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2458 - Der zweite Dantyren

Titel: 2458 - Der zweite Dantyren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sollen wir zu voller, duftender Schönheit erblühen.
    Und das werden wir auch."
    Der Rechte: „Du bist wahnsinnig. Hypertroph. Übergeschnappt."
    Der Linke: „Mitnichten. Dass ich, im Unterschied zum humanoiden Part des ersten Dantyren, meine Herkunft kenne und es lange nicht verwinden konnte, die billige Kopie eines unsterblichen Zellaktivatorträgers zu sein, macht im Endeffekt unseren größten Vorzug aus.
    Dieses Alleinstellungsmerkmal werden wir in aller Ruhe weiter kultivieren: unsere ungeheure Geschicklichkeit im Einsatz der Endogenen Reize."
    Der Rechte: „Wer sagt mir, dass du dich nicht bloß in perverse Sadismen flüchtest?"
    Der Linke: „Ich. ›Einen Besser’n findest du nicht.‹ – Unser Talent ist unsere Bestimmung. Lass es uns pflegen, erweitern, vollenden. Komm schon, Halbbruder, vereinige dich abermals geistig mit mir! Zum ersten Mal, seit ich an dich geschweißt wurde, lechze ich regelrecht danach."
    Der Rechte: „Warte. Mir wird übel ob deiner Gier. Nein. Ich denke, ich will nicht ..."
    Der Linke: „Du hast nichts zu denken. Und längst nichts mehr zu wollen."
     
    *
     
    Ich bin Dantyren. Dies ist ein Monolog.
    Was nicht heißen soll, dass ich das Zwiegespräch nicht gelegentlich wiederaufnehmen werde. Zwei Hirne erfassen mehr als eines, so oder so rum.
    Vorerst aber genieße ich die Dualität. Weil jetzt endlich der richtige Kopf dominiert.
    Ich bin keineswegs verrückt, oder paranoid, wie es mir die Komponente des tumben Söldners Yrendir oft unterstellt hat, sondern schlau, erfahren, mit diversen Flüssigkeiten benetzt. Er mag ein alter Fuchs sein. Ich hingegen gleiche dem Hasen, der Haken schlägt, um seine allerorts lauernden Feinde abzuhängen.
    Stets unberechenbar, stets sprunghaft. So lautet mein Motto, mein Erfolgsrezept.
    Die Kolonnen-Oberen werden Augen machen. Ich werde beweisen, dass ich, der zweite, bessere Dantyren, alle anderen Duale, die je der Terminalen Kolonne TRAITOR gedient haben, in den Schatten stelle.
    Der akonische Möchtegern-Revolutionär im Kerker kommt mir gerade recht. Ich nehme ihn mir vor, wieder und wieder.
    Auch seine Frau und Kinder lasse ich verhaften, seine gesamte Verwandtschaft bis ins vierte Glied. Alle überschwemme ich mit Glücksgefühlen; Alt und Jung mache ich abhängig vom Endogenen Genuss und dressiere sie im Anschluss daran mit Endogener Qual.
    Was für ein Wechselbad der Gefühle!
    Heißa, wie sie mir zu Füßen knien!
    Sie betteln nach Zuwendung. Ich hätschle und foltere; sie preisen mich überschwänglich. Alles tun sie für mich – und würde ich ihnen befehlen, sich gegenseitig aufzufressen ...
    Nachricht von der planetaren Raumüberwachung.
    Schade, gerade war ich so gut in Fahrt. Wie auch immer. Was steht an?
    Ah. Eben geht auf dem Landefeld ein Traitank nieder, der von der Dienstburg CRULT entsandt wurde, mit einem Sonderauftrag, den der Schiffsführer sich näher zu spezifizieren weigert.
    Noch ein Aufpasser? Schon wieder?
    Unterzieht mich Antakur von Bitvelt, kaum zwei Zyklen nach dem Besuch des Terminalen Herolds, einer weiteren Revision?
    Soll er ruhig. Ich werde mich nicht verkriechen und die Konfrontation meiden.
    Ich bin der neue Dantyren, der keine Auseinandersetzung scheut. Dantyren, der den Dingen aufrecht, schnurgerade und lachend entgegengeht.
    „Hier spricht der Duale Kapitän, dem dieser Stützpunkt untersteht", rufe ich, zweistimmig schneidig ins Mikrofonfeld. „Hallo, Registereinheit eins eins neun neun – eins achtundachtzig – öffnet die Schleusen! Ich, Dantyren, komme mit meiner Eskorte an Bord."
     
    3.
     
    Konfrontationen
     
    Saul Bertram schreckte hoch, weil jemand den Türsummer betätigt hatte.
    Mit einem Blick aufs Chronometer überzeugte er sich, dass er nicht verschlafen hatte. Sein Dienstbeginn lag noch in beruhigend weiter Ferne. „Ja?"
    „Ich bin’s, Lipica. Kann ich reinkommen?"
    „Wozu?"
    Keine Antwort. Aber da er ohnehin reflexhaft aufgesprungen war und bereits vor der Kabinentür stand, entriegelte er diese, indem er seine Handfläche ans Sensorfeld des Rahmens presste.
    Atabinmek schob sich an ihm vorbei. „Bitte, entschuldige die Störung. Und dass ich dir Erholungszeit stehle."
    „Schon okay. Die ersten drei Flugtage waren nicht gerade aufreibend."
    Keine besonderen Vorkommnisse – diese erfreulichste aller Logbuch-Eintragungen traf auf die bislang absolvierten Etappen voll und ganz zu. Die Besatzung war weitgehend von Hyperstürmen verschont worden, hatte keinerlei

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