2456 - Akademie der Mikro-Bestien
zusammenfiel.
„Pat?"
„Hinter dir, aber ohne Sicht."
Er hörte das laute Schnaufen des Tripods, immer wieder von heftigem Husten unterbrochen, wenn der Staub sich als klebrige Masse an den Mundschleimhäuten festsetzte.
„Zu Hilfe!", erklang es ganz in der Nähe.
„Wir sind schon da! Kannst du uns hören?"
Wieder keine Antwort. Senego Trainz grübelte, ob sie eine taube Mikro-Bestie in ihrer Flüchtlings-Division hatten oder ob es am Staub lag.
Verbissen wühlte er weiter, stampfte den Puder unter sich weg und hoffte, sich durch die Erschütterungen bemerkbar zu machen.
Mondstaub isolierte gut, er erhielt keinerlei Wärmebild. Nicht einmal eine Spur zeichnete sich ab, keine Rinne im Staub, alles lag unberührt da.
Bis der Anführer der Mikro-Bestien den Trichter sah.
„Rettung naht!" brüllte er.
„Hallo?", klang es verwaschen zurück. „Beweg dich vorsichtiger! Du deckst mich mit Staub zu!"
„Wo steckst du?"
„In einem Loch."
Behutsam schob Trainz das lockere Zeug beiseite, bis er den Trichter erreichte. Undeutlich erkannte er in der Tiefe einen Schatten.
„Hier sind Senego Trainz und Pat Kwak", flüsterte er. „Wir holen dich heraus."
Er schaltete sein Funkgerät auf Rundruf und informierte die anderen Mikro-Bestien über den Notfall. „Versucht uns anzupeilen. Eile ist geboten.
Wir sind nur zu zweit und besitzen kein Seil. Vorsicht, in diesem Bereich funktionieren die Antigravs möglicherweise nicht."
Mehrere Dutzend Antworten trafen ein. Das war verschwindend wenig, gemessen an den 1800 Mikro-Bestien, die sich unter der Kuppel aufhielten.
Im Durcheinander der Stimmen entzifferte Trainz nur wenige konkrete Äußerungen.
„Anruf erhalten, komme gleich! – Bin beschäftigt. – Keine Zeit. – Antigrav ist Quatsch. Wer benutzt so was schon? – Melde mich später! – Bin schon unterwegs!"
Die Wartezeit verbrachte Senego Trainz damit, nachrutschenden Staub hinter sich zu schieben, die paar Gesteinsbrocken darin gewissermaßen mit der Hand herauszusieben und einen kleinen Wall aufzuschichten. Dieser hielt den Staub wenigstens teilweise von dem Loch fern. Die Vertiefung besaß glatte, fast senkrechte Wände und war nach groben Schätzungen zwanzigmal so tief wie der Anführer der Mikro-Bestien hoch.
Selbst ein Terraner wäre ohne fremde Hilfe nicht aus diesem Loch herausgekommen.
Nach und nach trafen mehrere Kameraden ein, ein volles Dutzend. Ein wenig ratlos schafften sie sich um das Loch herum Platz.
„Wir bilden eine Kette", sagte Trainz. „Dann lassen wir uns in die Tiefe rutschen. He, Kamerad da unten, wie heißt du eigentlich?"
„Florch Gent!"
„Wenn die Kette aus Körpern dich erreicht, solltest du sie stützen, bis sie stabil ist."
„Verstanden!"
Die Mikro-Bestien ließen sich aneinander hinab. Jeder hielt sich mit allen vier Armen an den Beinen des Kameraden fest, der über ihm in der Kette war. Der Nächste kletterte an den Körpern hinunter, hielt sich fest und ...
Ohne Pat Kwak hätten sie das Gewicht der Bestien-Kette vermutlich nicht halten können. Aber mit seinen drei Beinen verfügte er über einen extrem sicheren Stand. Wie festgewachsen ragte er neben dem Loch auf.
Trainz hatte den längsten Weg hinab, er bildete den Abschluss der Kette.
Gent stützte ihn ab, bis alle anderen festen Halt signalisierten.
„Du kletterst jetzt an uns hoch", sagte der Anführer der Mikro-Bestien.
„Am besten hältst du dich an unseren Gürteln fest. Beweg dich vorsichtig, damit keiner von uns seinen Halt verliert."
Die über und über gepuderte Gestalt schüttelte sich, ehe sie mit dem Aufstieg begann. Unsicher erst, dann deutlich behänder, kletterte Florch Gent aus dem Loch.
Als er oben ankam, sagte Kwak: „Der Nächste bitte!"
Es galt Trainz. Er übte sich im Armaufschwung, bis er den Gürtel des Kameraden zu fassen bekam. Nacheinander kehrten sie an die Oberfläche zurück.
Während Senego Trainz sich den Staub von der Kleidung klopfte, ließ er das Erlebte vor seinem inneren Auge Revue passieren. Löcher im Staub, in denen man verschüttet werden konnte und in denen das Funkgerät nicht funktionierte, ferner Gebiete am Kraterboden, in denen aus irgendwelchen Gründen Antigravs ausfielen – all das waren neue Erfahrungen für die Mikro-Bestien. Es führte ihnen vor Augen, dass es auch in der Welt der Terraner Gefahren gab, die man nicht unterschätzen sollte.
Dennoch – sie waren Mikro-Bestien. Ihre Passion war es, sich neuen Herausforderungen zu stellen
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