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2467 - Mentale Revision

Titel: 2467 - Mentale Revision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hebt den Kopf, atmet tief, und Inkh Selexon spürt genau, dass sich der Fokus des Ohrenkranzes genau auf ihn ausrichtet. „Auch meine Geduld erschöpft sich irgendwann. Zu viele Fragen solltest du nicht stellen, sonst könnte ich auf den Gedanken kommen, du wärst selbst ein geeigneter Kandidat für eine Fiktiv-Anklage. Ich bin nicht berechtigt, dieses Wissen an meine Besatzung weiterzugeben. Ehe du in den langen Schlaf versetzt wirst, wirst du allerdings die Antworten erhalten. Wenn ich es für richtig halte."
    Selexon schweigt im Wissen, dass er an diesem Tag seine Stimme nicht mehr erheben wird. Der Thermodyn-Ingenieur muss nicht deutlicher werden.
    „Die technologischen Einrichtungen für den Stasis-Schlaf werden in den kommenden Jahren bei den Unterkunftssektionen der Besatzungsmitglieder installiert. Sobald dies der Fall ist, kann mit der Versetzung in die temporale Suspendierung begonnen werden. Ihr Tibirian Melech werdet den Vorgang überwachen, bis ihr selbst an der Reihe seid. Enttäuscht mich nicht und erweist euch dieser neuen, wichtigen Aufgabe als würdig."
    Die fünf Tibirian Melech erheben sich. Inkh Selexon spürt bei den anderen dieselbe Besorgnis, die auch ihn überkommen hat. Wo wird das alles enden? Ist der Stasis-Schlaf womöglich eine perfide Art der Bestrafung, auch wenn der Thermodyn-Ingenieur dies nicht erwähnt hat?
    Eregitha Math Gaum wendet sich ein letztes Mal an seine Untergebenen.
    „Ihr könnt beruhigt sein. Habt keine Angst. Ich selbst werde mich wie jeder andere mit in den Stasis-Schlaf begeben, und dies mag euch als Beweis dafür dienen, dass niemand von euch durch dieses ungewöhnliche Vorgehen eine Gefährdung zu befürchten hat."
    Inkh Selexon empfängt Frieden und ...
    ... schrie und schrie.
    Gleichzeitig sammelte er all seine Konzentration, ging mit Gewalt gegen den Metamorphose-Anfall vor, und der Schmerz verging. Der Schub war vorüber. Nun erst sah Inkh Selexon, wie fahlbleich die Haut seiner Hände geworden war, als sie sich geschält hatte.
    In Sekundenschnelle wucherte eine neue Schicht.
    Inkh Selexon hörte ein Knacken in seinem Kopf, fühlte deutlich, wie der gesamte Schädel schrumpfte, wie sich die Gedärme in ihm wanden, um an ihre ursprüngliche Position zurückzukehren. Sein Herz drehte sich um die eigene Achse, und ihm schwanden die Sinne, um sogleich wieder zurückzukehren.
    Es war endgültig vorbei. Für dieses Mal ...
    Neben ihm auf dem Boden lag ein unförmiger Berg aus blutendem Fleisch und fahlen, zersplitterten Knochen.
    Blut verteilte sich im Umkreis von vielen Metern.
    Ssalir Trumav, durchfuhr es ihn. Er erinnerte sich ganz klar, wie er den Artgenossen mit in den verhängnisvollen Kreislauf gezogen hatte, als der Metamorphose-Anfall mit aller Macht zuschlug. Wie er es getan hatte, konnte er nicht sagen, aber eins stand fest: Er hatte einen Teil der zerstörerischen Gewalt auf Trumav übertragen und ihn damit getötet, während er sich selbst gerettet hatte.
    Es stank. Ein Schauer des Ekels durchlief Inkh Selexon, als er sah, dass sein gesamter Leib mit Blutsprenkeln bedeckt war. Unwillkürlich tastete seine Hand zum Mundschutz – er saß noch an Ort und Stelle. Wenigstens das.
    Er stand auf und wunderte sich darüber, dass ihn seine Beine anstandslos trugen. Ihn beschäftigte weniger Trumavs Tod als vielmehr die Erleichterung darüber, dass er selbst den Anfall unter Kontrolle gezwungen und die verhängnisvollen Veränderungen damit gestoppt hatte. Außerdem standen die Bilder seines Erinnerungsschubs überdeutlich vor ihm.
    Nun hatte er die Antwort darauf, warum er sich an bestimmte Dinge nicht erinnern konnte. Es war ein Vorgang, der von den Kosmokraten selbst initiiert worden war und den der Thermodyn-Ingenieur Mentale Revision genannt hatte.
    Wie diese exakt vor sich gegangen war, welches Wissen genau in Inkh Selexon und all den anderen ausgelöscht worden war, das konnte er nicht sagen, aber eins stand fest: Die Mentale Revision war keinesfalls so vollständig gelungen, wie dies geplant gewesen war.
    Sonst hätte er sich selbst unter diesen extremen Bedingungen nicht an das damalige Geschehen erinnern können.
    Er versuchte, an den Erinnerungsschub anzuknüpfen, weitere Details aus der Tiefe des Vergessens ans Licht zu bringen, doch es gelang nicht. Er fand keinen Ansatzpunkt, wusste nur, dass da mehr gewesen war, dass er nur einen ersten Schleier über dem Geheimnis gelüftet hatte. Die Antwort auf die Frage, warum die Tibirian Melech unter dem

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