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2477 - Die GrÃŒndermutter

Titel: 2477 - Die GrÃŒndermutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gruben. Erschütterungen überliefen ihn, ließen seinen gesamten Körper erbeben, bis er sich beinahe gewaltsam löste und ihm klar wurde, dass diese gewaltigen Beben nichts anderes gewesen waren als die winzigen Vibrationen seiner eigenen trippelnden Schritte, die die Welt der Würmer durcheinanderbrachten.
    „Ich kann meine Fähigkeiten anwenden", sagte er, „aber diese Vögel dort vorne – existieren nicht."
    „Ist dir überhaupt klar, was du da sagst?"
    „Sie sind nicht da, Cosmuel. Jedenfalls nicht aus paranormaler Sicht." Er fühlte, wie das Jagdfieber endgültig in ihm erwachte. „Die Vogelhöhle ist exakt die richtige Spur."
     
    *
     
    Ist es nicht seltsam?
    Erst hält sich Kantiran bedeckt, behauptet dann auf meine ausdrückliche Nachfrage, er werde nicht kandidieren, lässt dann im letzten Augenblick verkünden, dass er es doch tut – und nun, am Tag der Wahl, verschwindet er. Zieht sich zurück.
    Warum wohl?
    Vielleicht, weil er unbequemen Fragen im Vorfeld ausweichen will?
    Etwa der Frage, ob es nicht Wahnsinn ist, die Friedensfahrer auch nach Chyndors Tod, der das Scheitern der großen Vision des Heesorter bewiesen hat, in den Kampf gegen die Negasphäre und die Terminale Kolonne TRAITOR zu führen?
    Viele von euch kennen die schreckliche Holoaufzeichnung eines der Unseren, der uns an seinen letzten Minuten teilhaben ließ. Auch er ist wie Chyndor ein Opfer dessen, was in Hangay geschieht. Zweifellos etwas Entsetzliches.
    Etwas Furchtbares. Etwas Monströses und Verachtenswertes.
    Aber auch etwas, das uns nichts angeht und um das wir uns nicht kümmern dürfen. Chyndors Tod beweist es und der von Zeraru auch. Ja, Zeraru – ich habe nachgeforscht. Das war sein Name. Er war seit einhundertvierunddreißig Jahren einer von uns. Wie viele Missionen mag er eigenverantwortlich geführt haben, um das Leben an sich zu schützen, wie es die Aufgabe eines jeden Friedensfahrers ist? Ein Dutzend? Einhundert?
    Niemand weiß es, denn er hat darüber niemandem Rechenschaft abgelegt und niemals Buch geführt.
    Weil es nicht nötig ist.
    Weil wir Individualisten sind.
    Egal ob zehn oder hundert oder tausend – zweifellos hat er Ungezählten das Leben gerettet oder ihnen ein sichereres und besseres Leben verschafft.
    Wir dürfen nicht zulassen, dass irgendein kosmisches Ereignis, irgendein Krieg der Hohen Mächte zwischen Ordnung und Chaos uns unsere Bestimmung raubt.
    Aber ich will noch einmal auf Kantiran zu sprechen kommen. Ist es nicht seltsam, dass er Ellegato ausgerechnet jetzt verlassen hat? Ich habe Nachforschungen angestellt, und er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, seine Schandtat zu verbergen. Er ist mit seiner OREON-Kapsel nach Ospera geflogen.
    Ohne ersichtlichen Grund. Ohne dass dort eine Initiation stattfindet, zu der er geladen ist. Er respektiert die Heiligkeit dieses Ortes nicht.
    So, wie er auch alle anderen Werte der Friedensfahrer nicht respektiert.
    Wir werden sehen, wann und wie er zurückkommt. Oder ob er überhaupt den Mut besitzt, vor euch zu treten und euch zu sagen, was er getan hat.
    Für eine Zukunft ohne den Kampf gegen die Negasphäre: Farigu Scot Elien.
    Farigu Scot Elien in der Vorversammlung im Palais Ellega
     
    8.
     
    Moralisches Milchglas
     
    Farigu Scot Elien genoss den Moment der Ruhe, den er sich nur leisten konnte, weil er seine Umhang-Rüstung in den Tarn-Modus geschaltet und sich in einen schattigen Winkel zurückgezogen hatte.
    Zusätzlich verbargen ihn drei seiner Anhänger vor den neugierigen Blicken zahlreicher Passanten. Die drei waren dafür perfekt geeignet. Sie mussten sich ohnehin ständig mit vernebeltem Wasserdampf umgeben, wenn sie nicht auf ihrer Heimatwelt weilten, die über einmalige klimatische Verhältnisse verfügte. Ihre Haut benötigte eine konstant hohe Luftfeuchtigkeit von über dreiundneunzig Prozent, um nicht auszutrocknen.
    Für Scot Elien bedeutete das momentan nichts anderes, als dass er hinter einem Nebelfeld verborgen war. Niemand erkannte ihn, niemand wollte ihm ein Gespräch aufzwingen. In den letzten Stunden hatte er mit mindestens hundert Friedensfahrern gesprochen und tausend Fragen beantwortet. Er war müde – müde und gespannt, was die Wahl bringen würde. Noch an diesem Tag würde er den größten Triumph oder die größte Niederlage seines Lebens erfahren.
    Um sich trotzdem den Anblick der Massen nicht entgehen zu lassen, die ins Palais Ellega strömten, ließ er die Aufnahmen einer Flug-Kameradrohne mittels eines

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