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2465 - Nach der Stasis

Titel: 2465 - Nach der Stasis
Autoren: Unbekannt
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würde.
    Vielleicht, sagte sich Selexon, hätten entsprechende Erkenntnisse den überlebenden Tibirian Melech geholfen, mehr über die neue Zeit zu erfahren. Im schlimmsten Fall existierten keine Thermodyn-Ingenieure mehr. Waren die aus der Stasis geweckten Fiktiv-Ankläger demnach die ranghöchsten Überlebenden einer Katastrophe?
    Er streckte sich. Seine über Stunden hinweg angespannte Körperhaltung machte ihm schon mehr zu schaffen als der Jahrmillionen währende Schlaf.
    Dass die Sensoren der Lenkzentrale jede Reaktion seines Körpers registrierten und ihn durch formenergetische Sitzprojektionen stützten, dämpfte den Schmerz nur, beseitigte aber keineswegs die Ursache.
    Selexon entsann sich nicht, jemals zuvor die Kuppelhalle der Zentrale betreten zu haben. An diesem Ort schlug das Herz des GESETZ-Gebers, dort sollten stets Thermodyn-Ingenieure anzutreffen sein und das Schicksal des Schiffes bestimmen. Aber es waren keine da. Nur Tibirian Melech und Servos. Es gab keine Lebenszeichen von anderen Völkern.
    Die Wände spiegelten in mattem Goldton. Für Bedienelemente und Sitzgelegenheiten galt dasselbe wie in der Kontrollstation, von der aus der Angriff auf die Terraner eingeleitet worden war: Sie entstanden unmittelbar bei Bedarf aus Formenergie.
    Natürlich war die Lenkzentrale das erste und wichtigste Angriffsziel der TAI-Bewahrer gewesen. Inzwischen arbeiteten dort einige hundert Servos. Selexon wollte, dass sie schnell herausfanden, wie sich die von den Terranern manipulierten Schaltungen in den korrekten Status zurückversetzen ließen.
    Er widmete sich wieder den Ortungen.
    Das Hantelraumschiff entfernte sich aus eigener Kraft und würde in Kürze außerhalb der Waffenreichweite sein.
    Wider besseres Wissen erteilte Selexon den Feuerbefehl.
    Nichts geschah. Die Waffenbänke des GESETZ-Gebers versagten weiterhin den Dienst. Selexon hätte die Hantel zu diesem Zeitpunkt, da sie schon etliche Millionen Kilometer entfernt war, kompromisslos vernichtet. Aber nicht ein einziger Geschützprojektor jagte seine tödliche Energie in den Raum hinaus.
    Noch für eine kurze Spanne beobachtete Inkh Selexon die Terraner. Er konnte sich kein abschließendes Urteil bilden. Jenes Schiff war aller Dreistigkeit seiner Besatzung zum Trotz nicht mehr als ein Staubkorn im Universum, so unbedeutend und vergänglich wie alles, was nicht unmittelbar von den Hohen Mächten kam.
    Jedes Leben außerhalb des GESETZ-Gebers erinnerte an ein Staubkorn, das in den wirbelnden Sog einer offenen Flamme geriet. Es kam aus dem Nichts, loderte für den Bruchteil eines Augenblicks grell auf – und war danach für alle Zeit verschwunden. Nur wer genau hinzusehen verstand, entdeckte vielleicht eine zerfallende winzige Ascheflocke: ausgebrannte tote Materie, unbedeutend und dem Vergessen preisgegeben.
    Erst kurz vor dem Einsatz der Traktorstrahler war der Überlichtflug des GESETZ-Gebers beendet worden. Das Schiff hatte den Halo einer kleinen kompakten Galaxis erreicht. Mit nur zehntausend Lichtjahren Durchmesser gehörte die elliptische Sterneninsel zu den unbedeutenden Objekten des Universums.
    CHEOS-TAI beschleunigte wieder.
    Zufrieden nahm Inkh Selexon diese Information zur Kenntnis. Andere Funktionen würden folgen und den GESETZ-Geber über kurz oder lang zu voller Einsatzfähigkeit zurückkehren lassen.
    Einiges Wissen über die technischen Abläufe war also da. Nicht unmittelbar abrufbar, dafür hatten die Mentale Revision und zweifellos auch die ewig lange Stasis gesorgt, aber keineswegs völlig ausgelöscht.
    Für diejenigen, die sich hartnäckig darum bemühten, wurde dieses Wissen wenigstens bruchstückhaft greifbar.
    Vielleicht war es einmal sogar Routine gewesen; angeeignet in vielen Jahrtausenden, die längst im Meer der Geschichte versunken waren.
    Selexon wusste nicht mehr, was er wirklich glauben sollte. Das Beste war, er suchte nach verschütteten Erinnerungen, die ihm helfen konnten ...
     
    *
     
    Die Sternenfülle der kleinen Galaxis tauchte das Rund der Lenkzentrale in kaltes Licht. Nach einer kurzen Hyperraumetappe trennten dreieinhalbtausend Lichtjahre CHEOS-TAI von dem Hantelraumschiff der Terraner.
    Mit halber Lichtgeschwindigkeit trieb der GESETZ-Geber durch den Randbereich eines Spiralarms, etliche Lichtmonate von der nächsten Sonne entfernt.
    Selexon war diese Position so recht wie jede andere.
    Er fragte sich irritiert, weshalb seine Gedanken wieder zu den Fremden wanderten. Sie hatten es einmal geschafft, in den
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