2460 - Soldaten der Nacht
Einsatzes einigermaßen richtig einzuschätzen vermochten.
Dreieinhalb Jahre waren eine lange Zeit, gerade wenn man ein Mom’Serimer war. Sie konnten sich seither verändert haben und nicht mehr stark genug sein. Ihre Erinnerungen mochten nicht mehr ganz klar sein oder das eigene Urteilsvermögen falsch. Es konnte so vieles möglich sein. Unamato hatte jedoch keine andere Wahl, als sich auf das zu verlassen, was ihm berichtet wurde.
Achtundzwanzig Soldaten, Freiwillige, vielleicht potenzielle Helden, möglicherweise Versager ...
Und darunter ...
Er selbst!
Ja, er gehörte zu ihnen. Er war in sich gegangen und hatte sich befragt.
Vor seinem geistigen Auge waren die Szenen des Kampfs um die SOL wieder auferstanden. Er hatte sich selbst gesehen, mitten im Kampf, wie er litt und sich quälte. Es war das Grauen gewesen, er hatte hundertmal geglaubt, sterben zu müssen.
Aber er war noch hier! Er hatte es geschafft und würde es wieder schaffen!
„Achtundzwanzig, Atlan", sagte er, als er vor der Legende stand und die Frage beantworten musste, die über Heldentum oder Demütigung entschied. „Achtundzwanzig von uns sind immun und halten unsere Meldung aufrecht. Wir sind deine Freiwilligen, Atlan, deine Leute, deine Soldaten der NACHT!"
Der Arkonide nickte ernst. Dann wandte er sich an die wieder vollzählig angetretenen Mom’Serimer, die allerdings nur noch zum Teil so aufgekratzt und tatendurstig wirkten wie noch vor einer guten Stunde. Die meisten Tentakel hingen kraft- und, wie es schien, vor allem hoffnungslos herab.
Und es schnatterte keiner mehr, nicht einmal Kadett Gix Inteuker.
„Ich weiß, dass es bitter für diejenigen ist, die nicht für einen Einsatz gegen die Terminale Kolonne infrage kommen", sagte er.
Unamato fand, dass er sehr einfühlsam war. Hatte er noch vor Kurzem an diesem Mann gezweifelt?
„Vielleicht ist es ein Trost für euch, dass ich ohnehin nur elf von euch in den Entropischen Zyklon mitnehmen kann – falls wir es überhaupt bis dorthin schaffen. Das hat logistische Gründe. Weniger können die bevorstehende Aufgabe nicht bewältigen, und mehr würden sich gegenseitig behindern und Probleme aufwerfen. Ich benötige genau elf von euch – dazu komme als einziger von uns Galaktikern ich selbst.
Das macht zwölf."
Er machte eine Pause und wandte sich dann wieder an Unamato. „Leutnant, ich bitte dich, für mich die Auswahl zu treffen. Alle 28 Immunen werden mit auf die TRUCKER gehen, aber nur elf von euch mit in den Zyklon-Scout, der uns hoffentlich ein Stück entgegenkommen wird."
„Und die anderen?", fragte der Leutnant.
„Bleiben im Versorger und stärken uns den Rücken. Sie sind so wichtig wie der eigentliche Missionstrupp."
„Er wird pfuschen!", erklang es heftig und schnell aus der Menge der geund bedrückten Leiber. „Er ist ja selbst unter den 28 und will mit dir in den Einsatz gehen. Wetten, dass er sich selbst als Ersten auswählt?"
„Kadett Umelange!", rief Unamato empört aus.
„Ist das wahr, Leutnant?", fragte Atlan mit zusammengekniffenen Augen.
„Du würdest dein ... Amt ... ausnützen, um dir einen Vorteil zu verschaffen?"
„Nein!", schrie Unamato empört.
„Hör nicht auf ihn, ich bin sachlich und fair! Ich werde in mich gehen und mich genauso kritisch prüfen wie jeden anderen, obwohl ..."
„Ja, Leutnant?", fragte Dr. Indica, die – natürlich! – wieder mit Atlan gekommen war. „Obwohl ... was?"
„Er hat es geträumt" half Kadett Inteuker aus. „Das weiß ja inzwischen jeder von uns. Er hat ..."
„Passt mal auf", durchschnitt Atlans Stimme den Redefluss des Offiziersanwärters. „Ich verstehe eure Bedenken, aber sie sind gegenstandlos. Ich hätte Leutnant Unamato als euren Kontaktoffizier ohnehin gebeten, sich für die gefährliche Mission zur Verfügung zu stellen. Inzwischen kenne ich ihn besser als jeden von euch, er ist ... sagen wir mal, meine rechte Hand ..."
Unamato starrte ihn an, er starrte zurück. Dann lächelte er.
Das ist besser wie Pfefferminz!
7.
11. März 1347 NGZ
Countdown
„Da hast du deinen Traum", brach es aus Kadett Gix Inteuker, „dein großes Abenteuer, deine endlosen Weiten.
Hoffentlich werden sie dir nicht zu weit."
„Wie meinst du das?", fragte Unamato.
„Nur so, wenn du es weißt. Schau hinaus, sieh auf die Schirme. Das ist kein Spiel mehr, Una... äh ... Leutnant. Es ist ernst geworden, bitterer Ernst ...!"
Ja, das war es.
Aber es war Blödsinn, was ihm der Kadett einzureden
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