Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2475 - Opfergang

Titel: 2475 - Opfergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Nur um Haaresbreite verfehlten sie seine Schultern.
    Der Greifsegler kehrte zurück, und seine mächtigen Schwingen verdunkelten die Sonne. Taress sprang auf. In wildem Zickzack hetzte er über die Ebene.
    Eine Schwinge des Greifseglers riss ihn von den Beinen. Taress ignorierte den tobenden Schmerz, er kroch weiter ...
    „Hierher, Taress!"
    Er versuchte zu erkennen, von wo die Stimme erklang. Das Gras war plötzlich nicht mehr da, stattdessen blickte er auf Stahl und Geröll und spürte, dass er sich längst Arme und Beine aufgerissen hatte.
    Wieder der Ruf. Erst jetzt bemerkte Taress die Gestalt. Keine zehn Schritt von ihm entfernt stand Molon und schleuderte Geröll auf den Angreifer, und dabei brüllte sie sich die Kehle heiser.
    Taress begriff in dem Moment, als sich ein monströser Schemen fast schon neben ihm aufbäumte und dumpf dröhnend zurückfiel. Der Aufprall wirbelte ihn herum. Er lag wieder auf dem Rücken, sah den mächtigen Leib neben sich und verstand, dass der Laborat an die Oberfläche gekommen war.
    Schwankend erhob sich Taress. Neben ihm klatschten mehrere Tentakel des Monstrums auf den Boden, und ein faustgroßer Stein verfehlte ihn nur knapp.
    Molon bewarf das Raubtier mit einer Verbissenheit, die Taress ihr nie zugetraut hätte.
    Er fragte sich, warum sie der Suggestivkraft des Laboraten nicht verfallen war. Er wusste einiges über den Laboraten, nur nahe gekommen war er dem Tier bisher nie. Die wenigen Informationen verdankte er seiner Position als Dimensionstheoretiker. Es war verrückt, dass er nicht sofort erkannt hatte, welche Gefahr sich anbahnte. Stattdessen hatte er sich vom schnellen Traum der Heimat übertölpeln lassen.
    Ein gellender Aufschrei ließ den Kas’h zusammenfahren. Molon brach nur wenige Schritte von ihm entfernt zusammen. Ihre Hände verkrallten sich in den Tentakeln, die sich um ihren Leib geschlungen hatten. Taress sah das ungläubige Erstaunen in ihrem Gesicht, die Todesfurcht, aber da schob sich der Laborat bereits ruckartig nach vorne und erstickte Molons hilfloses Gurgeln.
    Taress hörte die warnenden Rufe nicht, die ihn zurückhalten wollten, er achtete nicht auf den Effremi, der schrill singend auf ihn zukam. Taress sah nur noch die schwere Metallstange, die neben einem toten Steiger lag, riss sie vom Boden hoch und drang mit ungestümer Wut auf den Laboraten ein.
    Mit aller Kraft schlug er zu. Aber schon nach dem zweiten Hieb klatschte ein Tentakel heran und wickelte sich um die Stange. Augenblicke später wurde sie ihm aus den Händen gerissen.
    Ein brennender Peitschenhieb traf Taress’ Oberkörper. Ein zweiter wickelte sich um seine Hüfte, und der tobende Schmerz ließ ihn nach Atem ringen. Er stürzte, als ein dritter Tentakel seinen Rücken traf.
    Ihm schwanden die Sinne. Das Letzte, was der Kas’h wahrnahm, war der unerträglich schrille Effremi-Gesang.
    Sein Leib schien eine einzige offene Wunde zu sein, als er die Besinnung wiedererlangte. Taress’ erster entsetzter Blick galt dem Laboraten, aber das Raubtier war verschwunden.
    „Ich konnte ihn nicht richtig besänftigen", sagte der Effremi neben ihm leise.
    Er hatte Taress’ suchenden Blick richtig gedeutet. „Ich konnte auch nicht eher eingreifen."
    „Du musst Jothadún sein. Ich habe nur von einem Effremi gehört, der den Laboraten allein mit seiner Stimme ruhigstellen kann."
    Taress vermied es, sich weiter umzusehen. Für einen Moment schloss er die Augen. „Ich werde sterben?", fragte er tonlos.
    „Der Laborat braucht zum Überleben die Bedingungen einer Negasphäre", erwiderte der Effremi. „Er kann außerhalb der Katakomben nicht existieren. Wenn es uns nicht möglich ist, ihn zurückzuholen, wird er sein Leben verlieren. Im Moment kriecht er senkrecht nach unten, er zieht sich in eine Senke zurück."
    „Wie viel Zeit bleibt mir?", drängte der Kas’h.
    „Zwei Wochen, vielleicht sogar drei", antwortete Jothadún zögernd.
    „Ich werde froh sein, wenn es vorbei ist. Ich habe alles verloren, und wenn ich wüsste, wer uns das angetan hat ..."
    Was immer Taress noch hatte sagen wollen, er brachte nur mehr ein Wimmern über die Lippen. Denn in dem Moment kamen Tao und Gui auf ihn zu.
    Dass der Effremi wissend lächelte, sah Taress schon nicht mehr. Weinend schloss er seine Kinder in die Arme.
    Nicht einmal Gui redete in dem Moment viel.
    „Wir haben uns tot gestellt, als das Monstrum kam", sagte das Mädchen ernst. „Das war doch richtig, oder?"
     
    6.
     
    Zwischenspiel auf

Weitere Kostenlose Bücher