2469 - Das Paramorphische Feld
Trainz. „Schnell!"
Skrin Rellinje schien ihn verstanden zu haben, denn er rannte los. Aber er kam nicht weit. Aus der Decke schoben sich breite, röhrenförmige Gebilde, aus denen mit starkem Druck eine dickflüssige Substanz auf die Mikro-Bestien herabspritzte. Der enge Korridor verwandelte sich eine Hölle aus schreienden Kriegern und zerfressender Säure.
Im ersten Augenblick wollte Trainz, der als Einziger von dem Angriff verschont geblieben war, instinktiv umkehren, um sein Leben laufen, sich einfach umdrehen und zurück in die Tiefe der Isolierten Sektion fliehen, nur um ein paar Sekunden armseliger Existenz herauszuschinden. Jegliche Ausbildung auf der Akademie der Mikro-Bestien schien vergessen. Doch dann sah er, dass seine Kämpfer ihr Zellsystem verändert hatten. Die terranischen Kampfanzüge hingen ihnen in Fetzen von den Leibern, doch ihre Haut schien auch bei denen, bei denen diese Fähigkeit nur rudimentär ausgeprägt war, die Säureattacke überstanden zu haben. So mitgenommen sie auch wirkten, die Furcht – oder der Schmerz – verlieh ihnen frische Kräfte.
Sie mochten noch immer orientierungslos sein, aber wie ein Mann folgten sie Rellinje aus der Gefahrenzone.
Trainz stieß einen tiefen, gellenden Schrei aus, der die Wände des Gangs erzittern ließ, und sie stießen zu ihm.
7.
Sie kamen.
Der Boden vibrierte unter dem Gleichschritt ihres rasenden Laufs, das Trommeln ihrer Laufarme und Beine steigerte sich zu einem Rhythmus, der einen Moment lang Roi Dantons Herzschlag vereinnahmte. Die Ersten stürmten um die Biegung des Gangs, in ordentlicher Formation, jeweils fünf Mikro-Bestien nebeneinander, in geradezu perfekter Synchronisation der Bewegungsabläufe.
Doray Celvius blieb vor Danton stehen, und im nächsten Augenblick legte sich eine Stille über diesen Teil des Staatenschiffs, die dem Terraner plötzlich unnatürlich und bedrohlich vorkam.
„Vermelde gehorsamst, keine Feindberührung, keine Kollateralschäden!", sagte die Mikro-Bestie mit der rötlich marmorierten Haut im Schädelbereich.
Ihre Stimme klang ein wenig blechern, metallisch. Sie war bis zur Ankunft auf Terra lediglich in der Lage gewesen, undifferenzierte Laute hervorzubringen. In der Akademie hatte man ihr dann einen bestimmten Chip eingepflanzt, durch den sie die Fähigkeit erhalten hatte, „normal" zu sprechen.
„Ausschwärmen und auf mein Signal in Zwölfergruppen in die Schächte eindringen! Von jetzt an voller Einsatz der Waffen. Kameraden schweben in Lebensgefahr."
„Jawohl, Dantyren!" Die Mikro-Bestie salutierte tatsächlich.
Danton lächelte schwach. Doray Celvius hatte die terranische Höflichkeit für sich entdeckt und ließ keine Gelegenheit aus, sie an den Tag zu legen.
Der stellvertretende Anführer der Mikro-Bestien fuhr herum und bellte Befehle, und wieder erfüllte ohrenbetäubendes Dröhnen und Trommeln den Gang, als die lebenden Kampfmaschinen ihre Positionen einnahmen.
Dann erklang das erste Fauchen von Energiewaffen.
*
Skrin Rellinje taumelte, als er vor Trainz stehen blieb. Er bot ein elendes Bild; der Kampfanzug zerfetzt, die Erschöpfung in das entstellte Gesicht geschrieben. Der Anführer der Mikro-Bestien musste sich zusammenreißen.
Einerseits verspürte er Erleichterung, dass seine Krieger überlebt hatten; andererseits hätte er den Kampfgenossen am liebsten zusammengestaucht.
Trainz wusste selbst, dass er, nachdem der direkte Funkkontakt zu den anderen Teams abgebrochen war, zusehends nervöser und übellauniger geworden war.
Dabei war ihm auch klar, dass die Krieger um Reskes Skibalf nicht freiwillig in die Falle gelaufen waren. Sie waren aufgerieben worden, in eine Situation geraten, die sie nicht erwartet hatten. Analysen von außen vermochten die Aufklärung vor Ort nicht zu ersetzen, und schließlich hatte keiner damit rechnen können, dass in einem Raumschiff, in dem es nicht die geringste Bedrohung zu geben schien, plötzlich die Hölle losbrach.
Doch als Rellinje nun vor ihm stand und irgendetwas von einem verborgenen Schott und Holos murmelte und von den schweren Verletzungen seiner Mitstreiter, wusste Trainz im ersten Augenblick selbst nicht, was er jetzt tun sollte.
Ein toller Anführer bist du, dachte er.
Du hast viel auf der Akademie der Mikro-Bestien gelernt.
Offensichtlich nur eines nicht: wie man angemessen reagierte, wenn sich alles gegen einen verschwor und nichts so funktionierte, wie man es sich vorgestellt hatte.
Im ersten
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