Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2475 - Opfergang

Titel: 2475 - Opfergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ging einfach weiter.
    Dass Molon ihm das Mädchen aus dem Arm zerrte, interessierte ihn schon nicht mehr.
    Die Geräusche wurden lauter. Suchend blickte Taress in die Düsternis hinab, aber er konnte nicht viel erkennen. Eine große Bodenplatte war abgebrochen. Von Trümmern übersät, führte sie schräg abwärts.
    Auch im Untergrund hatten die schweren Erschütterungen Verwüstungen hinterlassen. Der Kas’h glaubte, geborstene Wände und abgeknickte Pfeiler zu sehen – und dazwischen etwas riesig Großes, das sich zuckend bewegte. Ihm war, als streiche der Wind über die endlosen Grassteppen des Heimatplaneten. Taress hatte diese Welt nie gesehen, aber dennoch war ihr Bild unauslöschlich in der Kollektiverinnerung verankert.
    Er setzte seinen Fuß auf die Schräge.
    Zögernd erst, dann schneller, und alles um ihn herum versank in Bedeutungslosigkeit.
    Dort unten war ein Stück seiner Heimat. Er hatte es nicht gewusst, obwohl er schon so lange auf CRULT lebte.
    Taress ging weiter. Lockeres Geröll geriet unter ihm ins Rutschen. Er stürzte, hörte Molon hinter ihm schreien und die Stimmen der Kinder und rollte sich einfach ab.
    Auf dem Rücken blieb er liegen.
    Taress roch den betörenden Duft der blühenden Gräser und das feuchtschwere Aroma regennassen Bodens. Sanfter Wind strich über ihn hinweg, und als er die Augen aufschlug, sah er hoch über sich einen riesigen orangefarbenen Glutball, die Sonne MorKas’h.
    Erst in dem Moment wusste Taress wirklich, dass er zu Hause angekommen war.
     
    *
     
    Zum ersten Mal, seit er diesen Weg nahm, empfand der Effremi Jothadún den Abstieg im Chaosschacht als bedrückend.
    Wie immer hatte er sich den Tornister des Flugaggregats auf den Rücken geschnallt, und in der Hand hielt er den armdicken, glatten Kollektorstab, der so lang war wie er selbst und ihm schon mehrmals das Leben gerettet hatte. Eines war heute anders: Er hielt den Stab nicht, er verkrampfte die Finger geradezu um das Metall. Auch wenn er das nicht zugegeben hätte: Jothadún fürchtete sich.
    Nach einer Zeitspanne, die ihm wie eine Ewigkeit erschien, stand er endlich auf dem Boden des Chaosschachts. Eine unheimliche Stille umfing ihn. Kein lang gezogenes Stöhnen hing in der Luft, von den vielfältigen Geräuschen, die der massige Leib des Laboraten bei jeder Kontraktion verursachte, ganz zu schweigen.
    Witternd hob Jothadún die Nase. Er nahm den gewohnt beißenden Geruch wahr, diese Mischung aus Körperausdünstungen und verwesendem Fleisch.
    Aber dieses Aroma erschien ihm heute nicht so drückend wie sonst. Andere Gerüche mischten sich hinein. Jothadún schmeckte schweren, fetten Qualm und einen Hauch von Tod.
    Suchend blickte der Effremi um sich.
    Er reagierte entsetzt, als er den fingerbreiten Riss in der Schachtwand bemerkte. Oben war ihm das nicht aufgefallen. Aber wer aus der Chaos-Phalanx unterzog schon den Schacht einer Überprüfung?
    Jothadún hatte sich nur gewundert, warum er in den Vorbereitungsräumen keinen der Schachtsteiger angetroffen hatte. Sie waren hier unten. Durchaus möglich, dass die Beben auch im Reich des Laboraten Verwüstungen hinterlassen hatten.
    Im Laufschritt drang der Effremi in die Katakomben ein. Nur hin und wieder blieb er stehen und schaute sich um. Die Schleimspuren an den Wänden stammten von dem Tier. Doch sie waren schon angetrocknet und damit mindestens einen Tag alt.
    Hinter einer Biegung stieß Jothadún auf zwei Tote. Sie gehörten seit knapp einem Jahr zu den Steigern. Wahrscheinlich, sagte er sich, waren sie unvorsichtig geworden. Ihre zerfetzten Rucksäcke lagen weit von den verstümmelten Körpern entfernt, sogar die Kollektorstäbe waren beschädigt.
    Einem tobenden Laboraten ging man besser weiträumig aus dem Weg. Die Beben hatten das Tier aufgescheucht, vermutete Jothadún. Er sah jetzt häufiger Risse in den Wänden. Geröll bedeckte den Boden. An größeren, kantigen Brocken hatte der Laborat Schleim und Hautfetzen hinterlassen, als er sich darüber hinweggeschoben hatte.
    Der beißende Geruch wurde intensiver. Jothadún spürte deutlich, dass er sich dem Laboraten näherte. Er griff den Stab mit beiden Händen. Diesmal brauchte er das Metall nicht, um Krallen einzusammeln, sondern um die Tentakel abzuwehren.
    Stimmen hallten heran. Jothadún verstand nicht, was sie riefen, aber er identifizierte mehrere Schachtsteiger. Offenbar setzten sie alles daran, den Laboraten zurückzudrängen.
    Die schlimmsten Befürchtungen des Effremi wurden zur

Weitere Kostenlose Bücher