2465 - Nach der Stasis
sie taten, geschah keinesfalls im Sinne der Kosmokraten.
Sehr schnell stießen Selexon und seine Begleiter auf den verzweigten Funkverkehr der Terraner. Die ersten Übersetzungen bestätigten Selexons Annahme, dass die Eindringlinge mit allen Mitteln versuchten, CHEOS-TAI in ihre Gewalt zu bringen. Kleine Einsatzgruppen operierten bereits an weit auseinanderliegenden Positionen. Offensichtlich liefen alle Bemühungen darauf hinaus, CHEOS-TAI zu entführen.
Etliche Stunden nachdem sie sich in die Datenströme eingeschaltet hatten, fand Selexon heraus, dass die Terraner mit einem kleinen Fahrzeug an Bord gelangt waren. In einem der Außenhangars stand ein hantelförmiges Raumschiff.
„Wir haben keine andere Wahl", sagte Inkh Selexon, nachdem die Bildwände wieder erloschen waren. „Wir müssen sie angreifen und vernichten."
Nachdenklich widmete er sich für wenige Augenblicke dem TAI-Servo, den die irrlichternde Aureole von allen Wahrnehmungen abschnitt. Er fragte sich, was Taffanaro in diesen Stunden völliger Isolation fühlen mochte. Wahrscheinlich nicht viel. Servos lebten für den Moment, in dem sie gebraucht wurden. Das war ihre Aufgabe, und das Warten darauf unterschied sie kaum von Maschinen.
„Wie sollen wir die Terraner vertreiben?", fragte Lindbak irritiert. „Wenn ich es richtig erkannt habe, erhalten wir Zugriff auf die Bordwaffen ausschließlich in der Lenkzentrale. Wir können keine Schirmfelder aktivieren, uns ist es nicht einmal möglich, in die Triebwerkskontrollen einzugreifen."
„Die Systeme zeigen mir: CHEOS-TAI bewegt sich mit Überlichtgeschwindigkeit", wandte Zevin ein.
„Umso schneller müssen wir den Fremden Einhalt gebieten! Bevor sie den GESETZ-Geber an einen Ort versetzen, an dem wir nicht mehr eingreifen können. Wir ..." Selexon versteifte sich.
Zögernd hob er seine linke Hand. Unter dem dünnen Handschuh zeichnete sich ein stärker werdendes Pulsieren ab.
Für einen Moment verzerrte sich sein Gesicht in ungläubigem Erstaunen, dann packte er mit der rechten Hand zu.
Er krümmte sich vornüber und presste den linken Arm an seine Wulstkombi.
Minutenlang stand er beinahe regungslos, mit der Schulter an die Wand gelehnt.
Er schien nicht zu bemerken, dass die anderen ihn angespannt taxierten.
Urplötzlich stieß er sich ab. Den linken Arm hielt er noch angewinkelt, unter dem Handschuh war jedoch keine sich ausweitende Geschwulst zu erkennen.
„Du hast es besiegt?", fragte Zevin stockend, doch Selexon ging nicht darauf ein.
„Die TAI-Bewahrer wurden in Bereitschaft versetzt", sagte er stattdessen und stellte zugleich fest, dass sein Mundschutz verrutscht war. Mit einem raschen Griff rückte er den blauen Filterstoff zurecht. „Wir alle haben erkannt, dass sie in der Lenkzentrale stehen, und das gilt ebenso für sämtliche neuralgischen Positionen. Die Kampfroboter sind eine Armee, der die Terraner weichen müssen. Sie warten nur auf Befehle von jemandem, der sie auszusprechen weiß."
„Eine Kleinigkeit!", platzte Lindbak heraus.
„Du sprichst von den Befehlen für die TAI-Bewahrer?", fragte Asmuel.
„Von was sonst?", erwiderte Lindbak hörbar aggressiv.
„Ich kann mich nicht entsinnen ..."
Kalitt Lindbak lachte schallend. „Mag sein, dass du ein zu empfindsames Gemüt hast", spottete er. „Ich werde den Befehl geben. Wer weiß, ob sich mir jemals wieder eine solche Gelegenheit bietet."
5.
Inkh Selexon fröstelte. Er zog die Wulstkombi enger um seinen Oberkörper. Das Gefühl eisiger Kälte tief in seinem Innern ließ sich nicht verdrängen.
Selexon hielt es für Furcht.
Für kurze Zeit hatte er wirklich Angst, die an den Hangar angrenzenden TAI-Kuben könnten von den Terranern in einem Feuerorkan verwüstet werden. Zu verstehen, warum die Eindringlinge letztlich nicht das Wirkungsfeuer aus ihren Bordgeschützen eröffnet hatten, fiel ihm schwer. Der einzige plausible Grund war für ihn ein von den Terranern befürchteter vernichtender Gegenschlag des GESETZ-Gebers. Hatten sie nicht erkannt, dass die Waffensysteme von CHEOS-TAI blockiert waren?
Mittlerweile stellte sich das Problem nicht mehr. Die schweren Traktorfelder hatten das Schiff der Fremden mitsamt seiner Besatzung aus dem Hangar gestoßen. Da nicht einmal ein massierter Angriff der TAI-Bewahrer den Schutzschirm des Hantelraumers hatte durchbrechen können, war das für Inkh Selexon die letzte tragbare Lösung gewesen.
Bedauerlich nur, dass die Herkunft der Terraner im Dunkeln bleiben
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