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247 - Der Kerker der Pandora

247 - Der Kerker der Pandora

Titel: 247 - Der Kerker der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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sich vom warmen Sand ab. Ein, zwei Flügelschläge mit seinen mächtigen Flossen, schon erhob sich sein mächtiger Körper und glitt über die Uferböschung in den nahe gelegenen Wald.
    ***
    Ein Dorf im Südosten des Victoriasees
    Am Ufer vor Spekgulf wurden die Schatten länger. Ein bläuliches Licht lag über der kleinen Bucht, die tagsüber erfüllt war von Kinderlachen und dem fröhlichen Schwatzen der Wäscherinnen. Jetzt am Abend war dort nichts weiter zu hören als das Rascheln des Schilfs und das sanfte Plätschern der Wellen. Rosalie staunte, welche Ruhe diese Geräusche verströmten. Mit hoch geschürztem Kleid stand die dicke Wäscherin bis zu den Knien im Wasser und lauschte. Als junge Frau war sie oft am Abend hierher gekommen. So manchen Kummer und so manchen Mann hatte sie schon mit diesem Fleckchen Erde geteilt.
    Doch inzwischen verbrachte sie das Ende des Tages lieber in Gesellschaft der anderen auf dem Dorfplatz. Und wenn sie sich mit Josh vergnügen wollte, zog sie eine weiche Matratze dem Sandstrand vor. Auch jetzt war sie nur gekommen, weil sie den Ring von Josh vergessen hatte. Beim Wäschewaschen hatte sie ihn auf einem der flachen Steine neben dem Schilfbett abgelegt. Und genau dort hatte sie ihn auch wieder gefunden. Bei uns in Spekgulf kommt nichts weg, dachte sie zufrieden. Nicht mein Ring und nicht unsere Sali. De Rozier hin oder her!
    Nachdem der Prinz heute aufgetaucht war, glaubten viele, dass ihre Bürgermeisterin Spekgulf bald verlassen würde. »Sie wäre ja dumm, ein armseliges Ratshaus einem Palast vorzuziehen«, erklärten sie. »Sie wird von goldenen Tellern essen und kostbares Geschmeide tragen. Welche Frau will das nicht? Und auch dem Kleinen wird es an nichts fehlen.« So oder ähnlich lauteten die Sprüche, die sich die Leute auf dem Dorfplatz zuflüsterten. Doch Rosalie wusste es besser: Salimata wollte weder Prunk, noch Pomp. Sie wollte einen Mann, der sie aufrichtig liebte, und einen verlässlichen Vater für ihren Sohn. Nicht mehr und nicht weniger. Und Victorius schien dieser Mann nicht zu sein.
    »Leider«, seufzte die Wäscherin und watete langsam ans Ufer zurück. Auch wenn er es wohl war, der Sali vor Jahren das Herz gebrochen hatte, empfand Rosalie so etwas wie Sympathie für den Jungen. Schon alleine die Tatsache, dass er sich traute, hierher zu kommen nach all den Jahren. Außerdem war er recht ansehnlich: gut gebaut, hatte Manieren, und seine Haut war schwarz wie Ebenholz. Nur seine Kleidung ließ etwas zu wünschen übrig. Besonders die Flecken auf seinem Rüschenhemd störten die Wäscherin. Ansonsten war der Bursche aber ein stattliches Mannsbild. Wenn sie Salimata wäre, würde sie ihm noch eine Chance geben. Doch Sali hatte ihm die Tür gewiesen, und nicht nur das: Sie hatte ihn aufgefordert, unverzüglich das Dorf zu verlassen.
    Aber der Prinz blieb. Daraufhin hatte die Bürgermeisterin den verblüfften Dorfbewohnern verboten, ihm Unterkunft zu geben. Die Spekgulfer, ein gastfreundliches Völkchen, hielten sich an ihre Order. Manche aus Angst, sie ansonsten vielleicht doch noch an die Kaiserstadt zu verlieren, die meisten jedoch aus Solidarität zu ihrer Bürgermeisterin. Doch dieser Victorius blieb trotzdem. Auch das machte ihn sympathisch.
    Inzwischen hatte sich der Junge auf dem Treppenabsatz vor dem Ratshaus niedergelassen. Josh hatte ihm Kissen, Decken und von Rosalies köstlicher Suppe gebracht. Schließlich hatte Salimata nicht verboten, de Rozier zu verköstigen.
    Am Strand angekommen, löste die Wäscherin den Knoten ihres Rocks und schlüpfte in ihre geflochtenen Sandalen. In der Ferne leuchtete ein roter Streifen am Himmel. Um sie herum verschwammen die Farben von Erde und Gras mit dem schwindenden Licht. Sie musste zusehen, dass sie zurück ins Dorf kam, bevor es völlig dunkel wurde. Mit wogenden Hüften eilte sie dem kleinen Pfad vor der Bucht entgegen. Doch ein seltsames Geräusch in ihrem Rücken unterbrach ihren Schritt. Es klang wie knisterndes Papier und erschreckte die Wäscherin.
    Zögernd wandte sie sich um. Doch da war nichts Ungewöhnliches. Nur das Schilfbett und ein wenig abseits das Luftschiff des Prinzen. Wahrscheinlich war der leichte Wind, der hier meist vom See her wehte, in den halbgeblähten Ballon gefahren. Sie schmunzelte über ihre Schreckhaftigkeit. Noch einmal glitt ihr Blick über die prächtige Gondel der Roziere, wie der Prinz das Ding nannte, die geschwungene Holzluke mit den Eisenbeschlägen und die vielen

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