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2476 - Kommando der Friedensfahrer

Titel: 2476 - Kommando der Friedensfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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enträtseln oder sie zu kopieren, waren bislang kläglich gescheitert. Es waren überlegene Produkte, Schiffe, die man mit Stolz und einer gewissen Demut benutzen durfte. Kantiran hatte nie das Gefühl gehabt, seine THEREME zu „besitzen". Sie war ihm geborgt gewesen, geliehen, anvertraut ...
    Und er brachte sie um!
    „Bist du so weit, Kantiran?", fragte der Patron. Kantiran drehte ihm den Kopf zu. Um in das eine große Auge zu sehen, musste er sich nach vorne beugen. Chyndor war mit seinen 1,31 Metern ein körperlicher Zwerg – aber was für ein geistiger Gigant!
    Kantiran hatte ihn von Anfang an respektiert und bewundert. Der Patron war souverän in allem, was er tat oder sagte. Er beherrschte seine Umgebung durch seine große Autorität und seinen klaren Verstand. Was er sagte und entschied, hatte Hand und Fuß. Nicht jeder mochte ihn lieben, viele hatten Probleme mit seiner manchmal sarkastischen, trockenen Art. Aber sie alle achteten ihn, besaßen und zeigten Respekt.
    Lange hatte Kantiran in seinem Schatten gestanden. Nun trat er daraus hervor, aber auch das war vom Patron gewollt. Es gab nichts in seiner Umgebung, was Chyndor nicht unter seiner Kontrolle hatte – und wusste er nicht mehr weiter, änderte er die Verhältnisse.
    In diesem Fall holte er Kantiran zu sich auf den Sockel, der für ihn allein zu groß geworden war.
     
    *
     
    „Wir müssen es tun", sagte der Patron. „Keinem von uns fällt es leicht, denn sie waren für viele wie Freunde.
    Mögen jene, die sie einst geschaffen haben, uns vergeben."
    Kantiran hob eine Braue. Das war endgültig nicht mehr der Chyndor, den er bisher zu kennen geglaubt hatte. Dieser Mann bewies plötzlich eine andere Größe. Jene Erhabenheit nämlich, sich selbst zu erlauben, Schwächen zu zeigen.
    Diese wenigen letzten Worte des Patrons schienen ein Tor in sein tiefstes Inneres zu öffnen. Und eine Schwäche wurde zur Stärke, wenn man bereit war, sich zu ihr zu bekennen.
    Vor allem aber, und dies war nie so deutlich geworden, begriff Kantiran seine Worte als das, was sie nur sein konnten – denn Chyndor brauchte keine anderen, um das zu tun, was getan werden musste. Indem er seinen jungen Mitstreiter auch hierbei einband, signalisierte er ein weiteres Mal, dass er ihn auf eine Stufe mit sich selbst stellte – mindestens.
    Für einen kleinen Moment spürte der Sternenvagabund fast etwas wie Betroffenheit, hatte das unbestimmte Gefühl, dass Chyndor ihm – oder ihnen – noch etwas ganz anderes sagen wollte. Im großen Auge des Patrons glaubte er einen kurzen Anflug von Wehmut zu entdecken.
    Er musste es sich einbilden. Chyndor blickte ihn ganz normal an, und sollte er sich nicht geirrt haben, galt die Trauer allenfalls den OREON-Kapseln und der Tatsache, dass sie von ihnen Abschied nehmen mussten.
    Für immer. Sie hatten sie für eine gewisse Zeit benutzen dürfen, waren in ihnen heimisch geworden – und nun opferten sie sie.
    „Mögen sie uns vergeben ...", wiederholte er Chyndors letzte Worte und spürte einen Kloß, der ihm den Hals verstopfen wollte.
    Der Patron schickte ein Signal aus, ohne Geste oder ein weiteres Wort.
    Kantiran, Cosmuel und Chyndor drehten sich so, dass sie den Start der Schiffe beobachten konnten.
     
    *
     
    Zehn überdimensional große Tropfen erhoben sich vom weißen Strand und nahmen Kurs aufs offene Meer hinaus. Sie taten es leise, fast ohne Geräusch. Sie flogen nicht geradlinig und wie zielstrebig, sondern als ob sie suchten, schwebten hundert Meter über der Wasseroberfläche und verhielten immer wieder, wie um einer Beobachtung nachzugehen.
    So skurril es aussah, angesichts des Unausweichlichen wirkte es fast tragisch auf Kantiran und Cosmuel. Aber auch das hatte seinen Sinn.
    Es war eine letzte Inszenierung, von ihm und Chyndor ausgetüftelt.
    Die zehn OREON-Kapseln flogen weiter, bis sie nur noch per Teleoptiken zu erkennen waren. Dann sanken sie tiefer – und tauchten in die Tiefen des Ozeans ab, als wollten sie dort Zuflucht suchen.
    Das alles war programmiert und vollzog sich automatisch, für die Augen derjenigen bestimmt, die vielleicht schon da waren und ihre gierigen Blicke über den Planeten wandern ließen.
    Die Traitanks würden kommen, das stand außer Frage. Diejenigen, die mit ihnen kamen, würden die Kapseln aufspüren und damit alles Weitere automatisch in Gang setzen.
    Das letzte Schauspiel – dann war dieses Kapitel in der Geschichte der Friedensfahrer vorbei, wirklich und unwiederbringlich.
    Kantiran

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