2476 - Kommando der Friedensfahrer
Stützpunktmond. Rhodan und seine Gefährten hatten bereits mit einem Blick erkannt, dass der Grenzwall Hangay noch immer Bestand hatte. Sollte ESCHER schon in irgendeiner Weise tätig geworden sein oder Atlan mit seinem Hangay-Geschwader, so war davon auf die Distanz nichts zu bemerken.
Das Verhältnis zwischen den beiden Algorrian, Curcaryen Varantir und Le Anyante, und den 22.000 Heromet an Bord hatte sich mittlerweile zum Glück bestens eingespielt. Die Heromet hatten zwar lediglich Rhodan als Oberbefehlshaber anerkannt, doch sie wussten auch, dass CHEOSTAI nach vollendeter Aufgabe wieder nach Evolux zurückkehren sollte – und dass diese Rückführung dann von den Algorrian organisiert würde.
Seitdem ihnen das klar war, hatte Rhodans Autorität deutlich gelitten; die anfängliche Unterwürfigkeit ihm gegenüber bestand jedenfalls nur noch verbal. Stattdessen betrachteten die Heromet Curcaryen Varantir und Le Anyante als ihre eigentlichen Herren.
Es war bereits vorgekommen, dass der Terraner ihnen einen Befehl erteilt hatte – und sie ihn erst nach erfolgter Rückversicherung bei den Algorrian befolgten. Rhodan konnte damit leben, denn sie standen auf der gleichen Seite. Einen sachlichen Dissens zwischen ihm und den Algorrian gab es zudem bisher nicht, obwohl er sie oft genug schon in ihrer ganzen „Ungenießbarkeit" erleben durfte.
Insgesamt 15.000 Techniker, Wissenschaftler und Soldaten der LFT hatten den Flug vom Solsystem nach Hangay mitgemacht, denn er hatte keinesfalls die Absicht, sich auf die launischen Algorrian und die Heromet allein zu verlassen. Dass er daran gut getan hatte, wurde ihm mit jedem neuen Tag klarer, an dem sich die technische Beherrschung des GESETZ-Gebers durch Algorrian und Heromet weiter verbesserte. Rhodan hatte längst den Verdacht, dass beide Gruppen ihr „Herrschaftswissen" über CHEOS-TAI geheim hielten.
Was sie damit zum Ausdruck bringen wollten, lag auf der Hand: Der GESETZ-Geber gehörte nicht den Terranern. Er war nur für den laufenden Einsatz ausgeliehen!
Rhodan hatte den Zwischenstopp im Solsystem dazu genutzt, weitere Kampfraumschiffe als „Beiboote" an Bord zu nehmen. Das Einsatzgeschwader ARCHETIM bestand aus einem kleinen, schlagkräftigen Verband von drei Ultraschlachtschiffen der JUPITER-Klasse und zwölf LFTBOXEN der QUASAR-Klasse. Die Einheiten waren in den Hangars des Giganten untergebracht – wobei CHEOS-TAI deutlich mehr „Material" gefasst hätte. Doch Rhodan war davon überzeugt, dass der Sieg in Hangay nicht auf konventionell militärischem Weg errungen werden konnte.
Nicht die Masse würde den Ausschlag geben, sondern Kampfwitz und Schnelligkeit.
Einen Sonderfall stellte die JULES VERNE dar, die in einem der Riesenhangars lagerte, „geparkt" auf der Plattform des PONTON-Tenders ALPHA ZENTRA, der mit allem vollgepackt war, was die weitere Um- und Nachrüstung der VERNE erforderte, die in den kommenden Tagen und Wochen erfolgen sollte. Natürlich gehörten dazu auch die notwendigen Techniker, die den Flug ebenfalls mitmachten und ihre Arbeit schon mit ihrem Start am 6. Juli aufgenommen hatten.
Der Geheimstützpunkt Cala Impex war das erste Ziel von CHEOS-TAI auf dem Weg nach Hangay – und zum Sieg über die Kräfte des Chaos.
*
Die Besucher von Terra wurden von den Friedensfahrern in aller Freundlichkeit empfangen. Wenn je ein Bann über dieser Begegnung gelegen hatte, war er bereits nach wenigen Minuten gebrochen.
Polm Ombar war ein 2,20 Meter großes, wuchtiges Geschöpf mit eisengrauer, in unregelmäßigen Sechseckwaben gemusterter Haut. Der kahle, mächtige Schädel wurde dominiert von zwei roten, katzenhaft geschlitzten Augen unter knochigen Wülsten. Unter der Kleidung zeichneten sich gewaltige Muskelstränge ab.
Der Friedensfahrer war ein Klotz von einem Kerl, doch sanftmütig und aufmerksam als Gesprächspartner, wenn man vom rohen Fleisch absah, dass er sich gelegentlich in den Mund stopfte.
Die Friedensfahrer auf Cala Impex stellten sich und ihren Stützpunkt voll und ausdrücklich zur Unterstützung der Mission zur Verfügung. Als Treffpunkt mit dem Nukleus der Monochrom-Mutanten erwies sich der Irrläufermond ebenfalls als hervorragend geeignet.
Die Gespräche tief unter der ausgehöhlten Kruste des Mondes verliefen in aller Harmonie. Jede Seite war begierig nach den Informationen und Erkenntnissen der jeweils anderen.
Alles in Cala Impex gesammelte Wissen und alle Messergebnisse wurden an CHEOS-TAI überspielt.
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