2476 - Kommando der Friedensfahrer
und hatte es von Anfang an in Betracht gezogen. Als sie dann, wenige Minuten nach der Selbstsprengung der Kapseln, den nachtschwarzen Diskus des Traitanks am Himmel sahen und wie er einen Schwarm schwarzer, wendiger, kleiner Gleiter entließ, wusste zumindest Kantiran, dass sie noch längst nicht in Sicherheit waren.
Die Kommandierenden in den Traitanks nahmen ihnen ihren Tod nicht so ohne Weiteres ab. Zur Überprüfung schickten sie ihnen ihre Spürhunde, die Kopfjäger – das Schlimmste, was hätte passieren können.
„Kantiran, was hörst du?" Cosmuel hatte den Kopf an seiner Schulter liegen, aber so, dass sie seine Augen sehen konnte. Vielleicht auch das Zucken eines Muskels im Gesicht, das ihn verriet. „Da ... ist etwas, oder?"
Er nickte und drückte sie fester an sich. Ertappte sich dabei, wie seine rechte Hand automatisch an die Hüfte griff, nach der dort sitzenden Strahlwaffe.
Er sah zwei in der Dunkelheit blitzende Augenpaare dann noch eins ... mehrere ...
Sie hatten sich auf einer Lichtung für die Nacht eingerichtet. Ohne Rast wären sie nicht mehr weit gekommen.
Erstens sahen sie nichts im Dunkeln, durften nicht einmal eine Stablampe einschalten, zweitens waren einige von ihnen der Erschöpfung sehr nahe. Außerdem mussten sie auch im Kopf ruhiger werden und sich die Zeit geben, das Erlebte zu verarbeiten.
Kein Licht, kein Feuer – gar nichts.
Sie hatten sich auf der Lichtung niedergelassen, um auf den Morgen zu warten. In etwa zwei Stunden, schätzte Kantiran, würde es wieder hell werden. Dann konnten sie weiter ...
„Sind es ... schon die Awour, Kantiran?", fragte Cosmuel flüsternd, damit keiner der anderen etwas mitbekam.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Cosmuel. Ich kann die Wesen dort spüren. Es sind ... Tiere. Eine Herde, ein Rudel ..."
„Werden sie uns angreifen?"
Er griff hinaus in die seltsamen, symbolhaften Gedanken der Raubtiere. „Nein", sagte er leise. „Selbst wenn sie wollten. Bis zum Morgen sind wir sicher."
„Das weißt du?"
Er unterdrückte ein Lachen. „Ich hab ihnen jedenfalls befohlen, uns zu bewachen – meine Gabe ist hier endlich mal nützlich, und wir werden jede Ruhe brauchen, ehe die Awour kommen. Lass uns schlafen gehen, die Kätzchen da draußen passen auf uns auf."
Sie sah ihn fragend an. Dann gab sie sich mit der flachen Hand einen Klaps gegen die Stirn und lachte entschuldigend.
Sie verstand.
8.
Dschungelkämpfer
Der Ehrenwerte Harazzul war ganz ruhig, obwohl Kurukuk die Enge der Kanzel mit ihm teilte. Er war still und besonnen.
Ganz ruhig – noch. Manchmal blieb er das auch bis zum Ende. Es konnte aber auch vorkommen, dass er sein Wild nicht mit einem eisigen Lächeln umbrachte, sondern in plötzliche Rage geriet und es in Stücke zerfetzte.
Niemand soll glauben, er würde uns kennen. Die Letzte Faust schlägt zu, wie es sich geziemt.
Harazzul schnaubte verächtlich und konzentrierte sich wieder auf den unter ihm hinwegziehenden Küstenstreifen.
Natürlich waren es seine Gleiter, die in geringer Höhe über die schmale Linie zwischen Wasser und Land schwebten, und nicht umgekehrt.
Zwanzig gedrungene kleine Fahrzeuge, auf den ersten Blick plump wirkend mit ihrem massiven Leib und der kleinen Kanzel, aber wendiger als das „windschnittigste" Modell. In der Kanzel saßen Pilot und Copilot, der Rest quälte sich in der Enge der Mannschaftsräume.
Genau zehn Mann befanden sich in jedem Gleiter. Es waren ungewöhnlich viele, aber die Beute war ebenfalls ungewöhnlich. Und der Ehrenwerte wäre nie in seinen Rang gelangt, hätte er nicht auch mit dem Unerwarteten gerechnet.
Es war immer noch dunkel. Die beiden Monde schimmerten fahl hinter dünnen Wolkenschleiern. Erst in zwei Stunden würde die Sonne wieder aufgehen. Als die Gleiter den Traitank verlassen hatten, war es noch hell gewesen.
Dunkel. Kein Licht, kein Feuer. Die Friedensfahrer wussten, dass sie gejagt wurden, daran zweifelte der Ehrenwerte Harazzul nicht. So, wie sie die Traitanks bisher an der Nase herumgeführt hatten, konnten sie nicht dumm sein.
Was für eine lohnende Beute!
Sie waren da! Vielleicht beobachteten sie sie sogar. Sie versteckten sich, wohl in der Hoffnung, dass die Traitanks die Suche nach ihnen nach ein paar Tagen aufgeben würden, wenn sie nichts fanden. Oder ihnen den Bluff mit der Selbstvernichtung doch noch abnahmen.
Irgendwie wartete Harazzul darauf, dass ihm der Dual nach zwei oder drei Tagen den Rückzugsbefehl gab. Er saß nicht so
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