2476 - Kommando der Friedensfahrer
Friedensfahrer, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatten. Die zehn Kapseln hatten gegen die große Übermacht der Traitanks keine Chance.
Selbst mit einem überraschenden Durchbruch wären sie gescheitert oder, im besten Fall, wieder gejagt worden und am Ende vor der lauernden MASCHINE gelandet.
„Schau dir Chyndor an", sagte Cosmuel leise, als sie sich einen Platz zum Übernachten gesichert hatten.
„Er hat am meisten von uns daran zu kauen."
„Was hattest du denn erwartet?", erwiderte er und zog sie an sich.
Es war nicht kalt, doch er fror. Es war eine Kälte des Geistes. Sie alle spürten es. Sie befanden sich nicht nur in einer fremden Umgebung, in der sie es wohl einige Wochen würden aushalten müssen, sondern in einer Situation, die sie noch niemals erlebt hatten, jedenfalls nicht in den letzten Jahren, und wahrscheinlich auch niemals mehr erleben wollten.
Kantiran sah sich um, drehte leicht den Kopf, kniff die Augen zusammen.
Die Geräusche ... Irgendetwas war in der Nähe, beobachtete sie, schlich sich vielleicht an. Ein Raubtier, vielleicht auch mehrere.
Die leisen Tapser vorsichtiger Füße, die leisen Schreie von aus ihrer Nachtruhe aufgescheuchten Vögeln oder kleiner Säuger im Dickicht und in den Bäumen. Kantiran kannte diese Zeichen. Vielleicht waren sie eingekreist. Er suchte nach Lichtern in der Dunkelheit, aufblitzenden, phosphoreszierenden Augen, Schatten in den Schatten der Nacht.
Er spreizte seine tiertelepathischen Sinne, aber da war nichts Animalisches, was eine Gefahr für sie bedeutet hätte ...
*
Der Dschungelstreifen längs der Küste war breiter, als sie gedacht hatten – oder es kam ihm so vor, weil sie kaum vorankamen? Das konnte durchaus an ihnen selbst liegen, denn sie waren keine Truppe, die für einen Marsch durch schwieriges Gelände zusammengestellt worden war.
Vor allem der Luminiszide war ein Problem. Das riesige Quallenwesen hatte sie mehr als einmal aufgehalten. Einmal mussten sie ihn aus einer Klemme befreien, als er sich zwischen zwei etwas zu dicht stehenden Stämmen eingequetscht hatte. Dann mussten sie ihn aus einem Geäst retten, das er unterschätzt hatte. Alle möglichen Hindernisse vor ihm aus dem Weg zu räumen war normal. Anfangs hatte er sich noch mit den verrücktesten, euphorischsten Bildern bedankt, dann waren sie weniger lebhaft und optimistisch gewesen.
Zuletzt hatte die Riesenqualle nur noch das gesendet, was am ehesten wohl einem derben Fluch entsprach.
H!!! war das zweite Sorgenkind.
Sie schien beschlossen zu haben, den Urwald in Form einer einen Meter großen Kugel rollend oder hüpfend zu durchqueren. Dabei machte sie, genauso wie der Luminiszide, mehrfach mit Baumstämmen oder Ranken Bekanntschaft. Einmal war sie durch eine Art Ameisenhügel gerollt und danach eine halbe Stunde lang mit einem Teppich aus schwarzen, klebrigen Kleinstinsekten behangen, die ihr die Passage durch ihr Heiligtum wohl ein wenig übel genommen hatten.
Andere kamen besser zurecht. Bylilin, der Kauloplast, schlängelte seine knochenlose Gestalt durch jede Lücke und sandte dem Rest des Trupps zuversichtliche Gedankenbilder und Durchhaltestimmung, wenn die Ersten von ihnen bereits verzweifelten. Eine Zeit lang hatte er auch die Vorhut gebildet, Wege ausgekundschaftet, gespäht und gesichert.
Edzeps Vorrat an Zähnen zum Ausspeien schien schier unerschöpflich zu sein. Er spuckte aber gezielt überall dorthin, wo ihnen dürres Reisig den Weg versperrte, das sofort in helle Flammen aufging.
Es war das Einzige, was Kantiran ihnen an Hilfen erlaubte, und selbst das stellte ein Risiko dar. Es war ein Kompromiss zwischen dem, was nicht sein durfte, und dem, was unabdinglich erschien. Seit ihrem Aufbruch von der Küste hatten sie keinerlei technische Hilfe in Anspruch genommen, obwohl die Versuchung manchmal sehr groß gewesen war. Sie durften es nicht, denn sie waren nicht allein auf N’jabo.
Das war die schlechte Neuigkeit.
Die Selbstvernichtung der OREON-Kapseln war schmerzlich gewesen, jedoch unabdingbar. Die Traitanks hatten so reagiert und im Grunde das getan, was die Friedensfahrer sich von ihnen gewünscht hatten.
Der weitere Wunsch wäre gewesen, dass die Traitanks ihnen den Bluff abgenommen und sich verzogen hätten. Dass sie glaubten, dass die Friedensfahrer mit ihren Schiffen umgekommen waren.
Stattdessen schickten sie ihnen die Awour, die Bluthunde der Kolonne!
„Kantiran?"
Er war mehr als sicher. Kantiran war nicht blauäugig
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