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2472 - TRAICOON 0096

Titel: 2472 - TRAICOON 0096 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zusammenbrach, sie im Inneren ihres Schutzanzugs kochte und schlussendlich Bestandteil einer weiteren, von der Hitze geformten Skulptur werden würde.
    Sie stellte ihre Impulswaffe auf Punktfeuer. Schob den Kopf so hoch wie möglich aus dem Versteck. Konzentrierte sich, fokussierte auf das einzig mögliche Ziel, das sie gefahrlos anvisieren konnte: den Arm eines Spießandroiden, der auf einem Hügel weit hinter ihrem Gegner stand und soeben ein Wehr erneuerte, das die Magmaströme steuerte.
    Ihr Ziel, ein Fingerglied des künstlichen Wesens, war mindestens 150 Meter entfernt und knapp so groß wie eine Kopfschuppe – und es bewegte sich ruckartig.
    Rinka Porol atmete tief ein, hielt die Luft an, wartete so lange, bis der Druck in ihrem Leib unerträglich zu werden schien, und löste dann den Schuss aus.
    Treffer!
    Der Finger des Spießandroiden zuckte. Die rostbesetzte Hand fuhr zusammen, ließ das schwere Wehreisen fallen.
    Das Metall plumpste in den Magmastrom, leitete das flüssige Feuer in neue Bahnen. Es staute sich in einem natürlich entstandenen Becken, sammelte scheinbar seinen Zorn, seine Energie, und spritzte dann in einem meterhohen Schwall über jene erhöhte Fläche, in der Rinkas Gegner auf eine Bewegung von ihr lauerte ...
    „Aus! Ausausaus!", tönte das mächtige Organ Senego Trainz’ durch die Übungshalle.
    Die virtuelle Umgebung machte dem öden Grau eines nackten Raumes Platz, durch den sich mehr als 40 ihrer Artgenossen tummelten und individuellen Simulationen unterlagen.
    Senego Trainz kam herangestürmt.
    Seine Reißzähne klapperten aggressiv aufeinander, die Brustarme drehten sich wie Ventilatorenflügel.
    „Was war es diesmal?", fuhr er Rinka Porol an. „Warum triffst du punktgenau, aber jedes Mal das falsche Zielobjekt? Du bist krank, eindeutig krank!
    Ausschussware ..."
    Er hielt inne, sichtbar erschrocken über seine eigenen Worte.
    „Wir sind Ausschussware", sagte Rinka Porol leise, „und Legasthenie ist keine Krankheit."
    Die Terraner hatten ihr gesagt, woran sie litt. Warum sie von den Kolonnen-Anatomen als lebensunwert angesehen worden war. Rinka hatte einen scheinbar unbedeutenden neurologischen Schaden, der visuelle Stimuli in ihren Hirnstrommustern falsch – seitenverkehrt – darstellte und sie links mit rechts oder rechts mit links verwechseln ließ.
    Immer wieder. Vor allem dann, wenn ihr keine Zeit zum Überlegen blieb.
    „Hör zu, Rinka", sagte Senego Trainz leise. „Du bist mein bester Scharfschütze. Du besitzt großartige Begabungen.
    Ruhe, Konzentration und das Gefühl für den richtigen Augenblick. Du vereinst seltene Eigenschaften in dir, die das Team dringend benötigt."
    Er hielt kurz inne, als müsste er sich seine nächsten Worte genau überlegen. „Du hast eine Fehlerquote von zehn Prozent. Du wirst bis zur Ankunft am Zielort weiter trainieren, mit möglichst kurzen Pausen. Bis die Mechanismen sitzen, bis du deine Anfälligkeit im Griff hast. Erst kurz nach der Ankunft bekommst du einige Stunden Schlaf, sodass du ausgeruht bist, wenn es darauf ankommt."
    „Du willst mich also doch einsetzen?"
    „Ich brauche dich, Rinka." Senegos blutrote Augen starrten sie unverwandt an. „Und ich vertraue dir."
     
    *
     
    Senego war der geborene Anführer.
    Er stachelte sie tagtäglich zu Höchstleistungen an, er gab ihnen Ziele und Perspektiven. Seine Trainingsmethoden folgten einem ausgetüftelten Plan, um die Fähigkeiten der Mikro-Bestien zu verbessern, um ihren Ehrgeiz weiter anzutreiben. Immer wieder wurden sie daran erinnert, was sie waren, woher sie kamen – und was ihre Aufgabe in diesem galaxienumspannenden Konflikt sein würde.
    Die Mikro-Bestien agierten auf der richtigen Seite, so viel stand fest. Sie arbeiteten mit den Terranern zusammen, der treibenden Kraft des Widerstands gegen die Terminale Kolonne.
    Rinka Porol holte Atem und nahm Nahrung zu sich. Wohlschmeckenden Gemüsebrei, vermengt mit Marzipansirup. Dazu mehrere Fingerhutbecher dringend benötigter Nährflüssigkeit.
    Sie lief heiß, so sehr setzte ihr das Training zu. Aber noch waren sie und die anderen nicht am Höhepunkt ihres Leistungsvermögens angelangt. Sie mussten perfekt werden, wollten sie das leisten, wofür sie sich verpflichtet hatten.
    Rinka ließ den Brei auf ihrer Zunge zergehen und genoss das Recht, daran zu denken, dass er gut schmeckte. Es gab so viel zu lernen, so viel aufzuholen in diesem neuen Leben. Alles zeigte sich bunt, aufregend, mehrdimensional, mehrseitig. Gut

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