2467 - Mentale Revision
hin und wieder auftretenden Zonen erhöhter Hyperaktivität in CHEOS-TAI verhinderten, dass die in ihre Kampfanzüge integrierten Ortungsinstrumente weiter als im besten Fall einige Dutzend Kilometer weit Messungen vornehmen konnten. Zudem musste ein Bereich von etwa fünf Kilometern rund um die Zentrale tabu bleiben, da er zu stark abgesichert war.
Mondra sah auf die Zeitangabe ihres Multifunktionsarmbands. Es wurde Zeit, zu ihrer neuen Beobachtungsmission aufzubrechen. In regelmäßigen Abständen gingen zwei in ihrer Konstellation wechselnde Zweiergruppen „auf Pirsch"; drei Personen hielten jeweils im Unterschlupf die Stellung, um diesen notfalls zu verteidigen oder eine geordnete Flucht zu ermöglichen.
Vier Punkte waren als potenzielle Treffpunkte für diesen anzunehmenden Ernstfall ausgewählt, damit sich das Team wiederfinden konnte; man würde einander dort kodierte Nachrichten hinterlassen oder sich mit etwas Glück persönlich treffen können. In diesem Fall wäre es gut, dass CHEOS-TAI geradezu unermesslich groß war; Versteckmöglichkeiten gab es tausendfach.
Mondras aktueller Einsatzpartner war Vizquegatomi, dessen beide Brüder schon seit einigen Stunden unterwegs waren und bald zurückkehren würden.
Vizquegatomi wartete schon am Ausgang der Lagerhalle auf sie. Zumindest vermutete Mondra, dass es sich bei ihrem Versteck ursprünglich um eine Lagerhalle gehandelt hatte, wenn auch momentan keine Güter untergebracht waren. Wahrscheinlich seit zwanzig Millionen Jahren nicht, seit CHEOSTAI an der Retroversion der Negasphäre in Tare-Scharm beteiligt gewesen war.
Der massige Laosoor trug wie meist seine Brille und seinen Einsatzanzug, bei dem vor allem die roten Gurte mit den Schultertaschen auffielen, die einen starken Kontrast zum nachtschwarzen Fell bildeten. Er betrachtete einen schematischen Plan ihrer Umgebung, auf dem all jene Bereiche rot markiert waren, die sie noch nicht genau kartografiert hatten – also die meisten.
Inzwischen kannten sie sich rund um ihren Unterschlupf leidlich gut aus und vermochten die Wohnbereiche der Heromet und Tibirian Melech zu unterscheiden. An die Hauptzentrale waren sie jedoch nur in seltenen Fällen näher als zehn Kilometer herangekommen.
Sie nutzten das verzweigte Netz der Antigravschächte und Korridore und wussten, an welchen Stellen die Konzentration an TAI-Bewahrern besonders hoch war. Diese umgingen sie, wann immer es möglich war. Die Gefahr, dass sie früher oder später dennoch entdeckt wurden, hing allerdings unablässig wie ein Damoklesschwert über ihren Häuptern.
Zu zweit verließen sie die Lagerhalle und machten sich auf den Weg. Mondra bewunderte die geschmeidigen Bewegungen des Pantherartigen. Das Spiel der Muskeln ließ das Fell anmutig glänzen. Die Assoziation an ein Raubtier, das nur darauf wartete, loszuspringen und die Reißzähne in ein Beutetier zu schlagen, konnte Mondra trotz all der Erfahrung, die sie mit den Laosoor inzwischen gesammelt hatte, nicht verdrängen.
Kaum hatten sie die Lagerhalle verlassen, ergriff Vizquegatomi das Wort. „Ich weiß, du bist die Leiterin unseres kleinen Teams, Mondra, und bestimmst unser Vorgehen. Dagegen will ich nicht rebellieren."
Mondra schaute auf den pantherartigen Laosoor hinab. Die beiden Ohrenhände auf den biegsamen Tentakeln lagen schlaff am Hals. „Aber?"
„Aber meine Brüder und ich sind mit der Situation unzufrieden. Wir sind Meisterdiebe, und wir wollen etwas tun! Etwas erreichen. Vielleicht in einem Coup sondergleichen in die Hauptzentrale vordringen und einen Sabotageakt verüben. Den einen oder anderen Tibirian Melech entführen und ihm Fragen stellen. Alles, nur nicht weiterhin den Beobachter spielen und im Grunde genommen nichts tun."
„Wir werden die Initiative ergreifen", versicherte Mondra.
„Nur wann?"
„Wir dürfen nicht überhastet vorgehen. Wenn wir zu früh entdeckt werden, ist es aus mit uns. Wir sind nur sieben, Viz, und stehen einer feindlichen Übermacht gegenüber. Unser einziges Plus liegt darin, dass wir im Geheimen agieren können. Niemand ahnt etwas von unserer Gegenwart in CHEOS-TAI, und diesen Vorteil dürfen wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen."
„Du musst mir unsere Lage nicht erklären", versicherte der Laosoor. „Ich kenne sie ebenso gut wie du. Vielleicht noch besser, weil ich sie möglicherweise nüchterner betrachte. Ihr Terraner seid ständig von verwegenen Hoffnungen erfüllt, ganz egal wie unrealistisch sie auch sein mögen. Wir
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