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2467 - Mentale Revision

Titel: 2467 - Mentale Revision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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folglich keine tiefere Bestimmung in seinem Leben? Keine Mission, die irgendwelche höheren Mächte ihm zugedacht hatten?
    Höhere Mächte ... Taffanaro erschauerte bei dem Gedanken, dass sich die Kosmokraten direkt oder über irgendwelche Vermittler ausgerechnet ihn ausgesucht haben könnten, um ihren Willen im GESETZ-Geber durchzusetzen. Lächerlich!
    Immerhin waren genau 289 Tibirian Melech an Bord. 289 Fiktiv-Ankläger, deren einziger Lebenssinn und Existenzzweck darin bestand, darauf zu achten, dass jedes Lebewesen in CHEOS-TAI im Sinne der Kosmokraten handelte. Wozu könnte dann ausgerechnet ein jämmerlicher Heromet wie er gebraucht werden?
    Als Notlösung, dachte er. Für exakt den Fall, der nun eingetreten ist. Die Tibirian Melech haben den jahrmillionenlangen Stasis-Schlaf nicht unbeschadet überstanden. Im Gegensatz zu uns Heromet, die sich damit als würdig erwiesen haben, die Nachfolge der Fiktiv-Ankläger anzutreten.
    Vorsichtig löste er den Versorgungsschlauch. Er hasste das Gefühl, wenn sich die feine Spitze aus dem Fleisch zog, jenes eigenartige Reißen, das ihm durch und durch ging, das schmatzende Geräusch, mit dem sich die Haut wieder schloss, verschmolzen durch die Heilflüssigkeit, die das Material des Schlauches abgab. Auf seine Art war es schlimmer als die Prügel durch Inkh Selexon.
    Gleichzeitig endete die Zuführung des Schmerzmittels, und sein Körper schrie in anschwellender Pein. Der Medowürfel gab leise sirrend Entwarnung auf Niederfrequenz: keine ernsthafte Gefahr.
    Ehe Taffanaro die Liege verlassen konnte, war ein Heromet an seiner Seite. „Nicht aufstehen!"
    Der Fremde mochte höchstens 1,35 Meter groß sein – zwanzig Zentimeter kleiner als Taffanaro. Ein Winzling.
    Sein Fell glänzte blaugrün, und die grünen Augen blickten müde. Sein Schwanz richtete sich an der Spitze auf, und die Nackthand wedelte aufgeregt, zu einer kreisrunden Platte geformt. „Du brauchst noch Schonung.
    Fast totgeprügelt hat er dich."
    „Hast du mich gerettet?"
    „Dein Körper und die Medoeinrichtung haben das besorgt. Ich habe dich lediglich hierher gebracht. Mein Name ist Salihcar. Ich habe den Lärm gehört und gewartet, bis der Tibirian Melech endlich von dir abließ. Da hattest du längst das Bewusstsein verloren."
    Aber eingemischt hast du dich nicht, dachte Taffanaro und erschrak erneut über seinen eigenen Widerstandsgeist.
    Einmischen? Wenn ein Tibirian Melech einen Heromet schlug? Wieso hätte Salihcar das tun sollen? So war nun mal die Ordnung der Dinge. „Danke, dass du dich um mich gekümmert hast", sagte er deshalb. „Das war nicht selbstverständlich."
    „Ich habe dich erkannt. Du bist Taffanaro – der TAI-Servo. Wie hätte ich zulassen können, dass der höchstrangige aller Heromet stirbt, wenn ein Tibirian Melech beschließt, dich nicht völlig zu töten, sondern dir eine hauchdünne Überlebenschance gewährt? Und nun leg dich wieder hin. Der Versorgungsschlauch wird dir helfen, die Schmerzen ..."
    „Es geht mir gut!", log Taffanaro und versuchte die Schmerzen zu unterdrücken, die in seinem Körper wüteten.
    Jede Bewegung war nichts anderes, als würde er seine Gliedmaßen in flüssiges Feuer strecken und zusehen, wie sie zerschmolzen.
    Erst als er stand, bemerkte er, dass an seinen Beinen das Fell büschelweise ausgerissen worden war. Die nackte Haut darunter schillerte in allen Farben. Auch sein Schwanz war über weite Strecken völlig haarlos.
    Beschämt zog er ihn näher an den Körper. Die Nackthand am Ende des Schwanzes rutschte dabei von der Medoliege und klatschte haltlos auf den Boden – er spürte sie nicht, konnte sie nicht bewegen oder anheben. Sie schmerzte nicht einmal, und vielleicht war das das Schlimmste von allem, denn es ließ nichts Gutes erahnen.
    Das Entsetzen darüber musste ihm wohl deutlich anzusehen sein. Sein Retter fühlte sich genötigt, eine Erklärung abzugeben: „Sie ist so stark geknickt worden, dass der Medowürfel zunächst nur Heilungschancen von weniger als vier Prozent prognostiziert hat."
    Taffanaro ächzte. „Vier Prozent?" Er verstand kein weiteres Wort mehr, nahm nur noch wahr, dass der andere irgendetwas von sich gab, sah die Bewegungen seines Mundes. Ohne die Nackthand war er nur noch ein halber Heromet! Das konnte doch nicht sein.
    Ausgerechnet ihm durfte so etwas nicht passieren! Er war Taffanaro, der TAI-Servo, derjenige, der ...
    ... ja, derjenige, der die Heromet in einen Aufstand führen würde!
    Das Undenkbare musste

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