2445 - Geschöpf des Chaos
mich?"
Niemand konnte sie hören. Sie befanden sich in ihrem eigenen kleinen Kosmos. Sie waren da, mitten im Saal, in dem die Konferenz in diesem Moment begann – und doch auch wieder nicht.
Niemand konnte sie sehen und hören.
Keine Sensoren vermochten ihre Temperatur zu messen und kein noch so psionisch Begabter sie anzupeilen.
Rhodan hörte ihn – und auch wieder nicht. Denn seine ganze Aufmerksamkeit wurde von dem gefesselt, weshalb er hier war.
Und nicht Kamuko stand auf dem Podest, von dem aus die Konferenz eröffnet wurde, sondern Ki-Myo, der Gesandte der Superintelligenz ARCHETIM. Er begrüßte die über hundert fremden und teils exotischen Wesen, deren Sitz-, Steh- und Liegegelegenheiten mit akribischer Sorgfalt auf die jeweiligen Bedürfnisse ausgerichtet waren. Das Teilnehmerfeld war komplett – plus zwei Besucher, die keine Einladung vorzuweisen hatten.
Kamuko, so begann der Gesandte, hatte Dinge zu erledigen, die keinen Aufschub duldeten. Stattdessen sprach nun er zu den Führern der Flotte.
*
Perry Rhodan erlebte den Vortrag des Gesandten wie hinter mehr oder weniger dichten Schleiern. Es war nicht nur die eingeschränkte Optik. Auch die Intensität und das eigene Empfinden dessen, was er hier hörte, schwankten dabei stark.
Rhodan hatte diesem Augenblick entgegengefiebert. Er hoffte, hier und jetzt endlich all das zu erfahren, was ihm unklar und fraglich war. ARCHETIM hatte die Letzte Schlacht gegen die Truppen des Chaos gewonnen – aber wie hatte er es gemacht?
Wie konnte eine Armada von bis an die Zähne bewaffneten Raumschiffen gegen ein Prinzip siegreich bleiben? Wie kam sie überhaupt an einen Punkt, an dem sie das Chaos und TRAITOR wirklich empfindlich und definitiv treffen konnte?
Der Terraner war innerlich zum Zerreißen angespannt – und doch lief dies alles zum Teil einfach an ihm vorbei ...
Ki-Myo sprach. Er stand in seiner schwarzen Uniform, die den filigranen, entfernt menschenähnlichen Körper kaum verbarg, auf seinem farbig illuminierten Sockel und referierte über die Chaotischen Zellen in Tare-Scharm und die Chaotischen Geflechte, zu denen sie sich vereinten. Seine smaragdgrünen Augen leuchteten aus dem farbigen Umfeld heraus wie zwei Sterne. Auch durch die „Schleier" konnte Rhodan die Erhabenheit und Stärke dieses Wesens spüren – eine Täuschung, wie er indessen sehr wohl wusste, eine Scharade angesichts der wahren, hinfälligen Gestalt des Aeganers.
Über allen Köpfen prangte strahlend hell eine riesige, holografische Galaxienkarte von Tare-Scharm, die den Vortrag des Gesandten „begleitete", indem sie sich immer dort erhellte oder verfärbte, wo Gebiete lagen, die er ansprach.
Diese Karte, so Ki-Myo, war im Wesentlichen der Arbeit der Cypron zu verdanken, die als Kartografen der Negasphäre einige hundert Jahre für ARCHETIM tätig waren. Sie zeigte deutlich, welche Bereiche der Galaxis Tare-Scharm von den Chaotischen Zellen und Geflechten besetzt oder in starkem Maß hyperphysikalisch beeinflusst waren. Rhodan erschien das Bild wie ein riesiger Flickenteppich, der mittlerweile das gesamte Sternsystem einschloss.
Dieser „Teppich" und seine Ausläufer deckten bereits 47 Prozent der Sonnen von Tare-Scharm ab. Besonders dicht war es im galaktischen Zentrum. Die angezeigten 47 Prozent ließen, wie Ki-Myo eindringlich ausführte, keinerlei Manöver von Raumschiffen herkömmlicher Bauart mehr zu. Zum „freien Manövrieren" blieben also nur noch die restlichen 53 Prozent übrig.
„Das Dramatische daran ist", fuhr der Gesandte weiter fort, „dass der Prozess nicht mehr aufgehalten werden kann, sobald die Marke erst fünfzig Prozent erreicht hat. Dann nämlich geht Tare-Scharm in eine spontane Gesamtvernetzung über. Die Konversion der Proto-Negasphäre in eine Negasphäre ist dann definitiv und endgültig nicht mehr zu verhindern!"
Er ließ seine Worte wirken. Ringsherum war es so still, dass man die sprichwörtliche Stecknadel hätte fallen hören können. Es gab nicht einmal betroffenes Geraune der Konferenzteilnehmer.
Nur Ekatus Atimoss atmete schwer und unregelmäßig. Der Dual wurde wieder unruhig. Wahrscheinlich kämpfte er.
Rhodan konnte ihm nicht helfen und hoffte, dass er so lange wie möglich durchhielt.
„ARCHETIM", fuhr Ki-Myo fort, „hat nicht vor, es so weit kommen zu lassen, und plant in wenigen Tagen den Beginn der Finalen Schlacht. Das Aufgebot seiner Schlachtschiffe kennt ihr alle. Es ist, bis auf die Einheiten, die
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