2467 - Mentale Revision
Der Heromet mit der schlohweißen Strähne – an seinen Namen erinnerte sich Taffanaro nicht einmal mehr, zu viele hatte er in den letzten Stunden gehört – sprach in sein Armbandkommunikationsgerät.
„Ich habe etwas gesehen", sagte der Heromet. „Etwas, über das ich lange nachgedacht habe. Ich wollte es dir als unserem TAI-Servo mitteilen, aber ich hörte, dass du geprügelt worden bist und nicht in der Lage warst zu hören, was ich dir sagen muss. Deshalb wandte ich mich an Inkh Selexon, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen. Er verspottete mich und sagte, ich solle ihn nicht belästigen. Schließlich schrie er mich an und schickte mich weg. Es schien ihm nicht gut zu gehen. Sein Kopf ruckte unruhig hin und her, und ich glaubte zu sehen, dass die Haut in seinem Gesicht Blasen warf, ehe ich ging."
„Rede endlich!", forderte Taffanaro.
„Was hast du gesehen, das du mir so dringend zu sagen hast?"
„Ich sah, wie jemand CHEOS-TAI betrat! Es waren genau jene Fremden unter ihrem Anführer Perry Rhodan, die von den Tibirian Melech und den TAI-Bewahrern aus dem GESETZ-Geber geworfen worden waren. Sie sind zurückgekehrt!"
Salihcar ächzte. „Wir müssen es melden!"
Taffanaro hingegen ahnte, dass genau dies das Zeichen der Höheren Mächte war, auf das er so dringend gewartet hatte. „Hast du schon wieder vergessen, wer wir sind, Salihcar? Was wir tun? Wir werden es den Tibirian Melech nicht melden – wir sind ihnen keine Rechenschaft mehr schuldig, sie stehen nicht mehr über uns! Stattdessen werden wir mit den Fremden Kontakt aufnehmen und uns anhören, was sie zu sagen haben."
Vielleicht hatte er von Anfang an einen Fehler begangen. Hätten er und seine Heromet gleich mit den Fremden kommuniziert, statt die Tibirian Melech zu wecken, gäbe es all die aktuellen Probleme nicht, weil die Fiktiv-Ankläger noch schlafen würden wie all die Ewigkeiten zuvor.
Doch Taffanaro war entschlossen, diesen Fehler wiedergutzumachen.
Sollten sich die Fremden als ein noch größeres Übel und als Feinde der Kosmokraten erweisen, konnte er immer noch eine andere Lösung anstreben.
Aber Inkh Selexon und die anderen Tibirian Melech – von ihnen würde er auf keinen Fall Hilfe annehmen.
3.
Inkh Selexon
Metamorphosen
Alles schmerzte.
Obwohl der letzte Metamorphose-Schub schon lange zurücklag – wenn es überhaupt ein lange gab angesichts der qualvollen Gewissheit, dass alles jederzeit wieder von vorne beginnen konnte.
Inkh Selexon, der Anführer der Tibirian Melech, stand in der Hauptzentrale des GESETZ-Gebers und beobachtete auf einer Reihe kreisförmig um ihn angeordneter Hologramme, wie mehrere Transportboote CHEOS-TAI erreichten und einschleusten. Ein goldglänzendes Schleusentor nach dem anderen schloss sich, und die entsprechenden Holos erloschen. Für Sekunden lag ein silbernes Flirren in der Luft, dann verschwand dies ebenfalls.
„Ich bin zuversichtlich", sagte Inkh Selexon zu Kalitt Lindbak, seinem einzigen Vertrauten. „Wenn jemand in diesem Abschnitt des Universums die Aufgabe lösen kann, sind es die Vakaneten."
„Zumindest sind sie die besten Mediker, die momentan zur Verfügung stehen." Lindbak musterte Inkh Selexons kräftige Unterarme. Die Haut hing in wulstigen Lappen herab, an einigen Stellen sickerte schleimige Flüssigkeit aus feinen Rissen. „Deine Wunden sind noch nicht verheilt. Du musst ..."
„Ich muss gar nichts!" Er zog die hauchdünnen Handschuhe über die Hautlappen, als könne er sie dadurch vor den Blicken des anderen verbergen.
Nun wölbten sie den dehnbaren Stoff, der selbst bei der jüngsten Zwangsmetamorphose nicht einmal gerissen war, als sich Selexons Finger nach oben gebogen und die Nägel in den Handrücken gebohrt hatten. Stattdessen hatten sich die dünnen Handschuhe ebenfalls in sein Fleisch geschoben und beim späteren Herausziehen die Hautlappen mit sich gezogen, weil die ohnehin gummiartige Haut durch den Metamorphose-Schub noch weicher gewesen war. Ein Medorobot würde sie später entfernen müssen.
Ärger wallte in ihm hoch, doch es gab keinen Grund, ihn ausgerechnet an Kalitt Lindbak auszulassen; Lindbak stand treu zu ihm, seit er ihm das Leben gerettet hatte. Dennoch verachtete er den Tibirian Melech, der sich von seinem Jähzorn und seiner Grausamkeit zu sehr leiten ließ. Andererseits war inzwischen jeder seines Volkes gereizt; Selexon selbst hatte seine Wut vor Kurzem an dem Heromet Taffanaro ausgelassen und ihn fast zu Tode geprügelt.
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