2476 - Kommando der Friedensfahrer
von ihnen erwischte, reichte das. Er brauchte sie nicht alle. Einer reichte, um im Verhör alles zu verraten, was sie über diese Friedensfahrer wissen wollten.
Deshalb brauchten sie die Flüchtenden auch lebend. Nicht für den arroganten, widerlichen Dual. Nein, für die Awour selbst – oder einen Terminalen Herold und ein paar Kolonnen-Motivatoren. Er hatte sich alles zurechtgelegt, und die Vorstellung, wie er dem Dual seine Suppe versalzen würde, entschädigte ihn dafür, die Friedensfahrer nicht selbst in Stück zu reißen.
„Streng dich an, Kanjan!", befahl er dem Fährtenleser.
Die Flüchtlinge waren verschwunden, aber sie kannten ihre Richtung.
Offensichtlich wollten sie das freie Land jenseits des Urwalds erreichen und sich dort ein Versteck suchen.
Genau das hätte er an ihrer Stelle auch getan.
„Mach schon! Hinterher!" Die Stimme von hinten ließ den Kalbaron zusammenfahren. Kurukuk! Er wartete nicht ab, was sie noch zu sagen hatte, sondern drosch unbeherrscht nach hinten.
*
Sie hatten es geschafft – er hatte es geschafft.
Als er schon nicht mehr daran geglaubt hatte, war es plötzlich ruhig gewesen.
Es gibt Momente, in denen die Zeit stillsteht. Der Geist ist wie gelähmt, und man wacht erst wieder auf, wenn alles vorbei ist. Man lebt entweder noch, oder man träumt einen seltsamen Todestraum, Erinnerung an die letzten Augenblicke des vorherigen Lebens.
Tot waren sie nicht, keiner von ihnen. Es war nicht nur ein Wunder, es war mehr.
Oder auch nicht. Kantiran hatte es begriffen, als er tatsächlich mit dem Leittier der Herde verschmolzen war.
Es war, als sei er in ihm gewesen, verbunden mit seinem Geist und seiner Gedanken- und Gefühlswelt. Es war dann so leicht gewesen, ihm einen Befehl zu geben ...
Der Schmerz, mit dem es die beiden Geister wieder auseinanderriss, als die Raubfanten verschwanden, hatte Kantiran taumeln und stürzen lassen. Aber er fühlte sich nicht annähernd so erschöpft, wie Cosmuel zu glauben schien.
Sie verließen die Lichtung zügig: nicht nur, falls die Raubfanten erneut auftauchten, sondern vor allem wegen der Awour. Kantiran wusste, dass die Kopfjäger der Kolonne ihnen auf der Spur waren.
„Sie wissen, dass wir aus dem Dschungel herauswollen", sagte er zu Chyndor, der neben ihm an der Spitze der Gruppe ging. Es war ihm anzusehen, dass er litt. Die körperlichen Strapazen war er längst nicht mehr gewohnt. Es war absehbar, wann ihn seine Kraft verließ. Cosmuel bildete den Abschluss hinter der bunten Gemeinschaft, die sich mehr durch das Dickicht mogelte denn halbwegs geordnet bewegte.
„Sie haben die Lichtung und unsere Spuren entdeckt. Energetisch können wir uns tot stellen, aber wir hinterlassen mit jedem Schritt eine deutliche Fährte. Wenn wir aus dem Dschungel treten, haben sie uns."
„Trotz der Deflektoren?", fragte der Patron. Auch seine Stimme war schwächer als gewohnt. Sein Wille, seine Würde, seine innere Kraft, alles das war ungebrochen, doch wie lange würde das die körperlichen Defizite ausgleichen können?
Genau das war ihr Problem. Anderen von ihnen ging es schon wesentlich schlechter als Chyndor, sie mussten aus dem Wald heraus ...
„Eine gewisse Reststreustrahlung bleibt immer", sagte der Garant. „Wir können sie nicht ganz eliminieren.
Und für Jäger wie die Awour ist sie wie ein aufgeschlagenes Buch, Chyndor. Die Deflektoren machen uns unsichtbar, aber sie können nicht eine in den Boden gedrückte Fährte ungesehen machen. Und so, wie ich die Awour einschätze, verfügen sie nicht nur über hervorragende Ortergeräte, sondern haben auch mindestens einen abgebrühten Fährtensucher dabei. Ich ..."
„Ja?", fragte Chyndor. „Was wolltest du sagen?"
Kantiran zögerte mit der Antwort.
Da war wieder etwas. Ein Geschöpf, das er „spürte", bevor er es gesehen hatte. Es war nahe, und es war groß, behäbig, plump ... und schien nicht in diese Umgebung zu passen. Oder doch. Kantiran hatte „Bilder" von ihm, ein unbeholfenes Tier, das ebenfalls nur schlecht zurechtkam.
Es kam ihnen entgegen, wollte in die andere Richtung, zur Küste, zum ...
„Ich begreife die Situation", sagte Chyndor, während er unter einem umgestürzten, im Weg liegenden Baumstamm hindurchkroch, Kantiran neben ihm. „Aber im Dschungel können wir nicht bleiben. Beim nächsten Mal werden es keine Ungetüme sein, die einfach nur Langeweile haben. Sie werden ... Kantiran?
Was hast ... was siehst du?"
„Vielleicht ... einen Ausweg",
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