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245 - Geisterstadt Washington

245 - Geisterstadt Washington

Titel: 245 - Geisterstadt Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Schultern vor dem Bettchen stand. Noch bevor sie zu sehen bekam, was Honeybutt so erschreckt hatte, hörte sie diese heiser flüstern: »Wenn dem Kleinen was fehlt, töte ich dich.« Damit fuhr sie herum und entriss ihr das Kind. Wie von Furien gejagt hetzte sie aus der Tür. »Da drinnen findet ihr welche!«, hörte Marisar sie auf dem Flur noch rufen.
    Verwirrt und schockiert wandte sie sich dem Bettchen zu. Als sie den schwarzen Wurm auf der geblümten Matratze entdeckte, war es um ihre Fassung geschehen. Heulend machte sie kehrt und folgte Honeybutt Hardy, die in Richtung Krankenstation lief.
    Auf der anderen Seite des Bunkers waren Mr. Black und Trashcan Kid auf dem Weg zur Unterkunft von Bruder Faith. Einige Bunkersoldaten wollten dort den narbengesichtigen Miles Breaker und Ronny Jeeps gesehen haben.
    Doch als sie das Quartier des Novizen erreichten, fanden sie es leer vor. Während sich Trashcan in dem spartanisch eingerichteten Raum umsah, lehnte der Hohe Richter am Türrahmen. Black war müde, seine Glieder fühlten sich schwer wie Blei an, und heftige Kopfschmerzen quälten ihn seit dem Mittag. Nein, ich werde jetzt nicht schlapp machen, sagte er sich und öffnete die oberen Knöpfe seines Hemdes.
    Was augenblicklich im Bunker vor sich ging, gefiel ihm ganz und gar nicht. Alles schien aus dem Ruder zu laufen: die hektische Suche nach den Würmern, die Gerüchte über unzählige Tote, die der Seuche zum Opfer gefallen sein sollten, und die wilden Verdächtigungen, die im Bunker die Runde machten.
    Black schien es, als würde eine Absicht dahinter stecken, sie nicht zu dem kommen zu lassen, was wirklich wesentlich war. Darum beschloss er, sich nicht länger mit der Suche nach den vermissten Männern aufzuhalten, sondern mit der Planung der bevorstehenden Evakuierung fortzufahren.
    Doch das nächste Hindernis kam bereits den Gang herab: ein Dutzend wild gewordener Bürger. Knüppel schwingend rannten sie auf Black und seine Begleiter zu. »Das ist der Hund, der meine Kleine verseucht hat!«, brüllte ein aufgebrachter Mann und deutete auf Trashcan Kid. »Schlagt ihn tot!«, rief ein anderer. »Er hat die Würmer in den Bunker geschmuggelt!«
    Trashcan wurde blass. »Fuck«, flüsterte er und zog sein Kurzschwert.
    Mr. Black stellte sich den Leuten in den Weg. Doch die Meute war entschlossen, Trashcan Kid zu lynchen. Weder Blacks Driller, noch seine Worte beeindruckten sie.
    »Aus dem Weg, Richter! Oder machst du gemeinsame Sache mit ihm?«, bellte der lange dünne Mann, der die Bürger anführte. Black rührte sich nicht von der Stelle. Auch wenn er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Auch wenn ein Schwindelgefühl seine Gegner wie schemenhafte Geister aussehen ließ, er würde ihnen den Jungen nicht kampflos überlassen.
    »Auf sie!«, brüllte der dünne Mann. Doch bevor die Meute sich auf die beiden Gefährten stürzen konnte, tönte in ihrem Rücken eine laute Stimme.
    »Schluss jetzt Leute, oder die Gewehre meiner Männer machen ein Teesieb aus euch!« Bürgermeister Stock kam mit Reynolds und einem halben Dutzend schwer bewaffneter Männer heran. »Was ist hier eigentlich los?«, fragte er, während er sich durch die murrende Menge drängte.
    »Halt dich da raus, Bürgermeister! Wir wollen nur diesen Kerl, der die Seuche über uns gebracht hat.« Der Anführer der Gruppe deutete auf Trashcan Kid, der inzwischen neben Black stand.
    Stock blickte von dem bleichen Jungen zu dem dünnen Kerl. »Mhm«, grunzte er und strich sich über den kahlen Schädel. »Verstehe. Könnt ihr haben…«
    Black glaubte sich verhört zu haben. Ungläubig starrte er auf den breiten Rücken des Bürgermeisters. Was hatte Stock vor? Jetzt trat er auch noch einen Schritt beiseite.
    »… aber nicht jetzt und nicht hier. Sondern vor einem ordentlichen Gericht.« Louis Stock gab seinen Männern, die sich hinter der Menge in Angriffsposition gebracht hatten, ein Zeichen. »Begleitet sie zu ihren Quartieren!«, rief er mit dröhnender Stimme.
    Angesichts der Entschlossenheit ihres Bürgermeisters und der Gewehre, die auf sie gerichtet waren, zog sich die Meute unter Protest zurück. »Wir kommen wieder!«, tönte ein wütender Ruf, bevor sie hinter der nächsten Biegung verschwand.
    Mr. Black, der inzwischen an einer Wand Halt gesucht hatte, kämpfte mit heftiger Übelkeit. Nur verschwommen sah er, wie sich Trashcan Kid vor dem Bürgermeister aufbaute. »Ey, Stock, was sollte das eben? Das war kein fuckin’ Scherz!«,

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