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2475 - Opfergang

Titel: 2475 - Opfergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hätte er sich sofort an das Progress-Amt wenden sollen. Vielleicht wären die unglaublichen Zerstörungen zu verhindern gewesen.
    „Ich glaube immer noch nicht, dass ausgerechnet die Quanten der Finsternis CRULT angreifen", sagte er leise. Gui zitterte in seinen Armen, aber sie schien kurz davor, einzuschlafen. „Vielleicht galt der Angriff des Dunklen Ermittlers dem wahren Gegner. Die psionischen Kräfte, die seit Wochen über die Dienstburg hereinbrechen, weisen durchaus ähnliche Strukturen auf."
    „Aber sie kommen aus größerer Entfernung."
    „... und von wechselnden Positionen.
    Vielleicht hat sich der Feind inzwischen auf CRULT eingeschlichen."
    Es tat gut, Molon wieder lachen zu hören, obwohl sie sich über ihn lustig machte. Taress wusste, dass sie die Dienstburg als uneinnehmbare Festung ansah. Erst recht, seit nicht nur etliche Chaos-Geschwader, sondern sogar zwei Kolonnen-MASCHINEN in unmittelbarer Nähe standen.
    Irritiert richtete sich der Kas’h auf.
    Die Beben verliefen sich allmählich. Was er noch wahrnahm, waren lediglich schwache Erschütterungen unter der Oberfläche, die durch weitere Masseverlagerungen ausgelöst wurden.
    Der große Einbruch der Terrasse war bis auf wenige hundert Schritt nahe.
    Taress versuchte, mehr zu erkennen, aber der aufsteigende Dunst machte den Tag zur Nacht. Einer Nacht allerdings, der das quirlende Leben fehlte.
    Molon stand ebenfalls schon wieder auf den Beinen. Sie streckte eine Hand aus, völlig unmotiviert, wie es Taress erschien. „Wir sollten in die Richtung gehen. Ich denke, dort erreichen wir den nächsten Distrikt am schnellsten."
    Und falls nicht? Wenn es dort nicht anders aussah, weil mittlerweile die ganze Dienstburg verwüstet war? Ein entsetzlicher Gedanke war das, der sich Taress aufdrängte. Vielleicht erlebten sie den Anfang vom Ende der Terminalen Kolonne.
    „TRAITOR ist immer gewesen und wird immer sein", hörte er sich sagen. So hatte er es gelernt.
    Er ignorierte Molons erschütterten Blick und ging weiter. Durch eine Welt, die nicht mehr die seine war. Die Zerstörungen waren allgegenwärtig. Ausgeschlossen, dass dafür die Dunklen Ermittler verantwortlich sein sollten.
    Taress hielt verwirrt inne. Er fragte sich, ob er noch in die richtige Richtung ging. Als er zurückschaute, sah er einzelne Spuren im Dreck. Teils zwei oder drei Fußabdrücke nebeneinander und nicht irgendwelche Stiefel, sondern Hornzehen. Offensichtlich war er im Kreis gelaufen.
    Ihm war übel. Noch wollte er es nicht wahrhaben, doch das Gefühl, auf schwankendem Boden zu stehen, kam tief aus ihm selbst.
    „Das ist Strangeness!", hörte er Molon sagen. „Spürst du deine Unsicherheit?"
    Eine Spur zu hastig fuhr Taress herum. Er schaffte es gerade noch, das Gleichgewicht zu halten und nicht mit Gui im Arm in den Abgrund zu stürzen, der sich neben ihm auftat.
    Kopfschüttelnd starrte er seine Frau an. Ihr schlanker Körper erschien ihm mit einem Mal seltsam verzerrt, fast schon, als wolle sie auseinanderbrechen.
    Strangeness ... Taress kannte die Erscheinungen zur Genüge, die mit nahezu jedem Dimensionsübertritt einhergingen. Die psychischen und physischen Auswirkungen reichten von allen Stadien der Desorientierung über Bewusstlosigkeit bis hin zur völligen Vernichtung des Individuums.
    Er spürte die Verwirrung. Allerdings war sie noch nicht so stark, dass es ihm schwergefallen wäre, darüber nachzudenken.
    CRULT stand nach wie vor in der Ressourcengalaxis, ein Dimensionswechsel war nicht geplant. Zumindest im Moment hatte Taress also keine Erklärung für das Phänomen.
    „Die Strangeness kriecht aus den Spalten im Untergrund empor", behauptete Molon. „Sie ist nicht besonders stark. Wir müssen uns von den Aufbrüchen entfernen, dann wird die Unsicherheit schwächer."
    Taress lachte verhalten. Er ignorierte Molons Drängen. Nur die seit wenigen Augenblicken aus der Tiefe zu ihm heraufdringenden Geräusche interessierten ihn, alles andere war nebensächlich geworden.
    Ein lang anhaltendes Stöhnen hing in der Luft. Es vermischte sich mit einem eigentümlichen Schleifen. Taress hatte das nie zuvor gehört. Er war geradezu fasziniert davon.
    Ein paar Schritte noch, dann stand er wieder am Rand der Abbruchkante. Weit beugte Taress sich nach vorn, aber schon schloss sich eine Hand um seinen Arm und zerrte ihn heftig zurück.
    Ungläubig blickte er Molon an. Er verstand nicht, was sie von ihm wollte und warum sich ihr Gesicht vor Erregung blutrot verfärbte. Er

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