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2458 - Der zweite Dantyren

Titel: 2458 - Der zweite Dantyren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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breitete die Arme aus und ließ ihre Muskeln spielen. „Erwecke ich den Eindruck, man müsste mich mit Samthandschuhen anfassen?"
    Bertram lachte. „Gewiss nicht."
    „Eben. Ich bin keine Mimose, kann genauso gut einstecken wie austeilen.
    Das setze ich mal als bekannt voraus.
    Weißt du, welchen Spitznamen ich binnen Kurzem hier an Bord verpasst bekommen werde?"
    „Tut mir leid, ich habe keine Ahnung."
    „›Das Ross‹. Wie immer, schon seit der Grundschule. Wollen wir wetten?"
    Er schüttelte den Kopf. „Was macht dich so sicher?"
    „Die Erfahrung vieler Jahrzehnte.
    Es ist nur noch eine Frage von Tagen, bis irgendein Schlaumeier draufkommt, dass sowohl mein Vor- als auch mein Nachname in antiken terranischen Kulturkreisen mit Pferden assoziiert wurden."
    Sie feixte. „›Pony‹ hat mich allerdings noch nie jemand genannt. – Versteh mich richtig, ich habe damit zu leben gelernt, dass mich die meisten Leute, insbesondere die männlichen Exemplare, als Monster betrachten.
    Das bin ich gewöhnt, und es macht mir nichts mehr aus. Ich mag mich, bin sogar ziemlich stolz darauf, was ich kann und wie ich meine Fähigkeiten einsetze."
    „Zu Recht, würde ich sagen." Saul wollte ihr keineswegs schmeicheln.
    „Umso weniger kapiere ich, wieso dich Leutnant Cinderlyns unfaire Mätzchen dermaßen bekümmern. Da stehst du doch meilenweit drüber."
    Sie sog Luft durch die Zähne und lehnte sich zurück, dass der Stuhl bedenklich knarrte. „Leider ist die Sache komplizierter. Bing hat während der Go-Partie eine Fülle von Psycho-Tricks ausgepackt, um meine Konzentration zu beeinträchtigen. Vor allem haufenweise abfällige, chauvinistische Anspielungen, mit denen er mich provozieren wollte."
    „Ich nehme an, du bist nicht darauf eingegangen."
    „Selbstverständlich nicht. Liebend gern hätte ich ihm eine geknallt, eine Rauferei angezettelt und ihn dabei tüchtig vermöbelt. Es wäre mir gewiss nicht schwergefallen. Bloß hätte ich dann erst recht verloren, nämlich mein Gesicht."
    „Verstehe. Cinderlyn ist dir geistig wie körperlich unterlegen. Überdies bist du seine Vorgesetzte. Jede Zurechtstutzung, sosehr sie dir zustünde, würde dich vor der Mannschaft mehr beschädigen als ihn; und darauf spekuliert er schamlos."
    „Genau. Andererseits darf ich mir Bings Frechheiten auch nicht gefallen lassen, wenn ich nicht an Autorität einbüßen will. Zumal er mich just auf jenem Gebiet herausfordert, wo ich mich am meisten exponiere. Ständig mahne ich gerechte Gleichbehandlung ein – und dann lasse ich mich von ihm wie die letzte Tussi vorführen?"
    Bertram verzog das Gesicht. Spätestens jetzt hegte er nicht mehr den geringsten Groll, dass sie ihn aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Lipica steckte in einer Doppelmühle.
    Nahm sie die Beleidigungen hin, so verriet sie ihre Ideale. Pochte sie jedoch auf ihren höheren Rang, zeigte sie ebenfalls Schwäche. Denn Cinderlyn hatte sich ja keine dienstlichen Verfehlungen zuschulden kommen lassen, sondern „nur" privat danebenbenommen.
    Das war der Nachteil einer Besatzung, die ausschließlich aus hartgesottenen TLD-Agenten bestand: Berufsbedingt waren fast alle notorische Individualisten, wenn nicht Egozentriker durch und durch. Militärischen Kadavergehorsam verabscheuten sie zutiefst.
    Persönliche Zwistigkeiten bereinigte man unter sich, von Mensch zu Mensch.
    Wer dafür die Bordhierarchie bemühen musste oder gar den Beistand Ranghöherer in Anspruch nahm, konnte gleich einpacken.
    Atabinmek bestätigte Sauls Überlegungen: „Zu Ustinoth, Frownie oder gar Danton gehe ich sicher nicht. Ich will doch nicht als Petze dastehen, die sich nicht selbst zu helfen weiß."
    Es musste sie einige Überwindung gekostet haben, Bertram ins Vertrauen zu ziehen. Dass sie sich an ihn gewandt hatte, betrachtete er daher als Kompliment.
    „Auf Anhieb", sagte er bedauernd, „fällt mir auch nichts ein, wie du Cinderlyn am besten Paroli bieten könntest. Aber ich werde darüber nachdenken."
    „Danke fürs Zuhören." Sie erhob sich und lief, geschmeidig trotz ihrer Größe, zur Tür. „Es hat mir gut getan, mit jemandem darüber zu reden. Fürs Erste werde ich Bing aus dem Weg gehen und es auch so einrichten, dass ich nicht mehr mit ihm in derselben Schicht bin. Dann hat er keine Gelegenheit, weitere Sticheleien anzubringen. Frownie und Ustinoth interpretieren das Dienstschema ohnehin sehr frei."
    „Wohl wahr. Ich glaube, die beiden würden am liebsten in der Zentrale pennen, um nur ja

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