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2475 - Opfergang

Titel: 2475 - Opfergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geschwindigkeit aus der abschwenkenden Formation ausbrachen und geradlinig auf eine der Terrassenstufen zurasten. Im letzten Moment versuchten beide Piloten noch, ihre Maschinen hochzuziehen.
    Sie schafften es nicht und rasten in die Gebäudefront hinein. Zwei Glutwolken breiteten sich aus, verschmolzen miteinander und leckten über die Terrasse hinweg. Jothadún wusste, dass es sich nur um einen Fertigungs- und Lagerdistrikt handelte, dennoch schlug er sich entsetzt beide Hände vor die Augen.
    Nach einigen bebenden Atemzügen blinzelte der Effremi zwischen den Fingern hindurch. Die Flammenwand fiel bereits wieder in sich zusammen, aber das Feuer breitete sich dennoch aus.
    Jothadún fragte sich, was geschehen wäre, wenn die beiden Transporter in einen der Wohnbezirke abgestürzt wären.
    Allerdings wollte er die Antwort gar nicht wissen. Auch wenn sich weder Antakur von Bitvelt selbst noch die Terminalen Herolde oder andere der großen Tiere TRAITORS um Verluste kümmerten, für ihn, den kleinen Effremi, der es bis zum Schachtsteiger und Angehörigen der Chaos-Phalanx gebracht hatte, waren Leben stets wertvoll. Nicht nur Manövriermasse wie die Figuren in einem Spiel, die man nach Belieben über das Brett schob und, wenn alles verloren schien, mit einem Fingerschnippen vom Tisch warf.
    Manchmal grübelte Jothadún darüber nach, warum das Leben so kompliziert sein musste. Dann erschien es ihm, als sei er der Einzige im Umfeld des Laboraten, der über ein Gewissen verfügte. Von zwei oder drei anderen Effremi wusste er inzwischen allerdings, dass auch sie mit dem Vorgehen der Kolonne haderten.
    Warum hinterließ TRAITOR auf der Suche nach Rohstoffen ausgeplünderte und verwüstete Welten? Selbst wenn diese intelligentes Leben getragen hatten, waren sie danach nicht mehr bewohnbar.
    Was für ein Krieg war das wirklich, den TRAITOR gegen die Ordnungsmächte führte? Welche Verbitterung und welcher Hass mochten die Triebfeder für dieses ewige Morden sein?
    Jothadún würde nie aufhören, darüber nachzudenken. Ihm war aber auch klar, dass die Antworten auf seine Fragen schlimmer sein konnten, als er es sich vorzustellen vermochte.
    Er würde Antworten ohnehin nie erhalten. Deshalb dachte er darüber nach.
    Nur deshalb. Es war eine Gratwanderung zwischen seinem Gewissen und der Notwendigkeit des eigenen Überlebens, vielleicht sogar das Eingeständnis seiner Kapitulation.
    Vergeblich wartete er auf die Robot-Löschtrupps. Zitternd die Finger um seine Schläfen verkrallt, als könne er den anhaltenden Kopfschmerz dadurch lindern, starrte Jothadún zu dem um sich greifenden Feuer hinüber. Kleinere Explosionen fachten die Flammen an, und wie ein lodernder Wasserfall ergossen sie sich über die Terrassenstufe in die Tiefe.
    Dichter Qualm breitete sich dort aus, wo die Glut neue Nahrung fand.
    Endlich erschienen die ersten Löschgleiter. Zu wenige, fand Jothadún. Sie würden die Brände kaum sehr schnell eindämmen können.
    Der Effremi versuchte noch einmal, das Amt des Progress-Wahrers über sein Komm-Armband zu erreichen. Von verzerrenden Störungen durchzogen, entstand über seiner Hand völlig unerwartet das Konterfei eines Dualen Kapitäns.
    Im ersten Erschrecken glaubte Jothadún, Zerberoff zu sehen. Aber diese Gestalt war nicht Zerberoff, wenngleich der Dual einen Mor’Daer und einen Ganschkaren in sich vereinte. Jothadún musste umdenken. Der Ganschkaren-Kopf saß rechts auf den wuchtigen Schultern, der Mor’Daer war links. Also hatten die Kolonnen-Anatomen diesen Kapitän entgegengesetzt zu Zerberoffs Erscheinung zusammengefügt.
    Das räumliche Denken war ihm schwergefallen. Bislang hatte Jothadún damit nie Probleme gehabt. Ohnehin quälte ihn der anhaltende Druck unter der Schädeldecke – das war etwas, das er so gut wie gar nicht kannte.
    Der Dual redete mit beiden Köpfen gleichzeitig. Jothadún verstand nicht, was dieses Geschöpf offenbar im Zustand höchster Erregung hervorsprudelte. Vergeblich bemühte er sich, die akustische Wiedergabe zu stabilisieren. Mit dem Ergebnis, dass die Übertragung zusammenbrach.
    Dass alles, was sich ringsum ereignete, keineswegs einem Zufall zuzuschreiben war, wurde dem Effremi erst in diesem Moment richtig bewusst. Er entsann sich nicht, jemals den Beinahezusammenbruch des Funkverkehrs bemerkt zu haben. Vom Absturz mehrerer Transportgleiter gar nicht erst zu reden.
    Auch wenn es unbegreiflich klang, Jothadún zweifelte nicht mehr daran, dass CRULT angegriffen wurde.

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