eiss. „Die Flotte der Feiglinge. Man verachtet oder hasst sie. Nur die wenigsten Cypron zeigen Verständnis für ihr Handeln."
„Ich habe davon gehört."
Aus den Feiglingen würden irgendwann die Cynos hervorgehen. Aus den Besatzungen jener fünf Schiffe. Selbst 20 Millionen Jahre später existierten sie noch, weit verteilt und fast überall im weiten Kosmos anzutreffen. Als übel beleumdete Gestaltwandler, als Orakel, als Lenker ganzer Schwärme, als gefürchtete Kämpfer.
Und die Cypron, die zurückblieben, um die Schlacht ihres Lebens zu führen?
Über sie wusste man in der Gegenwart nichts mehr zu berichten.
*
Rhodan kümmerte sich nicht weiter um den Countdown, der den Abschied von der Halbraumwelt einläutete. Lanz Ahakin und seine Crew benötigten keine guten Ratschläge, keine Einmischung in standardisierte Routinen.
Das Kapitel Tarquina wurde geschlossen. In wenigen Stunden, wenn der 10. April 1347 NGZ anbrach, würde sich die JULES VERNE ebenso wie Ki-Myos PLURAPH den Kampfeinheiten der Cypron anschließen.
Mit an Bord befanden sich vier Cypron-Sphäriker, die soeben das Unterwasser-Bassin auf Deck 10-2 in Beschlag nahmen. Der bevorstehende Flug bot ausreichend Möglichkeit, einander zu beschnüffeln und die Fähigkeiten dieser besonders begabten Cypron in der Zusammenarbeit mit NEMO auszutesten.
Hobo Gey hatte sich zu Rhodans Überraschung geweigert, an Bord zu kommen. Seine JÄGER ruhte in einem Hangar der SHARKUVA, des Flaggschiffs von Randa Eiss. Der selbst ernannte „Rächer"
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