2467 - Mentale Revision
Risiko musste er eingehen.
Ihm blieb ohnehin keine andere Wahl, als Salihcar zu vertrauen.
Er blieb allein zurück, trippelte unruhig durch den Raum. An den Wänden leuchteten die Bereitschaftsanzeigen der Medowürfel, die im Boden verborgen lagen. In einem Notfall – was in der ewigen Geschichte des GESETZ-Gebers noch nie vorgekommen war – waren sie in der Lage, eine Zehntausendschaft von Besatzungsmitgliedern gleichzeitig zu versorgen.
Mehr als einmal wanderte Taffanaros Blick zu der Medoliege, doch er widerstand der Versuchung, seine Schmerzen zu lindern. Wenn er sich den Versorgungsschlauch anlegte, würden die Medikamente auch seine Gedanken trüben. Außerdem war es vielleicht gerade der Schmerz, der sein Bewusstsein schärfte und den Widerstandsgeist verstärkte.
Außerdem erinnerte ihn die Qual ständig daran, was ihn auf den neuen Weg geführt hatte: der Wahnsinn eines Tibirian Melech. Erst der Schmerz durch die Prügelattacke hatte seinen Sinneswandel perfekt gemacht. Ohne dieses Erlebnis hätte er niemals den Mut entwickelt, den ersten Schritt zu machen. Wie all die anderen hätte er sich gebeugt und abgewartet, sein Los bedauert, wäre aber niemals auf die Idee gekommen, etwas daran ändern zu wollen.
Schneller als erwartet kehrte Salihcar zurück, und in seinem Gefolge befand sich nicht nur ein Heromet, sondern gleich drei. Als er die Neuankömmlinge sah, fuhr die Angst mit glühender Gewalt durch seinen gesamten Körper. Was, wenn sie ihn für verrückt halten würden? Wenn sie seine Ideen und ihn selbst dafür verdammten, dass er die äonenalte Ordnung ändern wollte?
„Ich habe nicht nur Grendhal mitgebracht", brachte Salihcar das Offensichtliche auf den Punkt.
Ein dicker Heromet, dessen Fell vom rechten Auge bis zum Hinterkopf schlohweiß gefärbt war, ergriff das Wort. „Wir wollen mehr hören."
Dies war der Moment, in dem Taffanaro klar wurde, dass es noch schlimmer gekommen war, als er befürchtet hatte. Sie würden ihn nicht etwa auslachen oder an die Tibirian Melech verraten ... sie würden ihm tatsächlich folgen. Und das hieß nichts anderes, als dass es ab sofort kein Zurück mehr gab.
„Die Tibirian Melech schaden CHEOS-TAI", sagte er, „und das darf nicht sein. Sie sind nicht mehr in der Lage, ihre Aufgabe im Sinne der Kosmokraten zu erfüllen."
Ein zischendes Lachen antwortete ihm. „Du willst tatsächlich gegen sie revoltieren? Salihcar hat nicht gelogen.
Nur ... wie sollte uns das gelingen?"
Darauf wusste Taffanaro keine Antwort zu geben. Sie waren nur Servos, die machtlosesten Wesen, die je in CHEOS-TAI existiert hatten. Nützliche Handlanger für andere, aber nicht in der Lage, etwas selbst zu bestimmen.
Dies war ihnen nicht in die Gene gelegt, nicht einmal ihm, Taffanaro, dem wohl rebellischsten Geist aller 22.000 überlebenden Heromet.
Aber egal, ob er selbst wusste, wie sie vorgehen mussten oder nicht – dies war der Augenblick, Profil zu zeigen. Etwas zu sagen, was sich unauslöschlich in die Gehirne der vier Zuhörer einbrennen würde.
„Die Frage ist nicht, wie es möglich ist, sondern auf welches Ziel wir zulaufen. Wir sind mehr als zwanzigtausend ... und was wir wirklich brauchen, ist ein Existenzzweck! Warum leben wir Heromet? Warum haben wir einen gewaltigen Zeitenabgrund überstanden und sind wieder erwacht? Etwa um den Befehlen von 289 Kreaturen zu gehorchen, die zwar über uns stehen, aber den Verstand verloren haben?"
Zufrieden sah er, dass die vier sich unruhig wanden. Die Schwänze zitterten über den Boden. Der Heromet mit der schlohweißen Strähne im Gesichtsfell sackte in sich zusammen und schaute sich gehetzt um, als fürchte er, der Raum könne über ihm zusammenstürzen. Taffanaros Worte schienen ihm förmlich körperliche Schmerzen zu bereiten, so sehr wühlten sie sein Inneres auf.
„Sind wir wirklich die Untersten der Unteren, die Prügelsklaven aller anderen? Ja, die Frage ist – warum sollten wir aufbegehren, wenn wir nicht wissen, wofür wir es tun? Welches Ziel am Ende steht? Die Tibirian Melech führen den GESETZ-Geber falsch! Gerade sie, die darauf achten sollen, dass die Ziele und Absichten der Kosmokraten niemals verraten werden, haben den Weg verfehlt und laufen in die falsche Richtung. Wir Heromet waren es, die die Tibirian Melech aus ihrem Schlaf erweckten, um Anführer zu finden, denen wir uns anvertrauen können, die uns lehren, was wir zu tun haben! Aber es ist schiefgegangen! CHEOS-TAI braucht neue Anführer. Er
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