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2458 - Der zweite Dantyren

Titel: 2458 - Der zweite Dantyren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Finger von Rois rechter Hand ruhten auf der Konsole, unmittelbar neben einem fetten, pilzförmigen, knallroten Knopf, dessen Sicherheits-Abdeckung zurückgeklappt war. Ein Schlag darauf genügte, um ein mittleres Inferno zu entfesseln.
    Denn selbstverständlich lagen Senego Trainz und seine Armee nicht Däumchen drehend in den Ruhekuhlen ihrer Quartiere, sondern einsatzbereit auf der Lauer. Roi hoffte inständig, dass keine der Mikro-Bestien die Nerven verlor ...
    Die Bordkampf-Spezialisten des Liga-Dienstes waren ebenfalls längst so knapp an der Zentrale postiert, wie es die Abschirmungen ihrer Anzüge erlaubten. Derselbe rote Knopf, der sie in Marsch gesetzt hätte, weckte auch die terranische Biopositronik aus dem Standby-Modus, in dem sie derzeit verharrte, um keine verräterischen Impulse auszusenden.
    Sobald sie aktiviert war, würde sie die Feuerorgeln der Ausweichzentrale freischalten, sämtliche Waffensysteme hochfahren und den Notstart einleiten.
    Trotzdem war es sehr unwahrscheinlich, dass der gekaperte Traitank entkommen konnte, bevor sich die planetaren Geschützbatterien, die Raumforts und die übers System verteilten Flottilien auf ihn eingeschossen hatten.
    Und selbst wenn Bing Cinderlyn seinem Ruf als bester Fluchtfahrzeuglenker des TLD gerecht wurde und sie heil in den interstellaren Leerraum und wieder nach Hause brachte, hieß es danach: Unternehmen gescheitert, zurück an den Start.
    Mit dem gravierenden Unterschied, dass es keinen Dantyren mehr gab, den Roi ersetzen konnte. Die Chance, die Kolonne vom Kopf her zu infiltrieren, wäre unwiederbringlich vertan.
    Kurz: Die Situation stand auf Messers Schneide.
    Alles hing davon ab, ob die Tarnung hielt. Ob Frownie, Ustinoth und die Übrigen in der Zentrale ihre Rollen weiterhin so überzeugend spielten, dass das duale Monstrum besänftigt abzog.
    Mit den bisherigen Antworten gab sich Dantyren nicht zufrieden. Mehr und mehr wurde das Gespräch zur Befragung, zum Verhör.
    Die Ekel erregende Gestalt, halb Mensch, halb Mor’Daer, ganz Scheusal, krümmte sich und stieß Verwünschungen aus. Dann durchlief sie ein Schauder. Als sich Dantyren wieder aufrichtete, waren seine Augen, alle vier, auch jene des Yrendir-Kopfes, klar und kalt wie Eis.
    Er konzentriert sich darauf, die Endogene Qual einzusetzen!
    Roi Danton hielt den Atem an. Mit dem Zeige- und dem Mittelfinger seiner Rechten streichelte er ganz, ganz vorsichtig die makellos glatte Wölbung des roten Knopfes.
     
    *
     
    „Seid ihr gekommen, um mich zu überprüfen?"
    „N... nein", stammelte Major Ustinoth.
    Sein Gesicht verzerrte sich zur Fratze. Der Ausdruck änderte sich sekündlich, spiegelte die groteske Mimik des Duals wider. Verzückung folgte Panik, grenzenloses Frohlocken wischte wilden Zorn hinweg und wurde von blankem Horror ersetzt.
    „Noch mal. Hat euch Antakur von Bitvelt ausgeschickt, damit ihr meine Fortschritte bewertet?"
    „Nnn... nnn... nein."
    Lipica Atabinmek konnte kaum hinsehen. Ustinoth war mentalstabilisiert worden, wie sie alle. Gegen die parapsychotische Wucht eines Duals half dieser geistige Schutzwall jedoch nur bedingt.
    Darüber hatte man sie im Vorfeld des Einsatzes aufgeklärt. Dass der erste Dantyren ein außerordentlich starkes Para-Potenzial besessen hatte, war ihnen ebenfalls nicht verschwiegen worden. Zwar vermochte er keine Gedanken zu lesen, jedoch die Emotionen seiner Opfer fast nach Belieben zu manipulieren.
    „Ich habe Zeit. Viel Zeit, Freundchen. Komm schon. Seid ihr hier, um mich zu beurteilen?"
    Ustinoth sank auf die Knie.
    „Nein, Herr", lallte er. „Davon kann ... keine Rede ... sein, dazu ... wären wir gar nicht ... autorisiert."
    „Ich traue dir nicht, Ganschkare.
    Aber es wäre ungerecht, nur dich zu beglücken. Oder den anderen Kalbaron. Wo doch noch so viele Subalterne meiner Gaben harren!"
    Abrupt humpelte Dantyren los, begab sich abermals auf einen Rundgang durch die Zentrale. Alle Crewmitglieder, an denen er vorbeikam, standen ihren Mann beziehungsweise ihre Frau.
    Niemand zuckte zurück oder sah nervös zur Seite.
    Auch Lipica nicht. Innerlich stählte sie sich; zwang sich, extra nicht geistig um Schonung zu betteln. Wie in der Schule: Wer sich duckte, wurde erst recht an die Holo-Tafel gerufen.
    Gute Idee.
    Bloß hielt der zweiköpfige Unhold trotzdem vor ihr an.
    „Du!", bellte er aus beiden Mündern.
    „Gestehe: Was ist der wahre Grund eures Auftauchens?"
    Eine warme Welle überschwemmte sie wie klebriges Salböl. Schlagartig

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