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2456 - Akademie der Mikro-Bestien

Titel: 2456 - Akademie der Mikro-Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sowieso nicht wiedersehen."
    „Das kann ich mir nicht vorstellen."
    „Sie lernen jetzt, was Freiheit bedeutet. Warum sollen sie zurückkehren?"
    Senego Trainz schwieg irritiert. So klug hatte er seinen Stellvertreter noch nie reden gehört. Ohne Weiteres hätten die Worte von ihm selbst stammen können.
    „Weil ich für den Abend eine Versammlung einberufen habe", antwortete Trainz. „Es geht darum, wie wir uns organisieren. Und wir werden über den Namen für die Siedlung abstimmen. Außerdem beträgt der Durchmesser der Kuppel nur knapp zwei Kilometer."
    Frant ließ ihn stehen und rannte mit lautem Gebrüll davon. Er sah ihm nach, wie er auf und ab hüpfte und bald ein paar der Mikro-Bestien überholt hatte. Nur Trainz stand noch vor dem Shuttle, und er blieb auch, als er die Geräusche hörte, mit denen sich das Schott wieder schloss. Minimale Erschütterungen im dicken Staub kündeten von der Ankunft einer weiteren Person. Eine riesige Hand legte sich auf seine vergleichsweise winzige Schulter.
    „Du solltest dir keine falsche Selbstbeschränkung auferlegen", sagte Roi Danton. „Sie erwarten von dir, dass du unter ihnen lebst, nicht über ihnen."
    „Du hast recht", stimmte er dem Terraner zu. „Genau das werde ich tun. Ich danke dir, Roi Danton."
    „Du hast mir das Leben gerettet, Senego Trainz. Das werde ich dir nie vergessen."
    In seinem Kopf begannen die Gedanken Karussell zu fahren, immer schneller, bis sie abhoben und hinaus ins All rasten. Undeutlich begriff er, dass sich im Solsystem alle seine Erfahrungen von früher auf den Kopf stellten. Dankbarkeit statt Schmerz, Hilfe statt Verachtung, Aufmunterung statt Strafe ...
    Wieder ertappte er sich dabei, wie er mit aller Kraft sein Bewusstsein zwingen wollte, aus diesem Traum zu erwachen. Es klappte nicht. Senego Trainz hielt nach festem Boden Ausschau und fand ihn. Dazu musste er neben dem Shuttle ein Stück nach hinten gehen und den Felsen folgen, die in einigem Abstand aus dem Boden ragten.
    Trainz setzte sich in Bewegung, bedächtig und indem er tief in den Knien federte. Auf diese Weise ließ es sich gehen, ohne sofort den Kontakt zum Boden zu verlieren. Als er nach zwanzig Schritten stehen blieb und sich umwandte, war Roi Danton verschwunden. Lautlos hob das Shuttle vom Boden ab.
     
    *
     
    Senego Trainz hüpfte und rannte durch die nicht ganz vollkommene Dunkelheit. Vom Horizont her reichte das Licht der Baustelle mit seinem Schein bis an ihn heran.
    Trainz schlug Kapriolen, genoss den rötlichen Schimmer der Umgebung, den seine infrarotempfindlichen Augen an das Gehirn sendeten. Ab und zu blickte er zurück auf seiner Spur.
    Die Wärmeabdrücke der Stiefel verblassten relativ schnell. Die Temperatur unter der Energiekuppel lag bei knapp zehn Grad Celsius, wenig für Menschen, genug für Mikro-Bestien.
    „Weiter!", spornte er sich an.
    Ab und zu lagen seine Fußspuren weit auseinander. Bei einem Zehntel der Schwerkraft Terras lernten Mikro-Bestien mit ihrem durchschnittlichen Körpergewicht von 14 Kilogramm nur zu leicht das Fliegen.
    Trainz segelte hoch in den Himmel und kehrte auf einer identischen Bahn zum Boden zurück. Ballistische Flugkurve nannten es die Terraner.
    Trainz sprang weiter. Er begann Purzelbäume zu schlagen, auch eine Möglichkeit, um vorwärts zu kommen.
    Irgendwann versank er im Staub, ruderte mit dem Armen und kämpfte sich mühsam zurück auf die Felsen, schmutzig und glücklich.
    „He! Kamerad!", rief ihn einer an.
    „Komm herauf zu mir!"
    Er sah die Gestalt auf dem kleinen Plateau, klein und gedrungen wie er selbst. Er folgte der Aufforderung.
    Während er mühsam mehrere Felsüberhänge bezwang, wurde das Infrarotabbild des anderen deutlicher.
    Es war Pat Kwak, der Tripod. Unter den Mikro-Bestien, die aus der Skapalm-Bark geflohen waren, zählte er zu den Bedauernswertesten. Die Kolonnen-Anatomen hatten ihm ein drittes Bein angezüchtet. Hatten sie ernsthaft – oder verzweifelt genug? – geglaubt, drei oder vier Beine würden das Wachstum des Planhirns anregen?
    Kwak litt unter seinem Erscheinungsbild, aber dies war weniger der Optik als dem Umstand zuzuschreiben, dass ihn das dritte Bein behinderte.
    Senego Trainz erklomm das letzte Hindernis und stand Augenblicke später vor dem Leidensgenossen.
    „Du bist es!", staunte Pat Kwak.
    Der Anführer der Mikro-Bestien tat etwas, was in ihrem Kreis durchaus ungewöhnlich war. Er reichte Pat Kwak die Hand.
    „Ich bin die Nachhut", scherzte er.
    Der Tripod deutete

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