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2477 - Die GrÃŒndermutter

Titel: 2477 - Die GrÃŒndermutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der geringste Zweifel bestanden.
    Die Enthonen hatten die fast vollständige Auslöschung ihres Volkes während des Kampfes gegen die Negasphäre des Herrn der Elemente nie überwunden und ein kollektives Trauma davongetragen, das die Gesinnung der Friedensfahrer wohl erst ermöglicht hatte; außerdem war Kaldoris Zustand ein Spiegel für jeden einzelnen Enthonen: Sie waren alt und offenbar des Lebens überdrüssig.
    Sie sich als aktive Kämpfer vorzustellen war der reinste Hohn.
    Im Palais wurde aufgeregtes Gemurmel über die provokante Frage laut.
    Scot Elien setzte eine völlig gelassene, unbeteiligte Miene auf.
    „Alles, was ich zu sagen habe", krächzte der alte Enthone, „habe ich bereits gesagt. Ich bin nicht gekommen, um mich in eure Diskussionen einzumischen. Dies habe ich lange genug getan als Sechster Garant. Sehr lange.
    Vielleicht zu lange."
    Polm Ombar betrat die Bühne, eilte zu dem Enthonen und erwies ihm die Ehre, indem er die mächtigen Arme vor der Brust kreuzte.
    „Als Revisor danke ich dir für dein Erscheinen", sagte er, „und als Friedensfahrer bewundere ich dich dafür. Sei versichert, dass wir die Enthonen auch weiterhin ehren werden und ihnen alles Beste wünschen. Mögt ihr in Frieden leben. Wenn ihr jemals wieder einen Gesandten zu uns schickt vom Rückzugsort auf eurem Mond, werden wir ihn mit Freuden begrüßen."
    Im nächsten Augenblick erlosch das Holo, und die Tonübertragung stoppte.
    Scot Elien, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte und nur noch wenige Meter von der Bühne entfernt war, sah jedoch, dass Polm Ombar noch weiterredete. Trotz der Lautstärke, mit der sich der Revisor naturgemäß äußerte, drang keine Silbe zu ihm durch. Offenbar hatte er ein Akustikdämpfungsfeld um sich und den Enthonen gelegt, damit niemand hörte, was er mit dem Greis besprach.
    Gerade als Farigu die Bühne erreichte, schlurfte Fincan Kaldori in Richtung der Kavernen davon, wo er sich zweifellos per Transmitter zum Mond der Enthonen abstrahlen würde. Offensichtlich ging ihm der Enthone aus dem Weg.
    Na schön. Er würde keine Begegnung erzwingen.
    Schade, dass der Alte seine ganze Dramaturgie durch diese typische Nicht-Antwort gestört hatte. Er hatte den Enthonen falsch eingeschätzt, sich nicht mehr daran erinnert, dass Kaldori zwar alt und hinfällig sein mochte, aber dennoch listig und klug war. Insofern hatte der Enthone dem Patronatskandidaten eine Schlappe beigebracht.
    Selbstverständlich verhielten sich die Enthonen in allen aktuellen Fragen neutral – es passte nicht zum ehrwürdigen Wesen dieses Volkes, sich einzumischen, nachdem sie sich offiziell zurückgezogen hatten. Die Zeit, in der sie aktiv Politik betrieben hatten, war vorüber. Kaldoris Auftritt hatte lediglich dazu gedient, die Zukunft der Friedensfahrer an sich zu sichern – und Scot Elien wusste genau, dass Kantiran sich dieses Schlagworts genauso bediente wie er selbst, nur aus einem völlig anderen Blickwinkel.
    Einer der neuen Garanten aus dem letzten Wahlgang schwebte hinter das Hauptrednerpult. Es war der Ichthoyde Woizeah in seinem Wassertank, durch den unablässig Luftblasen blubberten und dessen Innenseiten mit Algen bewachsen waren.
    „Die Garanten haben eine Tagesordnung und eine Rednerliste erarbeitet", sagte Woizeah, indem er das Wasser mit seinem Ultraschallorgan in Schwingungen versetzte, die von einem Sensor in Thonisch verwandelt wurden. „Wir begreifen dies nicht als notwendige Pflicht, die in allen Punkten eingehalten werden muss, aber doch als nützliche Orientierung, da nur wenig Zeit bis zur eigentlichen Wahl bleibt. Als erster Hauptredner dieser Vorversammlung wird Farigu Scot Elien sprechen. Ich muss ihn nicht vorstellen, ihr kennt ihn alle."
    Scot Elien ging mit gemessenen Schritten und hoch aufgerichtet auf das Rednerpult zu. Sein Anblick war das glatte Gegenteil von Fincan Kaldoris Erscheinung, das wusste er, und damit spielte er ganz bewusst. Kaldori war schwach, er stark. Kaldori war die Vergangenheit, er die Zukunft.
    An seinem Ziel angekommen, schaute er sich im Raum um. Man zollte ihm durchaus die nötige Aufmerksamkeit.
    Er zog den Umhang glatt, was vollkommen unnötig war, da er dank der auf ihn maßgeschneiderten Hightech-Passform stets absolut perfekt saß.
    „Friedensfahrer stiften Frieden", sagte er und wartete eine kunstvolle Pause lang ab, ehe er wiederholte: „Friedensfahrer stiften Frieden, wenn Gewalt und Krieg drohen. Friedensfahrer verstehen sich als Helfer und

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