2446 - Die Negane Stadt
eines jeden Mitwirkenden zu überprüfen! Bei der Vorspiegelung des Ernstfalls trennte sich die Spreu vom Weizen, und nun wusste der Zeremonienmeister, auf wen er sich verlassen konnte und auf wen nicht.
Aber, fragte sich Glorithlin Pal, hat solch ein Vorgehen nicht nur dann Sinn, wenn die Ankunft des Chaotarchen tatsächlich unmittelbar bevorsteht?
Der Beamte zitterte unwillkürlich, während die Anspannung von ihm abfiel, genau wie alle anderen neben ihm.
Noch war es nicht vorbei.
Dann erschien der Zeremonienmeister in ihrem Abschnitt.
*
Glorithlin Pal hatte den Eindruck, dass er persönlich gekommen war und nicht nur eine Projektion geschickt hatte.
Bebend ließ er die Musterung über sich ergehen.
Auf den Holos konnte er verfolgen, wie an einigen Stellen rings um die Tempolare Arkade bereits die Vollstreckung der Urteile begann, wie Perendrix wie er sich unter dem Biss krümmten und langsam, qualvoll starben.
Verwundert stellte er fest, dass es nicht mehr sonderlich viele waren, die nun das Leben verloren.
Und dann war er an der Reihe. Der stechende Blick der vier Augen brannte sich tief in sein Inneres, seine Seele, falls er denn eine hatte, ruhte sekundenlang auf ihm allein, und ...
„Hiermit erteile ich Glorithlin Pal eine öffentliche Belobigung", sagte der Zeremonienmeister. „Er hat sich in einer sehr schwierigen Situation sehr gut geschlagen, und das muss in der gesamten Neganen Stadt bekannt gemacht und gewürdigt werden."
Pal empfand grenzenlose Erleichterung, in die sich nur langsam Unglauben mischte. Ich habe den Tag überlebt!, dachte er fassungslos. Der Zeremonienmeister wird mich nicht töten!
Er sog Luft durch die rudimentären Kiemen ein, doch sie wurde nicht zu Sauerstoff in seinen Blutbahnen umgewandelt.
Nur langsam wurde ihm klar, welchem Umstand er sein Überleben wohl wirklich verdankte. Der Zeremonienmeister muss seine Wunden lecken!, dachte Pal. So kurz vor dem Ernstfall kann auch er es sich nicht mehr erlauben, allzu oft auf neues Personal zu setzen. Wenn ich dem Biss erliege und Xrayns Ankunft wirklich kurz bevorsteht, wird mein Nachfolger in der Kürze der Zeit seine Aufgabe ganz bestimmt nicht erfüllen können ...
Er schloss und öffnete die rudimentären Kiemen heftig, war so aufgewühlt, dass ein paar Tropfen kostbaren Wassers hinausquollen und seine Zeremonienmontur benässten. Eigentlich ein Frevel, aber unter diesen Umständen ...
Dieser stechende Blick aus vier Augen ..., dachte er und brach vor innerer Entkräftung fast zusammen. War das alles nur ein großes Spiel, eine große Prüfung? Dreidrei, zweizwei? Was ist soeben wirklich geschehen?
Vielleicht war alles noch viel komplizierter, als er es ahnte? War jener Dual namens Ek, der ihn in seiner Kabine belästigt hatte, vielleicht ein Spion gewesen? Oder ein Aufseher, dessen Aufgabe es war, Pals Konzentration einer zusätzlichen Probe zu unterziehen?
So konnte er nicht weiterleben. Wenn ihn nun unentwegt solche Gedanken beschäftigten, würde er die nächste Probe – oder sogar die eigentliche Zeremonie! – niemals fehlerfrei überstehen.
Es gab nur eine Lösung. Er musste den Besuch der seltsamen Fremden in seiner Unterkunft vergessen. Die Dinge liefen gut für ihn. Er war befördert worden und hatte keinen Grund mehr, Fragen zu stellen.
Oder an Umstände zu rühren, die einen Beamten wie ihn nichts angingen.
Seine Gedanken durften allein den 4457 Schritten gelten, die ihm anvertraut waren. Alles andere war Politik, und die ging ihn nichts an.
13.
Wie lautete der Vergleich noch, den die Terraner so köstlich fanden? Wie sagten sie manchmal mit gutmütigem Humor?
Wie ein schwarzer Panther schritt der Laosoor auf und ab ...
Commander Pothawk wusste beim besten Willen nicht, was daran so lustig sein sollte, doch jetzt mochte der Vergleich zutreffen. Er, Vizquegatomi und zwei weitere Laosoor hatten die Sicherung des verlassenen Raums der Schaltstelle übernommen, lauschten und hielten sich kampfbereit, während Limbox und die Daten-Spezialisten bereits daran arbeiteten, sich in die Datennetze einzuhacken.
Pothawks Misstrauen vergrößerte sich. Warum nahm man einfach keine Kenntnis von ihnen? Warum waren die Terminals in diesem Raum nicht gesichert? Warum wurde kein stummer Alarm ausgelöst, wenn sie von Unbefugten aktiviert wurden? Warum gab es keine Passwörter, die verhinderten, dass man so einfach auf den Datenfundus der Neganen Stadt zurückgreifen konnte, zumindest keine
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