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247 - Der Kerker der Pandora

247 - Der Kerker der Pandora

Titel: 247 - Der Kerker der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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ihm die Pläne gebracht. Sie waren versehen mit roten Markierungen. »Diese Punkte solltest du routinemäßig einmal wöchentlich kontrollieren«, hatte er ihm nahe gelegt. Es ging dabei um die Versorgungskapseln und die Schartenöffnungen in der Verbindungswand der beiden Zellen. Akfat hatte bisher nur immer gewissenhaft die Versorgungskapseln geprüft. Die Scharten waren von den Fenstern aus gut sichtbar. Und routinemäßig klang nicht gerade dringend.
    Außerdem versuchte er seinen täglichen Gang zum Kerker immer so kurz wie möglich zu halten. Er hasste den Pflanzenmagier und den Gestaltwandler, die ihm Tala genommen hatten. Er wollte sie weder sehen, noch ihre Zellen betreten. Hätte er sie im betäubten Zustand vor sich, könnte er für sich selbst nicht garantieren. Ja, mehr als einmal hatte er sich vorgestellt, wie er die beiden mit seiner Waffe hinrichtete.
    Doch wenn er jetzt bedachte, was die Männer zu berichten hatten, sollte er vielleicht zukünftig die Kontrollen gewissenhafter durchführen. Gedankenvoll kehrte er an den Tisch zurück, an dem Lysambwe inzwischen Karten vom Umland ausgebreitet hatte. Die Boten deuteten auf die Stellen, an denen die Pilze aufgetaucht waren. Manche lagen nur eine Tagesreise von Wimereux entfernt. Einerseits beunruhigend, andererseits schloss es aus, dass der Pflanzenmagier etwas damit zu tun haben könnte. Die Entfernung war viel zu groß.
    »Die Pilze dringen wie Geschwüre aus der Erde. An manchen Stellen hinterlassen sie tiefe Spalten.« Der Abgesandte mit dem vernarbten Gesicht starrte an Akfat vorbei auf die gegenüberliegende Wand. Als ob dort die Geflechte wuchern würden, von denen er sprach. »Ich habe schon viele Pilzgründe gesehen, aber solche noch nie.«
    Seine Begleiter nickten zustimmend. Dann schauten sie den Prinzen erwartungsvoll an. »Wird der Kaiser uns helfen?«, wollten sie wissen.
    »Das wird er.« Akfat nickte ihnen ermutigend zu. »Gleich morgen früh werden kaiserliche Beobachter mit euch zu euren Dörfern fliegen und die Pilze untersuchen. Jetzt aber ruht euch erst einmal aus. Meine Leute werden euch in eure Quartiere bringen.« Damit verabschiedete er die drei Männer. Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, ließ er sich erschöpft auf einen Stuhl gegenüber Lysambwe fallen. »Was halten Sie davon?«
    Die Stirn des Kommandanten kerbte eine steile Falte. Der Blick seiner grauen Augen wanderte ratlos über die Karten, während er mit den Fingern einen unregelmäßigen Rhythmus auf die Tischplatte trommelte. »Einen Moment lang habe ich tatsächlich an die Gruh und unseren Pflanzenmagier gedacht. Aber nach dem, was die Männer berichteten, schließe ich beides aus. Letzteren schon, weil es in unmittelbarer Nähe keine Vorkommnisse mit Pilzwucherungen gab. Ich befürchte eher, dass uns irgendein neues Unheil aus dem Wildwald droht.« Nachdenklich rieb er sich die grauen Bartstoppeln.
    Akfat lauschte besorgt seinen Worten. Das Letzte, was Wimereux-à-l’Hauteur im Augenblick brauchte, war eine neue Bedrohung durch mordende Kreaturen oder mutierende Pilze. »Vielleicht gab es auch nur einige Erdrutsche, in denen die vermeintlich Toten verschwunden sind«, wandte er ein. »Die Leute aus den Dörfern sind abergläubisch. Es wäre nicht das erste Mal, dass Naturphänomene mit Geistern erklärt werden. Möglicherweise sind es auch kriegerische Stämme gewesen, die maskiert die Dörfer überfallen haben.«
    »Was auch immer, wir werden es herausfinden. Wenn Sie erlauben, werde ich mich persönlich darum kümmern. Ich brauche ein Dutzend Männer, ein paar Rozieren und den Gardisten Rönee.«
    »Ich hätte niemand anderen mit dieser Aufgabe betraut.« Akfat brachte ein Lächeln zustande. »Sobald wir Näheres wissen, werde ich den Kaiser informieren.«
    Lysambwes Augen wurden schmal. »Denken Sie nicht, es wäre besser, Pilatre sofort von den Vorkommnissen in Kenntnis zu setzen?«
    Der Prinz wich seinem Blick aus. Der Kommandant war gut dreißig Jahre älter als er und normalerweise hörte Akfat auf dessen Rat. Diesmal nicht! Ich will nicht wieder eine Strafpredigt über meine Unzulänglichkeit hören. Hatte sein Vater nicht erst kürzlich seine Fähigkeit angezweifelt, die Kerkeranlage zu kontrollieren? Nein, diesmal nicht!
    Er schüttelte entschieden den Kopf. »Ich will den Kaiser im Augenblick nicht mit vagen Vermutungen belästigen. Er ist voll und ganz in Beschlag genommen von den Eifersuchtsszenen, die seine Frauen ihm wegen der

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